Apache bleibt gleich Amazon Prime Video
© Nepomuk Fischer

Apache bleibt gleich

Apache bleibt gleich Amazon Prime Video
„Apache bleibt gleich“ // Deutschland-Start: 23. September 2022 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Seit 2018 veröffentlicht der Mannheimer Rapper Apache 207, mit bürgerlichem Namen Volkan Yaman, eine erfolgreiche Single nach der anderen. Wie aus dem Nichts begeistert er die Massen und ist heute aus der deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken. Es folgen Nummer-1-Alben, sowie die erste eigene Stadiontour, was für einen Künstler, der erst seit so kurzer Zeit bekannt ist, eine enorme Hausnummer ist. Doch die 2020 einsetzende Pandemie macht Volkan einen Strich durch die Rechnung und so dauert es ganze zwei Jahre, bis Apache 207 endlich das erste Mal vor seinen Fans performen darf. Bei dem ganzen Erfolg ist es jedoch verwunderlich, dass der Rapper noch nie per Interviews mehr über sich preisgeben lies. Apache bleibt gleich bietet nun endlich erste Einblicke in das Leben des Künstlers. Was macht der Erfolg mit Menschen und wie bleibt man bei so einem rasanten Aufstieg auf dem Boden? Diesen und weiteren Fragen stellt sich Volkan in der nun bei Amazon Prime Video erschienen Dokumentation.

Märchenhafter Aufstieg

Es ist schon eine Geschichte, die märchenhafte Züge annimmt. In ärmlichen Verhältnissen mit Mutter und Bruder aufgewachsen, als eines der wenigen Kinder in seinem Viertel das Abitur geschafft und dann mit unkonventionellem Rap in Nullkommanichts berühmt geworden. Doch Volkan Yaman ist sehr darauf bedacht, seine Lebensgeschichte nicht zu überdramatisieren. Seine Kindheit ist für ihn nicht schreckliche Vergangenheit, sondern Teil seiner Identität. Wenn er sich gemeinsam mit seinem Bruder Hakan an vergangene Zeiten zurückerinnert, so überwiegen immer wieder die schönen Momente – vielleicht war er nie so glücklich wie damals.

Inszeniert ehrlich

Allgemein ist Apache bleibt gleich eine doch sehr persönliche Dokumentation, obwohl zu Beginn eher ein gegenläufiger Eindruck entsteht. So ist der Film keine Doku im klassischen Sinn, bei der von außen das Leben und Schaffen des Protagonisten erzählt wird und durch Interviews und Aufnahmen unterfüttert wird. Viel eher inszeniert sich der Rapper selbst, lässt hier und da zwar Kollegen und Freunde zu Wort kommen, ist im Großen und Ganzen aber deutliche Hauptrolle in seiner eigenen Geschichte. Und genau das führt zu diesem faden Beigeschmack, der zu Beginn vermuten lässt, dass Zuschauende nur das zu Gesicht bekommen, das sie auch sehen sollen. Daraus wird schnell ersichtlich, dass Volkan Yaman enorm bedacht auf seine Medienpräsenz zu sein scheint. Auch führt die Art und Weise der Inszenierung dazu, dass Kritik an seiner Musik oder Person unkommentiert bleibt, bzw. nicht gezeigt wird. Streitbare Punkte bietet seine Persönlichkeit dabei durchaus, deren Aufarbeitung die Dokumentation leider vermissen lässt.

Doch nach einiger Zeit beginnt Apache dann ehrlicher zu werden. Wo am Anfang einzelne Szenen noch stark durchgeplant und inszeniert wirken, werden im späteren Verlauf die mitgefilmten Schnipsel ungeschönter und dadurch persönlicher. Immer mehr rücken oberflächliche Themen, wie teure Autos oder Klamotten in den Hintergrund und werden von großen Fragen verdrängt. Was macht die Berühmtheit, oder wie Volkan es nennt, der Fame mit einem? Apache redet dann immer mehr darüber, unter was für einem Erfolgsdruck er leidet, nachdem seine ersten Lieder alle unglaublich erfolgreich wurden. Bedenken und Ängste entstehen, einmal nicht mehr das zu produzieren, was die Fans hören wollen – die Angst vor der Irrelevanz eben. Und auch die Furcht vorm Abheben steht allgegenwärtig im Raum. So nimmt auch die Frage danach, wie man es bei all dem Trubel um die eigene Person schafft, emotional auf dem Boden zu bleiben, einigen Raum in der Dokumentation ein. Und nicht nur dort, sondern auch im Kopf des Rappers ist diese Frage immer anwesend, ist doch in einem seiner meist gehörtesten Songs Roller immer wieder die Zeile „Apache bleibt gleich“ zu hören, die zeitgleich auch den Titel des Films markiert.

Credits

OT: „Apache bleibt gleich“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Nepomuk Fischer
Drehbuch: Nepomuk Fischer, Elena Gruschka, Andrej Jelic
Musik: Luis Cruz, Tai Jason, Maximilian Wanninger, Lionel Wharton
Kamera: Nepomuk Fischer
Mitwirkende: Apache 207, Bausa, Hakan Yaman, Johannes Götz, Xatar, Loredana, Lucry, Sonuso30

Bilder

Trailer

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Apache bleibt gleich
fazit
Normalerweise bekommen Künstler erst eine Dokumentation, wenn sie entweder verstorben oder schon sehr lange im Geschäft sind. Der Rapper Apache 207 ist keines von Beidem, dennoch rechtfertigt sich das Beleuchten seiner Geschichte durch seinen rasanten Aufstieg, der seit 2018 stetig anhält. „Apache bleibt gleich“ ist dabei offensichtlich inszeniert, lässt dadurch keinen Platz für Kritik oder Schattenseiten, widmet sich allerdings dennoch auch persönlichen und emotionalen Themen, wie der dauerhafte Erfolgsdruck.
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5.1