Jarhead Willkommen im Dreck
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Jarhead – Willkommen im Dreck

Jarhead Willkommen im Dreck
„Jarhead – Willkommen im Dreck“ // Deutschland-Start: 5. Januar 2006 (Kino) // 4. Mai 2006 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als Anthony Swofford (Jake Gyllenhaal) bei seinem Eintritt in das United States Marine Corps mit den Worten „Willkommen im Dreck“ begrüßt wird, ist ihm eigentlich schon klar, dass er wahrscheinlich einen schweren Fehler gemacht hat. Die Ausbildung ist für ihn eine Aneinanderreihung von Erniedrigungen und Beleidigungen, meist direkt von seinen Ausbildern. Selbst eine vorgetäuschte Krankheit ihn nicht davor bewahren, dass er zu einem Trupp Scharfschützen beordert wird. Dort lernt er mit Corporal Alan Troy (Peter Sarsgaard) endlich jemanden kennen, der so etwas wie ein Freund für ihn wird, sodass sie beiden schließlich gar von ihrem Ausbilder, Sergeant Sykes (Jamie Foxx), zu einem Team gemacht werden. Der Einsatz, auf den sie wie auch ihre Kameraden so sehnlich hoffen, lässt dann auch nicht mehr lange auf sich warten, denn als der Irak Kuwait überfällt, beordert die US Armee gleich mehrere Truppenverbände in das Land. Anstatt dort aber in Gefechte verwickelt zu sein, sitzen die Soldaten ihre Zeit nur ab, müssen immer wieder dieselben Trainingsroutinen über sich ergehen lassen und bewachen in erster Linie die Ölquellen des Landes.

Übergangsriten

Als Antony Swofford 1990 seinen Militärdienst antrat, wurde er einer von vielen Soldaten, die bei der Operation Desert Storm gegen das Regime des damaligen Militärherrschers Saddam Hussein vorgingen. In Jarhead – einer umgangssprachlichen Bezeichnung für einen US-Marine – legte er seine Erfahrungen über seine Zeit in Kuwait und dem Irak dar. Das Buch wurde von der Kritik gelobt, weil es einen „Übergangsritus“ beschreibt, den vor allem Soldaten durchleben müssen. Doch in den Händen von Drehbuchautor William Broyles Jr. und Regisseur Sam Mendes (Road to Perdition, American Beauty) wurde daraus eine politische Metapher für die Situation der USA zu Beginn der 2000er Jahre.

Eingerahmt durch den Off-Kommentar des von Jake Gyllenhaal gespielten Swoffords begleiten wir den jungen Mann hin zu einer gleich zu Anfang formulierten Aussage, dass ein Soldat, egal, was er in seinem späteren Leben tut, niemals das Gefühl vergisst, eine Waffe zu tragen. Bereits in der Grundausbildung – einer Sequenz, die in vielerlei Hinsicht an Stanley Kubricks Full Metal Jacket erinnert – wird Swofford, wie auch seinen Kameraden, die unbedingte Loyalität und das Befolgen von Befehlen eingebläut, teils durch harte Bestrafung, unermüdliche Drills und Demütigungen. Das Verständnis der Geschichte als die Erzählung um einen Ritus haben Broyles und Mendes übernommen und zeigen, wie der Protagonist zu eben jenem Typ Soldat wird, den seine Ausbilder haben wollen. Der Unterschied zu anderen Anti-Kriegs-Filmen ist jedoch, dass die Absurdität und das Bizarre dieses Verhaltens mehr als deutlich wird, als die Männern in den Krieg ziehen.

Ein Prozess der Entfremdung

Die Bilder von Kameramann Roger Deakins fangen diese Ödnis der Wüste ein, die wie eine Metapher für die Situation der Soldaten wird. Immer mehr gleich diese Ausgangslage einem absurden Szenario, in dem die Figuren wie die Helden eines Theaterstücks von Samuel Beckett auf das Eintreffen von etwas warten, was niemals kommen wird. Als dieses Ereignis dann doch eintritt, im letzten Akt des Filmes, wird man als Zuschauer ebenso von der Brutalität geschockt wie einige der Männer. Jake Gyllenhaal ist eine Art Wiedergänger jenes Typus Held, der für das Kino von Mendes typisch ist. Passenderweise liest er zu Anfang in Albert CamusDer Fremde von einem Mann, dessen Spiegelbild schon bald ihm entgegenblicken wird, denn auch er durchläuft jenen Prozess der Entmenschlichung und Distanzierung, der ihn selbst befremdet und selbst schreckliche Dinge tun lässt.

Die Geschichte Swoffords verstehen Film wie Vorlage als eine Beispielerzählung, wie es vielen jungen Menschen geht, die in einer ähnlichen Situation waren. Fragen nach dem Sinn des Krieges werden zu einer Frage nach dem Sinn des Daseins an sich, wenn das Ziel letztlich ist, überhaupt noch einmal seine Waffe abzufeuern, auch wenn es nur in die Luft ist.

Credits

OT: „Jarhead“
Land: USA
Jahr: 2005
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: William Broyles Jr.
Vorlage: Antony Swofford
Musik: Thomas Newman
Kamera: Roger Deakins
Besetzung: Jake Gyllenhaal, Peter Sarsgaard, Lucas Black, Jamie Foxx, Chris Cooper

Trailer

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Jarhead – Willkommen im Dreck
Fazit
„Jarhead – Willkommen im Dreck“ ist ein Kriegsdrama über einen Prozess der Entfremdung, der eines Menschen und vielleicht auch eines ganzen Landes. Eindrucksvolle Bilder und eine tolle Darstellung Jake Gyllenhaals als Protagonist zum Trotz ist „Jarhead“ der wohl eigenwilligste und kontroverseste Eintrag in Sam Mendes’ Filmografie.
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