An Unfinished Life Ein ungezähmtes Leben
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Ein ungezähmtes Leben

An Unfinished Life Ein ungezähmtes Leben
„Ein ungezähmtes Leben“ // Deutschland-Start: 24. November 2005 (Kino) // 14. August 2006 (DVD)

Inhalt / Kritik

Der alte Griesgram Einar Gilkyson (Robert Redford) lebt die letzten Jahre in seinem Leben auf seiner Farm in Wyoming, zusammen mit seinem Freund Mitch Bradley (Morgan Freeman), welcher nach einem Bärenangriff schwer verwundet wurde und täglich gepflegt werden muss. Als eines Tages Einars Schwiegertochter Jean (Jennifer Lopez) mit der Enkelin Griff (Becca Gardner) vor der Tür steht, die sich auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann Gary (Damian Lewis) befindet, ist die Überraschung groß. Lang ist es her, dass sich beide gesehen haben, nachdem Einars Sohn bei einem Unfall ums Leben kam, für den Einar Jean verantwortlich macht. Wenig verwunderlich gibt es da jede Menge Spannungen, weshalb Einar die beiden am liebsten direkt wieder wegschicken würde. Überrascht, dass er eine Enkelin hat, beschließt er jedoch die beiden aufzunehmen. Aus dem ursprünglichen Plan Jeans – sie will nur einen Monat bleiben oder zumindest so lange, bis sie etwas Geld angespart hat – werden jedoch Monate. So kommen sich Vater und Schwiegertochter jeden Tag näher, um die Vergangenheit aufzuarbeiten, während Griff sich erst einmal an die Tatsache, dass sie einen Großvater besitzt, das ländliche Leben und den kranken Mitch gewöhnen muss.

Rührendes Familiendrama

Das Faible des schwedischen Filmregisseurs Lasse Hallströms für bewegende Filme ist nichts Neues, wenn man an seine erfolgreichen Dramen wie Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa (1993) oder Gottes Werk & Teufels Beitrag (1999) zurückdenkt. Von Ein ungezähmtes Leben (2005) kann man daher das Gleiche erwarten, was sich schon in den ersten Minuten bemerkbar macht: ein langsames Pacing, eine tolle ländliche Atmosphäre und eingängige Melodien. Hallström bleibt sich so seiner filmischen Handschrift treu und setzt auf sein herkömmliches Erfolgsrezept.

Das einzige Manko dabei: Währendem seine herausragenden Werke große magische Filmmomente zwischen zwei Protagonisten festhalten, sei es jetzt im Falle Gilbert Grape (Johnny Depp und Leonardo DiCaprio) oder Gottes Werk & Teufels Beitrag (Tobey Maguire und Michael Caine), so sieht dies bei Ein ungezähmtes Leben ganz anders aus. Statt zwei Charakteren, gibt es hier eine ganze Handvoll, angefangen von den Familienmitgliedern, bis hin zum Sherif Crane Curtis (Josh Lucas) und dem brutalen Ex-Mann Gary, wodurch sich die Emotionalität auf alle Charaktere verteilt. Hallström wechselt daher immer wieder die Personen und will die ganzen Beziehungen, die sich entwickeln, alle gleichermaßen festhalten. Bei der Herausforderung, alles geschickt zusammen zu bringen, wurde jedoch einiges verspielt. Die Sympathie zwischen Enkelin Griff und Mitch, die sich langsam aufbaut, ist in der Gesamtheit dadurch wenig erwähnenswert, ebenso im Falle von Griff und Einar.

Im Schatten seiner Vorgänger

Während die Figuren zueinander finden, um die Vergangenheit aufzuarbeiten, folgt simultan eine Art Erlösungsgeschichte um Mitch und den Bären, der ihn einst angegriffen hat. Da man nicht sagen kann, wie tiefgehend die gleichnamige Romanvorlage An Unfinished Life von Mark Spragg in dem Punkt ist, fühlt sich diese Sidestory jedoch zuweilen unnötig an. Wie bei Ainar, der lernen muss von der Vergangenheit loszulassen, sind es so auch alle anderen Charakteren, die in irgendeiner Form nach Vergebung oder Erlösung suchen. Zeit, um jede einzelne Geschichte tiefgreifend unter die Lupe nehmen, nimmt sich Hallström gegen Ende hin jedoch immer weniger.

Das Familiendrama, welches zu Beginn gelungen etabliert und in der Mitte solide ausgebaut wird, verspielt gegen Ende hin somit deutlich an Potential, was aber auch an der relativ kurzen Laufzeit von etwa 100 Minuten liegen mag. Wie bei einem Jonglierspiel knallen die Figuren letzten Endes lieblos zu Boden – zumal es nach dem letzten Schlusswort keine fünf Sekunden dauert, bis der Abspann einsetzt. Etwas mehr Feingefühl hätte da beileibe nicht geschadet. Im Vergleich zu Hallströms anderen Werken ist Ein ungezähmtes Leben damit nur zweitklassisch. Es mangelt an der notwendigen Emotionalität, wenn man dies einmal mit dem traurigen Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft vergleicht. Wer sich jedoch mit der Filmographie des zweifach Oscar-nominierten Filmregisseurs näher auseinandersetzen will, der sollte dem Familiendrama durchaus eine Chance geben.

Credits

OT: „An Unfinished Life“
Land: USA
Jahr: 2005
Regie: Lasse Hallström
Drehbuch: Mark Spragg, Virginia Korus Spragg
Vorlage: Mark Spragg
Musik: Deborah Lurie
Kamera: Oliver Stapleton
Besetzung: Robert Redford, Jennifer Lopez, Morgan Freeman, Josh Lucas, Damian Lewis, Becca Gardner

Trailer

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Ein ungezähmtes Leben
Fazit
Ein alter Griesgram erfährt, dass er eine Enkelin hat, und kommt dadurch auch einer entfremdeten Schweigertochter näher. „Ein ungezähmtes Leben“ ist ein ganz schönes Drama, das aber trotz Starbesetzung das eigene Potenzial zu wenig nutzt.
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