When I Consume You
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When I Consume You

When I Consume You
„When I Consume You“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik 

Die Geschwister Wilson (Evan Dumochel) und Daphne (Libby Ewing) scheinen seit Kindestagen von einer dunklen Macht verfolgt zu werden, die ihr Leben bestimmt. Beide sind finanziell und gesellschaftlich am Rand der Gesellschaft und schaffen es nicht, sich von der vereinnahmenden Macht zu lösen. Nach einem einschneidenden Ereignis beschließt Wilson, das zu ändern.

Ein realer Albtraum

Regisseur und Drehbuchautor Perry Blackshear (They Look Like People) thematisiert in seinem neuen Film Sucht, Trauma, Rachegelüste und eigentlich alles, was sich in Form von persönlichen Dämonen abbildet. Das Ganze geschieht mit einem hohen Maß an Metaphorik und Ambiguität, sodass When I Consume You nicht nur durch seine schwere Thematik und sein langsames Pacing ein nur schwer zugänglicher Film ist.

Immer wieder ist es unklar, ob Dinge wirklich geschehen, in welchen zeitlichen Dimensionen alles stattfindet oder was die genauen Hintergründe sind. Das Ziel ist dabei eindeutig, den Schmerz und die emotionale Orientierungslosigkeit der Figuren zu transportieren. Gefangen in einem realen Albtraum, der sich atmosphärisch zu den Werken de Goyas und Füsslis reiht.

Wenn man es schafft, sich darauf einzulassen, belohnt When I Consume You durchaus und entwickelt sich zu einem sehr interessanten Psycho-Horrorfilm, der zu keinem Zeitpunkt zu einem plumpen Gruselfest wird. Stattdessen beruft er sich auf seine düstere Atmosphäre und ein Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber einer unbegreiflichen, erdrückenden und überwältigenden Macht. Zwar ist der Film an einigen Stellen zu langatmig und an anderen wiederum zu überladen, trotzdem gelingt es Blackshear weitestgehend, die Themen, die er in When I Consume You andeutet, auch sinnvoll zu Ende zu führen.

Abwärtsspirale

Denn gerade, weil er so uneindeutig ist, zeigt When I Consume You sehr eindrucksvoll die Wirkungsweisen und Manifestierung persönlicher Dämonen. Wie bei so vielen Menschen bildet sich auch bei Wilson und Daphne durch gesellschaftliche Ablehnung und gescheiterte Traumabewältigung eine komplexe Abwärtsspirale psychischer Probleme, der kaum noch zu entkommen ist.

In welcher expliziten Form sich die Abwärtsspirale manifestiert, ist zweitrangig. Die Flucht in Rauschmittel- und Gewaltexzesse werden bei beiden angedeutet, gleichzeitig wird aber auch die Verschiedenheit der beiden Geschwister gezeigt. Für beide sind traumatische Erlebnisse seitens der Eltern während ihrer Kindheit der Ausgangspunkt, dennoch ist die Entwicklung beider verschieden verlaufen. So könnte man sagen, dass Wilson nicht erwachsen geworden ist, während Daphne zu schnell erwachsen geworden ist. Es zeigt sich die Vielschichtigkeit solcher Abwärtsspiralen und zugleich die Ähnlichkeit dieser in ihrem Kern.

Entsprechend ist eine große Stärke des Films seine Offenheit für verschiedene Assoziationen zum grundsätzlichen Themenkomplex. Er erlaubt individualistische sowie gesellschaftliche Sichtweisen und spielt regelrecht mit einer Mischung aus beidem. Dabei bewegt er sich stets an der Grenze zum Chaotischen und Überfrachteten.

Überambitioniert?

Ein Grund für diese Überfrachtung ist auch die sehr ambitionierte Inszenierung. Schnitt, Kamera und Musik variieren stark in Expressivität und Rhythmus. So folgen auf ruhige, nachdenkliche Szenen schnell geschnittene Montagen oder Plansequenzen, bei denen den Figuren mit Handkamera gefolgt wird. Nicht immer gelingt es When I Consume You dabei, die Balance zwischen diesen Momenten zu finden.

Trotzdem gehört die Inszenierung gelobt. Immer wieder schafft es der Film, die richtigen Akzente zu setzten und seine Thematik nicht aus dem Auge zu verlieren. Bemerkenswert ist außerdem die Belichtung, die den Film trotz seines geringen Budgets sehr wertig wirken lässt. Das ist insbesondere deshalb von Vorteil, weil sich das geringe Budget an anderer Stelle durchaus bemerkbar macht. So sind das Schauspiel und die Dialoge ziemlich inkonsistent und reichen von beeindruckend bis ziemlich misslungen. Insgesamt überwiegt jedoch das Positive, sodass When I Consume You ein toller Beitrag zum Indie-Kino ist. Gerade die Art der porträtierten Angst wirkt sehr unverbraucht und nahbar und ist auf jeden Fall zu loben.

Credits

OT: „When I Consume You“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Perry Blackshear
Drehbuch: Perry Blackshear
Kamera: Perry Blackshear
Musik: Mitch Bain
Besetzung: Evan Dumochel, Libby Ewing, MacLeod Andrews, Margaret Ying Drake, Jeff Musillo

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When I Consume You
Fazit
„When I Consume You“ ist ein atmosphärischer Psycho-Horrorfilm, der an einigen Stellen etwas zu überambitioniert ist und sein geringes Budget zum Vorschein bringen lässt, beides in anderen Momenten aber auch wieder wettmachen kann. Dazu kommt ein gelungener und recht erfrischender Umgang mit einer sehr komplexen Thematik.
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