Garderie Nocturne - Night Nursery
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Garderie Nocturne – Night Nursery

Inhalt / Kritik

Garderie Nocturne Night Nursery
„Garderie Nocturne – Night Nursery“ // Deutschland-Start: 6. Januar 2022 (Kino)

Es gehört zu den immer wieder in den letzten Jahren aufgegriffenen Themen, welche Gesellschaft und Politik beschäftigen: das Versprechen, dass alle einen Platz in einer Kindertagesstätte haben. Schließlich ist es heute wichtig wie nie, gerade bei Frauen, Beruf und Familie unter einen Hut bekommen zu können. Das gilt auch, selbst wenn das für manche etwas komisch klingen könnte, für Frauen, die als Prostituierte arbeiten. Wobei ihr Fall nicht der Tätigkeit wegen ein Sonderfall ist, sondern wegen der Arbeitszeiten. Denn während andere gegen Abend aus den Büros oder sonstigen Arbeitsplätzen zurückkehren und sich wieder um die Kinder kümmern können, da fängt bei Sexarbeiterinnen die Hochphase erst an. Das kann für alleinerziehende Mütter zu einem echten Problem werden.

Garderie Nocturne – Night Nursery erzählt von einer Lösung dieses Problems, wenngleich einer etwas notdürftigen. Genauer nimmt uns Regisseur Moumouni Sanou mit nach Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt in Burkina Faso. Dort lernen wir Frau Coda kennen, die sich speziell um Kinder von Prostituierten kümmert. Das ist dort noch einmal ein ganzes Stück wichtiger als bei uns, keine der Frauen kann auf Absicherungen jeglicher Art hoffen. Der Film befasst sich dabei jedoch weniger mit dem gesellschaftlichen Aspekt, diskutiert nicht, wie den Frauen geholfen werden sollte. Genauso wenig wird in irgendeiner Form darüber debattiert, ob Sexarbeit moralisch zu vertreten ist oder nicht. Hier gibt es keine Verurteilungen oder überhaupt Urteile.

Die Geschichten der Frauen

Stattdessen interessiert sich Sanou für die Frauen, sowohl Coda wie auch einige, die ihre Dienste in Anspruch nehmen. Diese haben gleichzeitig sehr viel zu erzählen und irgendwie nichts. Zwischendurch packen sie Geschichten aus, die von den Herausforderungen und Schwierigkeiten erzählen, mit denen sie zu tun haben. Mit den Nöten und Sorgen, die mit ihrem Leben verbunden sind. An einer Stelle von Garderie Nocturne – Night Nursery geht es beispielsweise um eine Frau, die ihr Kind eigentlich nur für eine Nacht abgeben wollte, danach aber lange komplett verschwand, weil sie eigenen Aussagen zufolge Ärger mit den Papieren hatte. Genauso kann es aber auch um alltägliche, fast schon banale Dinge gehen, die ebenso selbstverständlich ihren Platz in dem Dokumentarfilm finden.

So oder so behält der Film, der auf der Berlinale 2021 lief, seine ruhige Art bei. Ganz unaufgeregt und beiläufig gibt uns Garderie Nocturne – Night Nursery Einblicke in Leben, die gleichermaßen fremd und vertraut sind. An der einen oder anderen Stelle wäre es dabei schon nicht verkehrt gewesen, vielleicht doch mal nachzufragen und Themen zu vertiefen. Die gerade mal 67 Minuten lange Doku ist da dann doch nicht mehr als eine Momentaufnahme. Aber es ist eine, die sich lohnt: Sanou begegnet seinen Protagonistinnen mit viel Respekt und Sensibilität, hört ihnen zu, gibt ihnen eine Möglichkeit, tatsächlich einmal selbst etwas zu sagen und ihre Erfahrungen zu schildern, die sonst hinter einer Mauer des Schweigens verborgen bleiben.

Credits

OT: „Garderie Nocturne“
Land: Burkina Faso, Deutschland, Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Moumouni Sanou
Kamera: Pierre Laval

Bilder

Trailer

Filmfeste

Berlinale 2021

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„Garderie Nocturne – Night Nursery“ nimmt uns mit nach Burkina Faso, wo eine Frau sich um die Kinder von Prostituierten kümmert, während die Mütter arbeiten. Unaufgeregt und ohne jegliches Urteil lässt der Dokumentarfilm die Protagonistinnen zu Wort kommen. Auch wenn manchmal ein Nachfragen interessant gewesen wäre, sehenswert ist das hier auch so.
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