Bloody Hell – One Hell of a Fairy Tale
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Bloody Hell – One Hell of a Fairy Tale

Inhalt / Kritik

Bloody Hell
„Bloody Hell“ // Deutschland-Start: 24. September 2021 (DVD/Blu-ray)

Das war irgendwie zur falschen Zeit am falschen Ort. Eigentlich war Rex (Ben O’Toole) nur in der Bank, in der Hoffnung, mit einer der Angestellten anbändeln zu können. Stattdessen muss er sich plötzlich mit Bankräubern herumplagen, die genau zu dem Zeitpunkt reinplatzen. Für Rex ist das die Gelegenheit, sich als echter Held zu präsentieren. Dachte er zumindest. Tatsächlich spielt er eine entscheidende Rolle bei der Lösung der Situation. Dummerweise ist die aber so rabiat, dass er anschließend in den Knast wandert. Als er einige Jahre später wieder aus diesem entlassen wird, will er erst einmal alles hinter sich lassen und an einen Ort gehen, wo ihn niemand kennt. Warum nicht Finnland? Das stellt sich jedoch als eine der dümmsten Entscheidungen in seinem Leben heraus, was bei ihm schon was heißen will. Denn nur wenig später wird er entführt und von einer Familie in deren Keller gefangen gehalten …

Hilfe, mörderische Provinzbekloppte!

Sie gehören fest zum Horror-Genre dazu: Backwoods-Filme, bei denen die Protagonisten und Protagonistinnen aufs Land fahren und dabei irgendwelchen Hinterwäldlern in die Hände fallen. Die wollen sie manchmal quälen, oft gleich töten. Dann und wann ist der Tötungsakt nur ein Mittel zum Zweck, um sie anschließend zu verputzen – siehe etwa The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen oder Wrong Turn. Grundsätzlich geht Bloody Hell in eine recht ähnliche Richtung. Zwar sind wir hier mal nicht in der grenzdebilen Provinz Nordamerikas unterwegs, sondern in Finnland. Aber das muss ja nichts heißen, Bekloppte gibt es schließlich überall, wie Rex und damit das Publikum feststellen müssen. Vorzeichen, dass diese Reise ziemlich schief gehen könnte, gibt es zwar früh, noch bevor unser Held an seinem Ziel ankommt. Aber wie das in dem Genre so ist: Warnungen werden grundsätzlich nicht ernst genommen, bis es zu spät ist.

Und doch hat Drehbuchautor Robert Benjamin gar nicht vor, sich an diese Gepflogenheiten des Horrorgenres zu klammern. So dauert es beispielsweise ungewöhnlich lang, bis Rex in der angesprochenen Bredouille landet. Stattdessen erzählt Bloody Hell lang von dem Banküberfall, aber auch den anschließenden Erfahrungen, vom Knast bis zum Paparazzi-Intermezzo. Und es bleibt nicht bei dem langen Intro. Immer wieder wird der Überlebenskampf von Rex durch Rückblicke auf die Bank unterbrochen. Beispielsweise erfahren wir erst im weiteren Verlauf, warum er denn im Gefängnis gelandet ist und was genau er getan hat. Weshalb man sich hier für eine solche Erzählstruktur entschied, wird nicht so recht klar. Für die Handlung selbst ist die Vorgeschichte nahezu unwichtig. Sie dient allenfalls dazu, den Gefangenen näher vorzustellen.

Der doppelte (Nicht-)Held

Dieser ist dann auch das Highlight des Films. Rex ist so durchgeknallt, dass es eigentlich überhaupt keine anderen Figuren in der Geschichte braucht. Er kann die Szenen ganz allein füllen und erhält dabei Unterstützung durch sich selbst. Tatsächlich werden die anderen über weite Strecken dann auch seltsamerweise komplett ignoriert. Allenfalls Alia (Meg Fraser), die vergleichsweise normale Tochter der bekloppten Finnen, bekommt noch ein wenig Porträtierung und Zeit im Mittelpunkt zugestanden. Die restliche Familie schwirrt irgendwo im Haus herum, wo sie als eher abstrakte Gefahr lauert. Nur selten kreuzen sich ihre Wege mit denen ihres Gefangenen. Wo Backwoods-Horrorfilme normalerweise immer weiter zulegen und ein Opfer nach dem anderen einfordern, geschieht in Bloody Hell kaum etwas.

Das ist auch deshalb überraschend, weil Rex als impulsiver Möchtegernheld beschrieben wird, der für eine gute Tat schon mal über Leichen geht. Nicht weil er es muss, sondern weil er es will. So jemanden auf die Killerfamilie loszulassen, versprach ein ziemliches Massaker. Aber erst zum Ende hin erfüllt Bloody Hell diese Erwartungen. Und selbst dann bleibt das Vergnügen kurz. Damit kann man dann trotz allem Spaß haben, die betont humorvoll gestaltete Kellertortur hat eine Reihe amüsanter Auseinandersetzungen zur Folge. Vor allem hat Hauptdarsteller Ben O’Toole offensichtlich viel Spaß dabei gehabt, wenn er Streitgespräche mit sich selbst führt und nach einem Ausweg aus der Lage sucht.

Eskalation des Stillstandes

Zumindest teilweise überträgt sich dieser Spaß auch auf das Publikum. Da sind eine Reihe von Szenen dabei, die schon gut unterhalten. Insgesamt bleibt Bloody Hell dann aber doch unter den Möglichkeiten. Die eigentlich zu erwartende Eskalation tritt nie ein. Es kommt nicht zu dem Überlebenskampf, den ein solches Szenario naheliegend macht. Durch die ständigen Wechsel in der Zeit tritt die Geschichte viel zu lange auf der Stelle. Auch der Humor lässt ein wenig Abwechslung vermissen. So unterhaltsam es anfangs ist, dem psychotischen Möchtegern-Helden zuzusehen, da hätte schon noch mehr passieren dürfen. Das ist dann zwar alles zusammen genommen schon noch eine nette Horrorkomödie, die vereinzelt aufzeigt, was alles drin gewesen wäre. Irgendwie ist der Film aber schon vorbei, bevor es zum Wesentlichen kommt.

Credits

OT: „Bloody Hell“
Land: Australien, USA
Jahr: 2020
Regie: Alister Grierson
Drehbuch: Robert Benjamin
Musik: Brian Cachia
Kamera: Brad Shield
Besetzung: Ben O’Toole, Caroline Craig, Matthew Sunderland, Travis Jeffery, Jack Finsterer, Meg Fraser

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„Bloody Hell“ ist eine nette Horrorkomödie um einen psychotischen Möchtegernhelden, der erst an Bankräuber gerät, dann an die Polizei, später an Paparazzi und schließlich an eine mörderische Familie. Das ist durch die vielen Zeitsprünge ein wenig wirr und nicht sonderlich zielführend. Vereinzelt ist der Film aber schon unterhaltsam, auch weil Hauptdarsteller Ben O’Toole selbst viel Spaß beim Dreh hatte.
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