Matilda
© 1996 TriStar Pictures

Matilda

Inhalt / Kritik

Matilda
„Matilda“ // Deutschland-Start: 29. März 1997 (Kino) // 15. Mai 1998 (DVD)

Für Harry Wurmwald (Danny DeVito) gibt es nur zwei Dinge im Leben, die für ihn etwas zählen. Da wären zum einen seine Autos, die er verkauft und bei dessen Zustand er das mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Und da ist der Fernseher, vor dem er es sich jeden Abend mit seiner Frau Zinnia (Rhea Perlman) gemütlich macht. Mit seiner Tochter Matila (Mara Wilson) kann er hingegen so gut wie gar nichts anfangen. Denn die steckt ihre Nase lieber in Bücher anstatt fernzusehen und träumt davon, aufs College zu gehen. Als ob das jemand gebrauchen könnte! Immerhin, nach einigem hin und her darf sie endlich zur Schule, so wie sie es sich schon seit Längerem gewünscht hat. Ganz so toll wie erhofft ist das dort aber nicht. Während ihre Lehrerin Fräulein Honig (Embeth Davidtz) mit großem Eifer und Einfühlungsvermögen ihren Unterricht führt, ist die Direktorin Agatha Knüppelkuh (Pam Ferris) ein echter Alptraum, der unentwegt die Kinder unterdrückt und beschimpft. Doch dann entdeckt Matilda, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügt …

Ein vergessener Geheimtipp

Als Schauspieler hat Danny DeVito ohne Zweifel Großes erreicht, sei es in den Sitcoms Taxi und It’s Always Sunny in Philadelphia, den Abenteuerkomödien Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten und Jumanji: The Next Level oder auch der düsteren Comic-Adaption Batman Returns. Seiner Karriere als Regisseur hingegen war nicht so viel Glück beschieden. Während seine bitterböse Ehefarce Der Rosen-Krieg zu einem echten Hit wurde, sind die meisten seiner anderen Regie-Arbeiten in Vergessenheit geraten, enttäuschten an den Kinokassen, stießen bei der Kritik auf wenig Resonanz. Eine Ausnahme hierbei ist Matilda aus dem Jahr 1996. Zwar waren die Einspielergebnisse ernüchternd, aber die Besprechungen waren alle wohlwollend. Der Film gilt heute als Geheimtipp.

Tatsächlich ist die Geschichte um ein Mädchen, das lernen muss, sich gegen gleichgültige Eltern und eine diktatorische Schuldirektorin durchzusetzen, noch immer sehenswert. Das Alter merkt man Matilda dabei durchaus an, gerade bei den Spezialeffekten. Wenn Knüppelkuh beispielsweise die Schüler und Schülerinnen durch die Gegend wirbelt, dann sieht das schon ein wenig billig aus. Andererseits passt es zu dem märchenhaften Ton des Films. Spätestens wenn unsere Titelheldin ihre Spezialfähigkeiten entdeckt und die Handlung zunehmend ins Fantastische abdriftet, bewegen wir uns weg von der Realität. Über Punkte wie Glaubwürdigkeit oder Plausibilität braucht man sich an der Stelle nicht mehr zu unterhalten. Das hier soll alles ziemlich übertrieben sein.

Unverstanden in der Welt der Erwachsenen

Das bedeutet aber nicht, dass der Film nichts über die Realität zu sagen hätte. Vielmehr gibt die Adaption eines Romans von Roald Dahl (Hexen hexen, Mr. Hoppys Geheimnis) das nur zu reelle Gefühl von Kindern wieder, in dieser Welt unverstanden zu sein. Dass das Kind ein Genie ist und die Eltern eigentlich eher etwas blöde – sieht man von der Gerissenheit des Vaters beim Betrügen ab –, entspricht natürlich eher selten der Lebenswirklichkeit. Doch es gelingt Matilda sehr schön zu verdeutlichen, wie sich das aus der Kinderperspektive anfühlt, wenn sich niemand für einen interessiert. Wenn man auf Unverständnis stößt und den Eindruck hat, dass einen niemand in der Welt wahrnimmt. Die Entwicklung des Mädchens, für sich einzustehen und einen Platz zu behaupten, ist damit im Grunde klassisches Coming-of-Age-Material.

Verpackt wird das Ganze dabei jedoch in einen humorvollen Rahmen. Der richtet sich eher an Kinder, etwa bei der Szene um den großen Schokokuchen, und neigt zu Wiederholungen. Manche Einfälle werden mehrfach gebracht, was bei einer Laufzeit von etwas mehr als anderthalb Stunden schon auffällt. Aber das trübt das Vergnügen nur unwesentlich. Zu jung sollten die Kinder dabei übrigens, wie praktisch immer bei Dahl, nicht sein. Auch wenn beispielsweise Knüppelkuh derart überzeichnet ist, dass sie gar nicht mehr als Mensch durchgeht, da sind schon einige Szenen bedrohlicher Natur dabei. Etwas ältere Kinder dürfen hingegen noch immer viel Spaß mit Matilda haben. Und auch Erwachsenen wird einiges geboten, wenn hier die Balance aus spielfreudiger Übertreibung und ernstem Kern bewahrt wird.

Credits

OT: „Matilda“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: Danny DeVito
Drehbuch: Nicholas Kazan, Robin Swicord
Vorlage: Roald Dahl
Musik: David Newman
Kamera: Stefan Czapsky
Besetzung: Mara Wilson, Danny DeVito, Rhea Perlman, Embeth Davidtz, Pam Ferris, Brian Levinson

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Matilda“ ist eine humorvoll verpackte Coming-of-Age-Geschichte nach Roald Dahl, bei dem ein Mädchen lernt, sich gegen gleichgültige Eltern und eine diktatorische Schulleiterin zu behaupten. Die Spezialeffekte mögen in die Jahre gekommen sein, der Humor neigt etwas zu Wiederholungen. Und doch ist das märchenhafte Familienabenteuer bis heute sehenswert geblieben.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10