M 1951 Arte
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M (1951)

Inhalt / Kritik

M 1951 Arte
„M“ // Deutschland-Start: 20. Dezember 2021 (Arte)

Im Los Angeles der 1950er Jahre regiert das Verbrechen, denn die Stadt ist fest in der Hand einer weit verzweigten Verbrecherorganisation, die teils sogar die Polizei in ihrer Tasche hat. Eine offene Fehde mit den Gesetzeshütern wird jedoch keinesfalls gesucht, ist diese doch für das Geschäft besonders schädlich. Deshalb sind auch die Gangster betroffen sind, als eine Serie an Kindermorden ein Kindermörder die Stadt und ihre Bewohner bedroht.  Außer den fehlenden Schuhen der Opfern gibt es für Polizeiinspektor Carney (Howard Da Silva) kaum Hinweise. Nach einem weiteren aufsehenerregenden Mord werden nicht nur die Ermittlungen erweitert, sondern Razzien und Verhöre stehen an der Tagesordnung, die das Geschäft der Verbrecher, allen voran von Gangsterboss Marshall (Martin Gabel), empfindlich stören. Da er mit den Fortschritten der Polizei alles andere als zufrieden ist, nimmt er seinerseits Nachforschungen zum Mörder an und befiehlt seinen Männern nach verdächtigen Personen Ausschau zu halten.

Eines Tages jedoch kommt es zu einem Zwischenfall, denn ein Ballonverkäufer kommt durch Zufall dem Mörder auf die Schliche, der immer ein bestimmtes Lied pfeift, wenn er an ihm vorbeikommt. Als der Verdächtige durch einen weiteren Passanten markiert wird, nehmen zunächst nur einige Fußgänger die Verfolgung auf, bis dann schließlich Marshall und seine Männer zu Tat schreiten. Dies ist der Beginn einer groß angelegten Hetzjagd, von deren gefährlichem Eigenleben Carney sehr spät erst erfährt.

Eine Bedrohung für die Gesellschaft

Für Regisseur Fritz Lang kam es gar nicht infrage, einen seiner bis dato größten Erfolge M – Eine Stadt sucht einen Mörder neu zu verfilmen, obwohl ihn sein Produzent Seymour Nebenzahl mehrmals bekniete. Schließlich engagierte man mit dem US-Amerikaner Joseph Losey (Monsieur Klein, Der Diener) einen Filmemacher, der aufgrund der Bedeutung von Langs Film nur sehr widerwillig den Auftrag annahm, wie er selbst angab, jedoch zugleich von der Idee Nebenzahls überzeugt war, dass die Bedrohung, die der Mörder für die Gesellschaft darstelle, noch viel größer war, als noch zu Langs Zeiten. Darüber hinaus gelang mit M ein überaus treffender Kommentar zu den USA während der McCarthy-Ära, in der Mob-Mentalität und Denunziantentum auch vor der Traumfabrik nicht Halt machten.

Auch heutzutage noch haftet einer Neuverfilmung der Stempel der Überflüssigkeit an, besonders wenn das Original sich einer solch nachhaltigen Beliebtheit erfreut wie Fritz Langs Film aus dem Jahre 1931 und dazu noch recht abschätzig von Lang selbst bewertet wurde. Dabei hat Loseys Film durchaus seinen Reiz und betont die Bedeutung der Geschichte für den Film Noir, jene Richtung des Kriminalfilms, welche durch ihre Ästhetik und Figuren gar nicht so weit entfernt ist von der Welt des Expressionismus. Loseys Version der Geschichte bringt keinesfalls einen neuen Ansatz, teils werden Wendungen einfach übernommen, doch die Urbanität von Los Angeles, zusammen mit der düsteren Welt, die M seinem Zuschauer zeigt, gibt dieser Neuverfilmung eine ganz eigene Atmosphäre, sodass sie zumindest ihr Dasein mehr als rechtfertigt. Alleine die Perspektive auf die Unterwelt und ihre Verknüpfung mit dem Bürgertum ist ebenso gelungen wie in Langs Original, wenn auch vielleicht nicht ganz so kunstvoll.

Von Paranoia und Mob-Mentalität

Nicht nur der Mord beschäftigt die Figuren, welche Los Angeles bevölkern, sondern eben auch der ständige Verdachtsmoment. Das „M“, das letztlich den Mörder kennzeichnet und seinen baldigen Untergang anzeigt, wird zu einer Metapher für eine Mob-Mentalität, Selbstjustiz und eine umgreifende Paranoia, die nicht selten auch den Falschen trifft, wie man in einer meisterhaften Montage von alltäglichen Momenten, die ziemlich schnell eine gefährliche Eigendynamik entwickeln, sieht. Gerade bei solchen Szenen mögen auch die größten Skeptiker zumindest Zweifel an der recht arroganten Haltung haben, die Lang mit jener Neuverfilmung verband, so zeigt diese anders, mindestens aber genauso überzeugend, wie sich Gewalt entwickelt.

Neben den Schauspielern und der Dramaturgie einzelner Szenen, wie der Suche nach dem Mörder in einem Kaufhaus oder dem finalen Prozess sind es auch die Bilder von Kameramann Ernest Laszlo sowie die Musik Michel Michelets, die ihren Beitrag zu dieser stimmungsvollen und spannenden Neuverfilmung liefern.

Credits

OT: „M“
Land: USA
Jahr: 1951
Regie: Joseph Losey
Drehbuch: Norman Reilly Raine, Leo Katcher, Waldo Salt
Musik: Michel Michelet
Kamera: Ernest Laszlo
Besetzung: David Wayne, Howard Da Silva, Martin Gabel, Luther Adler, Steve Brodie, Glenn Anders, Norman Lloyd

Bilder

Trailer

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"M" ist eine spannende und durchaus überzeugende Neuverfilmung von Fritz Langs Original. Jospeh Losey gelingt eine an vielen Stellen sehr aktuelle Neuinterpretation von Momenten der Originalgeschichte, die nicht nur den zeitgeschichtlichen Hintergrund des Filmes reflektiert, sondern ebenso in der heutigen Zeit nichts von ihrer Wucht eingebüßt hat.
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