The Servant Der Diener
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Der Diener

Inhalt / Kritik

The Servant Der Diener
„Der Diener“ // Deutschland-Start: 14. August 1964 (Kino) // 23. September 2021 (DVD/Blu-ray)

Nach einer langen Zeit in Südamerika kehrt Tony (James Fox), Sohn einer angesehenen und wohlhabenden britischen Familie, zurück nach London, wo er sich endlich niederlassen will. Schon bald findet der junge Mann ein gut gelegenes und großes Stadthaus, welches er beziehen will und gibt eine Stellenanzeige für einen Bediensteten auf. In Hugo Barett (Dirk Bogarde) findet er schon nach kurzer Zeit einen fähigen Mann, der mit beeindruckenden Referenzen aufwarten kann und sich nicht nur als Hausmann, sondern auch als Koch beweist. Tony ist mehr als begeistert von Barett, dem er nach kurzer Zeit mehr Pflichten anvertraut, dem er bei der Einrichtung seines neuen Hauses vertraut und dem er sogar erlaubt, dessen Schwester Vera (Sarah Miles) einzuladen, die er ebenfalls einstellt. Einzig und allein Susan (Wendy Craig), Tonys Freundin, hat etwas gegen Barett, der ihr aufdringlich erscheint und den sie verdächtigt, hinter seinem Herren herzu spionieren. Immer wieder kommt es zu kleineren Sticheleien zwischen ihr und dem Diener, der sich immer hinter der Ausrede versteckt, er wolle doch nur das Beste für seinen Herren, welcher wiederum mehr als einmal die Seite Baretts vertritt und die Ideen Susans als Hirngespinste abtut.

Dennoch ist der Einfluss, den der Diener auf seinen Herren hat, bald schon mehr als offensichtlich, nimmt sich dieser doch immer mehr Freiheiten heraus. Hinter Tonys Rücken überredet er gar Vera, eine Affäre mit Tony zu beginnen, damit er seinen Einfluss noch ausbauen kann, was aber nach hinten losgeht, als durch Zufall der Plan der beiden von Susan entlarvt wird. Allerdings ist die Kündigung des Arbeitsverhältnises nur ein temporärer Sieg für Tony wie auch Susan, denn Hugo denkt nicht einmal daran, seine Stellung aufzugeben und manipuliert seinen einstigen Herren nun von der Ferne aus.

Meister und Diener

So richtig an einen Erfolg schien keiner zu glauben, als Jospeh Loseys Der Diener 1963 bei den Filmfestspielen in Venedig im Programm lief, denn dieser wurde weder groß beworben, noch war die Kopie, die dem Publikum gezeigt wurde, in bester Qualität. Scheinbar wusste keiner was anzufangen bei der Verfilmung des Romans von Robin Maugham, die mit einem geringen Budget gedreht worden war, bis sich dann ein Verantwortlicher bei Warner Brothers des Werkes annahm und dies in einigen Kinos auf den Spielplan setzte. Von da an begann der Siegeszug von Loseys Film, denn nicht nur die Kritik feierte das Drama, auch das Publikum war begierig darauf, dieses Werk zu sehen, welches ästhetisch mutig und erzählerisch einfallsreich sich der Themen sozialer Ungleichheit und Klasse annahm.

Dem Drehbuch aus der Feder des berühmten Dramatikers und Literatur-Nobelpreisträgers Harold Pinter merkt man seine Nähe zum Theater an, wenn er mit sparsamen Mitteln erzählt und sich nur auf wenige Figuren und der Beziehung untereinander konzentriert. Essentiell für die Handlung ist dabei das Verhältnis zwischen Hugo und Tony, genauer gesagt die Macht- und Kontrollverhältnisse zwischen ihnen, welche augenscheinlich auf der Basis des sozialen Standes sowie des Beschäftigungsverhältnisses geregelt sind, doch schon bald durch geschickt-perfide Psycho-Spielchen von Hugo ausgehebelt werden. Nicht nur die schauspielerischen Leistungen, allen voran von Dirk Bogarde als Hugo Barett, auch die Kameraarbeit Douglas Slocombes unterstreicht das subtile Umdrehen des Verhältnisses sowie die Art und Weise, wie die Dialoge Pinters Klassendenken oder (fehlgeleitete) Machtpositionen offenlegen.

„Dies ist mein Haus.“

Darüber hinaus bildet das Haus, als Hauptort der Handlung, so etwas wie einen weiteren Charakter und verändert sich mit dem Verhältnis der beiden Hauptfiguren. Die auffällig häufige Nutzung von Spiegeln sowie die Kameraperspektive betonen den Wert von Besitz, die Opulenz der Wohlhabenden sowie eine Art von Hermetik, nach der niemand sonst in diesen behutsam arrangierten Mikrokosmos eindringen darf. Aus heutiger Sicht erinnert dies an Regisseur  Bong Joon-hos Spiel mit Architektur als Indiz der Reichen und eines fatalen Gefühls der Sicherheit, hat sich Tony seine eigenen „Parasiten“ auch selbst ins Haus geladen, welches dieser nun Stockwerk für Stockwerk okkupiert und sich dabei dessen Besitzer gefügig macht.

Der Aspekt des Besitzes wird dabei zu einem Hauptthema, welches für einige sehr spannende und toll inszenierte Szenen sorgt. Exemplarisch kann hierfür die Konfrontation zwischen Hugo und Susan stehen, bei welcher der Diener nicht nur seine Status, sondern auch sein Hausrecht verteidigt. Genauso entlarvend ist die Mentalität eines Menschen wie Tony, der Dinge wie Menschen als sein Eigentum ansieht, weshalb er keine Bedenken bei der Affäre mit einer Bediensteten hat.

Credits

OT: „The Servant“
Land: UK
Jahr: 1963
Regie: Joseph Losey
Drehbuch: Harold Pinter
Vorlage: Robin Maugham
Musik: John Dankworth
Kamera: Douglas Slocombe
Besetzung: Dirk Bogarde, Sarah Miles, James Fox, Wendy Craig

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
BAFTA 1964 Bester Film Nominierung
Bester britischer Film Nominierung
Bester Hauptdarsteller Dirk Bogarde Sieg
Beste Hauptdarstellerin Sarah Miles Nominierung
Bester Nachwuchsdarsteller James Fox Sieg
Beste Nachwuchsdarstellerin Wendy Craig Nominierung
Bestes Drehbuch Harold Pinter Nominierung
Beste Kamera Douglas Slocombe Sieg
Filmfest Venedig 1963 Goldener Löwe Nominierung

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Der Diener ist ein subtil und spannend inszeniertes Werk über Besitz- und Klassendenken. Joseph Losey gelingt, dank des tollen Drehbuchs von Harold Pinter und der genialen Darsteller, ein packendes Kammerspiel, dessen Themen nicht von ihrer Aktualität verloren haben.
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