Coming Home in the Dark
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Coming Home in the Dark

Inhalt / Kritik

„Coming Home in the Dark“ // Deutschland-Start: 22. April 2022 (DVD/Blu-ray)

Der Alltag ist für das Lehrerehepaar Alan (Erik Thomson) und Jill (Miriama McDowell) sehr stressig, sodass sie die freie Zeit nutzen, um so weit es geht von dem Einerlei der Schule wegzukommen. Ein Wochenendtrip mit ihren beiden Söhnen ist das Genau das Richtige, vor allem, da sie die unberührte Natur Neuseelands so lieben. Um ihren Ausflug abzuschließen, beschließt die Familie, mitten in der Wildnis ein Picknick zu machen, doch schon nach wenigen Minuten wird die Idylle gestört durch zwei Fremde, die sich als Mandrake (Daniel Gillies) und Tubs (Matthias Luafutu) vorstellen. Schon beim Anblick der beiden finstrer dreinschauenden Männer ahnen Jill und Alan nichts Gutes, doch bevor sie ihre Söhne warnen können, haben die beiden Fremden schon Waffen gezückt und bedrohen die Familie. Mandrake lässt sich weder von dem Geld noch von den ihm angebotenen Autoschlüssel von seinen Plänen abgehalten. Die Familienmitglieder werden zurück in ihr Auto gebracht, wo Mandrake ihnen lächelnd eröffnet, dies sei erst der Anfang gewesen, denn er und sein Partner hätten noch andere Dinge für sie geplant, vor allem für Alan, auf den die beiden Männer ein Auge geworfen zu haben scheinen.

Zu spät für eine gerechte Strafe

Wenn James Ashcrofts Coming Home in the Dark auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest seine Deutschlandpremiere feiert, sehen die Zuschauer nicht nur einen von der Thematik her sehr harten Film, sondern zudem ein Werk, welches unter extremen Bedingungen gedreht wurde. In Interviews erinnert sich Ashcroft an die anstrengenden Drehtage mitten im Winter, die sowohl Crew wie auch Darsteller sehr erschöpften, was sich auch im Schauspieler wiederfindet. Das Projekt, das nur mit einem geringen Budget gedreht wurde, lag Ashcroft, der viele Jahre am Theater gearbeitet hat, am Herzen, insbesondere nach seinen Erfahrungen mit dem Projekt Little Criminals, einer Dokumentation über ein neuseeländisches Kinderheim, in dem Missbrauch und Gewalt an der Tagesordnung waren.

Neben den vielen Inspirationen aus seinem Leben, zählt James Ashcroft zudem Thriller wie Sam Peckinpahs Wer Gewalt sät zu jenen Werken, welche erzählerisch wie formal dem nahekommen, was er mit Coming Home in the Dark erreichen wollte. Ashcrofts Film ist eine Geschichte über Gewalt und deren Folgen, die dem Zuschauer bereits früh in einer schwer erträglichen, sehr intensiven Szene gezeigt wird, was bisweilen manche Kritiker aus Parallelen zu Michael Hanekes Funny Games ziehen ließ. Diese Gewalt kommt unmittelbar und plötzlich, ganz ohne Vorwarnung und dann mit einer Intensität, dass man am liebsten wegschauen möchte, auch wenn man freilich die Auflösung der Geschichte, den wahren Grund für das Morden erfahren möchte sowie das eigentliche Ziel der langen Fahrt, die Mandrake und Tubs ihren Opfern zumuten. Wie bei Peckinpah und Haneke ist die Gewalt aber auch gerade deswegen schwer erträglich, weil sie nicht wie sonst im Genre- oder Mainstreamkino der Unterhaltung dient oder sich ein Moment der Klarheit oder Befriedigung einstellt. Zurück bleibt nur die Leere und die Dunkelheit.

Das Schlimmste ist schon längst passiert

Ähnlich wie die bereits angesprochenen Vorbilder ist auch Coming Home in the Dark ein Film, der durch seinen Minimalismus eine Intensität und Dramatik entwickelt. Da ein Großteil von Coming Home in the Dark in engen Räumen, allen voran dem Auto des Lehrerehepaars, spielt, ergibt sich eine besondere Situation des Ausgeliefertseins, die den Zuschauer immer wieder vor den fast schon moralischen Konflikt stellt, wessen Position man nun teilen und wem man glauben soll, erscheint doch selbst der sich sorgende, beinahe etwas spießige Alan gegen Ende keinesfalls mehr als jener Saubermann, der er noch am Anfang war. Die atmosphärische Dichte, die sich steigernde Anspannung sowie die Kameraarbeit Matt Henleys tragen ihren Teil dazu bei, dass Coming Home in the Dark nichts von seiner unbequemen Intensität einbüßt.

Einen entscheidenden Beitrag zu der intensiven Atmosphäre seines Films tragen auch Ashcrofts Darsteller, allen voran Daniel Gillies und Matthias Luafutu. Besonders Luafutu glänzt darin mit nur wenigen Gesten und Worten eine maximale Wirkung zu erzielen, was das Innere seiner Figur nur erahnen lässt und zu einem Film passt, der viel andeutet, aber wenig eindeutig ausspricht oder zeigt.

Credits

OT:Coming Home in the Dark“
Land: Neuseeland
Jahr: 2021
Regie: James Ashcroft
Drehbuch: James Ashcroft, Eli Kent
Musik: Olivier Arson
Kamera: Matt Henley
Besetzung: Daniel Gillies, Erik Thomson, Miriama McDowell, Matthias Luafutu

Bilder

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Coming Home in the Dark
Fazit
„Coming Home in the Dark“ ist ein intensiv gespielter Psychothriller. James Ashcrofts Film zeichnet sich durch eine brillante Spannungsdramaturgie sowie einen formalen Minimalismus aus, der ganz auf das Spiel seiner Darsteller setzt und vieles der Vorstellung des Zuschauers überlässt, was vielleicht noch viel eindrücklicher ist.
Leserwertung95 Bewertungen
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