BMF Black Mafia Family
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BMF – Staffel 1

Inhalt / Kritik

BMF Black Mafia Family
„BMF – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 26. September 2021 (Starzplay)

In den 1980ern sind die Straßen Detroits, besonders die der Vororte kein sicheres Pflaster und eine Brutstätte des Verbrechens und der Drogenkriminalität. Die Armut sowie die Arbeitslosigkeit verschärfen Jahr für Jahr die schlimmen Zustände, sodass die Straßen zu umkämpfen Revieren für Gangs werden, die sich durch den Verkauf von Drogen finanzieren wollen. Seite geraumer Zeit mischen auch die „50 Boyz“ mit, eine Gang geleitet von den Brüdern Demetrius (Demetrius ‚Lil Meech‘ Flenory) und Terry Flenory (Da’Vinchi), die das Machtvakuum in einem Revier genutzt haben, um sich dieses für sich zu schnappen. Zu Hause sorgt ihr Verbrecherdasein mehr als einmal für Streitigkeiten, insbesondere mit ihrem Vater (Russell Hornsby), der sich schämt für seine beiden Söhne und vor allem Demetrius am liebsten aus dem Haus schmeißen würde, gibt er ihm doch die Hauptschuld daran, dass Terry zu einem Drogendealer geworden ist. Jedoch sind es nicht nur familiäre Probleme, die den Brüdern immer wieder zu schaffen machen, sondern auch interne Probleme der „50 Boyz“, die der eine gerne expandieren und unabhängiger von den Gangsterbossen Detroits machen würde, während der andere damit glücklich ist, was sie haben und lieber nicht noch mehr ins Fadenkreuz anderer Gangs und Dealer kommen will.

Diese Bedenken sind durchaus berechtigt, denn der aus dem Gefängnis entlassene Lamar (Eric Kofi-Abrefa), einst Herr über ganze Straßenzüge, an denen seine Dealer Drogen verkauften, muss mitansehen, wie sein einstiges Revier in feindliche Hände gefallen ist. Mittels eines Bekannten verschafft er sich einen Überblick über die Operation der „50 Boyz“ und ersinnt einen Plan, der nicht nur ihm sein ehemaliges Revier zurückbringen könnte, sondern zugleich seine Konkurrenz beseitigt. Parallel bringt eine Ermittlung in einem Mordfall die Detroiter Polizei auf den Plan, was ebenso zu einer Bedrohung für die Gebrüder Flenory werden kann.

Auf den Spuren des Vaters

Gegründet in den 1980er Jahren in Detroit war die „Black Mafia Family“ unter der Führung von Demetrius Flenory und seinem jüngeren Bruder Terry Flenory, ein Drogenverteilungs- und Geldwäschering, der Kontakte bis hin zu den mexikanischen Kartellen hatte. In den 2000er Jahren versuchte die Organisation unter anderem durch die Gründung von BMF Entertainment sich eine legitime Fassade zuzulegen in der Musikproduktion, bevor es 2005 zur Verhaftung der beiden Brüder und damit zur Auflösung ihrer Operation kam. Niemand geringerer als Curtis „50 Cent“ Cent Jackson interessierte sich für die Geschichte, dass er mit der Produktion einer Serie über die Black Mafia Family und ihre Gründer begann, die, besetzt mit vielen Größen der US-amerikanischen Hop Hop-Szene, diesen Herbst aus Starzplay anläuft.

Neben den bereits erwähnten Größen aus der Musikszene sowie einer ganzen Reihe bekannter Schauspieler wie Russell Hornsby (Fences, The Hate U Give) und Steve Harris (Takers, The First Purge) mit der Besetzung des Sohnes des echten Demetrius Flenory als sein Vater ein echter Coup. Neben dem aus Serien wie The Boys bekannten Da’Vinchi betont Demtrius Flenory jr. das Prinzip, auf dem die Organisation, die besonders durch das Akronym BMF bekannt wurde, aufbaute, nämlich familiären Werten. Die einzelnen Episoden verknüpfen das Geschehen in der Familie Flenory, ihre Konflikte wie auch den Zusammenhalt, mit einer Handlung, die jedem bekannt vorkommen wird, der bereits The Sopranos oder ähnlich gelagerte Serien geschaut hat, auch wenn im Vergleich BMF neben dem Humor auch die psychologische Tiefe fehlt. Dafür taucht die Serie ein in das Detroit der 1980er Jahre, einer Stadt, in der das Überleben des Einzelnen und seiner Familie gerade in den Gegenden, in denen die Flenory groß wurden, ein täglicher Kampf war.

Das Materielle und das Überleben

Schon in der ersten Folge kommt es zu einem für den weiteren Verlauf maßgeblichen Konflikt, in diesem Falle zwischen Demetrius und einem Lehrer, welcher seiner Klasse gerade die Parameter der Lehre Karl Marx’ beibringen wollte. Die Idee jenseits der materiellen Sehnsüchte zu schauen muss im Kontrast stehen zu einer Welt, die auf eben jenen Werten des Kapitalismus aufbaut sowie einem gnadenlosen Überlebenskampf, an dessen Ende des Amerikanischen Traumes wie eine Art überlanges Hip Hop-Video wirkt. Auch BMF erzählt also von jener Ur-Vision Amerikas, vom Raubtierkapitalismus und wie die Flenorys ihre Familie immer mehr zu einer gut laufenden, florierenden Firma umwandeln.

Wenn die beiden Flenorys, dieses Mal in einer Rückblende als Kinder, begeistert vor ihrem Fernseher den Bericht über bekannte Gangmitglieder verfolgen, die in ihren Augen Vorbilder sind, legt die Serie einen wunden Punkt frei, wenn um Themen wie Perspektivlosigkeit und Armut geht, aber auch wie das kapitalistische System immer abgekochter wurde und am Ende nur noch der Weg ins Verbrechen einen Ausweg aus dem Elend bot.

Credits

OT: „Black Mafia Family“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Tasha Smith, Solvan Naim
Drehbuch: Terri Kopp, Kirkland Morris, Randy Huggins, Darnell Metayer, Josh Peters
Musik: Todd Dahlhoff, Travon Potts, Derryck Big Tank Thronton
Kamera: Timothy A. Burton
Besetzung: Demetrius ‚Lil Meech‘ Flenory, Russell Hornsby, Da’Vinchi, Michole Briana White, Steve Harris, Ajiona Alexus, Eric Kofi-Abrefa, Myles Truitt

Bilder

Trailer

Interview

Wie war es für ihn, seinen eigenen Vater zu spielen? Und wie hat sich das Detroit der 1980er seither gewandelt? Diese und weitere Fragen haben wir Hauptdarsteller Demetrius Flenory Jr. in unserem Interview zu BMF gestellt.

Demetrious Flenory Jr. [Interview]

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"BMF" ist eine interessante Serie über die Black Mafia Family, wobei es nicht nur um die Rekapitulation ihres Auf- und Abstieges geht, sondern auch über das Amerika der 80er und das Ende des Amerikanischen Traumes. Auch wenn die Serie nicht unbedingt jene psychologische Tiefe hat wie beispielsweise "The Sopranos", ist sie aufgrund ihrer Schauspieler sowie wegen ihrer Ausstattung sehenswert.
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