Sirat
© Pandora Film / QuimVives

Sirât

Sirat
„Sirât“ // Deutschland-Start: 14. August 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Von überall her sind die Menschen gekommen, um an dem Rave in der marokkanischen Wüste teilzunehmen. Doch Luis (Sergi López) ist die Musik völlig egal. Er ist mit seinem Sohn Esteban (Brúno Núñez) angereist, um seine Tochter zu suchen, die vor mehreren Monaten spurlos verschwunden ist. Doch wen er auch fragt, niemand hat sie gesehen, niemand kann ihm helfen. Als der Rave frühzeitig aufgelöst wird, beschließen andere, noch weiter in die Wüste zu fahren, um an einem anderen Rave teilzunehmen. Luis und Esteban fahren ihnen spontan hinterher, ist dies doch ihre letzte Hoffnung, doch noch die Verschwundene zu finden. Der Weg ist dabei lang und gefährlich, am Ende ihrer Reise wird vieles nicht mehr so sein wie zuvor …

Gemeinsam allein in der Wüste

In Cannes ist Oliver Laxe ein alter Bekannter. So feierten seine ersten drei Filme You are all Captains (2010), Mimosas (2016) und Fire will come (2019) alle dort Premiere. Bislang musste er sich aber damit zufriedengeben, in Parallel- bzw. Nebensektionen vertreten zu sein. Dort stießen sie zwar auf positive Resonanz, erhielten auch mehrere Preise. Dennoch, mehr als ein Geheimtipp waren die Titel nicht. Sein viertes Werk Sirât wurde nun zu einem Triumph für den französischen Filmemacher: Nicht nur, dass dieses im offiziellen Wettbewerb der Filmfestspiele um die Goldene Palme wetteiferte. Am Ende erhielt er immerhin den Preis der Jury, wobei er sich die Auszeichnung mit dem deutschen Beitrag In die Sonne schauen teilen musste. Dabei ist der Film alles andere als ein Crowdpleaser. Tatsächlich war das Echo in Cannes etwas gemischt, nicht alle konnten mit der Geschichte um einen Mann und dessen Sohn, die auf Spurensuche sind, etwas anfangen.

Es gibt hierfür die unterschiedlichsten Gründe. Manche werden sicher ein Problem damit haben, dass Sirât recht lange braucht, um mal in Gang zu kommen. So beträgt die Laufzeit knapp zwei Stunden. In der ersten Hälfte geschieht jedoch nur wenig. Laxe beschäftigt sich erst einmal mit dem Rave, lässt die unterschiedlichsten Menschen an diesem teilnehmen. Dabei erfahren wir kaum etwas über sie. Wer sie sind und woher sie kommen, bleibt ebenso im Unklaren wie ihre Lebensgeschichten. Warum fehlen einigen von ihnen Extremitäten? Dann und wann sind da kleinere Ansätze einer Charakterisierung. Aber man hat es hier doch primär mit einer zusammengewürfelten Truppe zu tun, die Teil eines gemeinschaftlichen Erlebens sind, keine Individuen.

Faszinierend-hypnotischer Trip

Auch sonst ist da einiges unausgesprochen. Im Hintergrund erreichen uns Informationen, dass ein dritter Weltkrieg ausgebrochen ist. Wer da aber gegen wen kämpft und aus welchem Grund, das verraten uns Laxe und sein Co-Autor Santiago Fillol nicht. Theoretisch hätte man das auch weglassen können, ohne dass dies eine Auswirkung auf die Handlung hätte. Und doch gehört es zu diesem Film dazu, der von Anfang an eine unheimliche Atomsphäre hat. Anfangs ist das Drama dabei durchaus dokumentarisch, wenn man das Gefühl hat, tatsächlich auf einem Rave dabei zu sein. Im weiteren Verlauf wird Sirât jedoch zunehmend unwirklicher, gegen Ende sogar richtig surreal, wenn man gar nicht mehr weiß, ob dieser hypnotische Trip noch in der Realität stattfindet oder nicht.

Das klingt nach einer Kopfgeburt und ist doch das genaue Gegenteil davon. Nicht nur, dass es an manchen Stellen sehr emotional zugeht und der Film aus heiterem Himmel dem Publikum Schläge verteilt, die man erst einmal wegstecken muss. Sirât ist zudem ein sehr sinnliches Werk, das sehr viel Arbeit in die audiovisuelle Umsetzung investiert hat. Und allein dafür lohnt es sich, den Film zu erleben, am besten auch gleich im Kino. Die Kombination aus den kargen Wüstenbildern, die ein wenig an Mad Max erinnern, und den elektronischen Klängen, die in einem starken Kontrast zur Natur stehen. Gegen Ende hin gibt es dann auch eine Szene, in der beides auf eine so faszinierende Weise zusammenkommt, Bild und Ton eine Einheit bilden, bis Laxe dann erneut alles auseinanderreißt und man sich gemeinsam mit den anderen verloren in einer Wüste fühlt, aus der es kein Entkommen zu geben scheint.

Credits

OT: „Sirât“
Land: Spanien, Frankreich
Jahr: 2025
Regie: Oliver Laxe
Drehbuch: Santiago Fillol, Oliver Laxe
Musik: Kangding Ray
Kamera: Mauro Herce
Besetzung: Sergi López, Brúno Núñez, Stefania Gadda, Joshua Liam Henderson, Tonin Janvier, Jade Oukid, Richard Bellamy

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Sirât
fazit
In „Sirât“ suchen ein Mann und sein Sohn die verschwundene Tochter und fahren auf der Suche nach einem geheimen Rave immer weiter in die marokkanische Wüste. Das schwankt zwischen dokumentarisch und surreal, verbindet auf faszinierende Weise die Natur mit elektronischen Klängen zu einem Film, der vieles nicht erklärt, dabei aber ein Erlebnis ist.
Leserwertung0 Bewertungen
0
8
von 10