Pavements
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Pavements
„Pavements“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Blickt man im Jahr 2025 auf die Musikszene der Vergangenheit zurück, ist es faszinierend zu sehen, wie Bands und Musiker Aufmerksamkeit auf sich und ihr Werk zogen. Was heute über diverse Online-Kampagnen, Werbungen in sozialen Netzwerken und Video-Plattformen sowie TV-Auftritte (wobei diese etwas weniger werden) funktionierte, lief vor gar nicht einmal so vielen Jahren über die Musik alleine sowie Mundpropaganda. Natürlich fußen die Karrieren eines Bob Dylan, der Rolling Stones oder eines Kendrick Lamar auch auf geschickten Marketing, doch in erster Linie stand die Kunst im Vordergrund. Manchmal ist es jedoch auch eine gewisse Kauzigkeit oder eine enigmatische Aura, die einen Musiker oder eine Band umgibt, die dazu beiträgt, dass sich Menschen beginnen, sich für ihre Musik zu interessieren. Im Falle der US-amerikanischen Band Pavement war es eine Kombination aus den genannten Faktoren, die den Musikern nicht nur eine bis heute loyale Fanbase einbrachte, sondern ihnen zugleich eine Art Kultstatus im Bereich der Rock- und Indie-Szene gab.

1999 war die Enttäuschung bei den Fans von Pavement groß, als die Band ihre Auflösung bekannt gab. Wie bei so vielen Künstlern wurde ihr Ruhm im Laufe der Jahre nur noch größer und ihr Einfluss auf Bands wie beispielsweise Arcade Fire oder Wilco ist unverkennbar. Schon 2010 kam es dann zu einer ersten Reunion der Bandmitglieder, doch erst mit der zweiten Reunion 2022 kam es dazu, dass sogar Leadsänger und Gitarrist Stephen Malkmus verkündete, er könne sich vorstellen, dass Pavement dieses Mal noch etwas länger zusammen bleiben werden, vorausgesetzt die Fans wollen das so.

In seiner Dokumentation Pavements begleitet Regisseur Alex Ross Perry (Listen Up Philip, Queen of Earth) die Band bei ihren ersten Sessions im Studio nach langer Zeit und ihren Proben für einen gemeinsamen Live-Auftritt. Darüber hinaus geht Pavements auf den Kultstatus der Band ein, wobei er unter anderem Aufnahmen der Proben zu Slanted! Enchanted! A Pavement Musical, einem Jukebox-Musical rund um die Musik der Band, zurückgreift. Als wäre dies nicht schon genug Material, zeigt Perry außerdem die Planung und interviewt die Besetzung eines Biopics zu Pavement, bei dem Schauspieler wie Jason Schwartzman oder Joe Keery mitspielen sollen.

80% Fantasie und der Rest ist echt

Als Pavement 1999 ihr letztes Konzert spielten, kümmerte es nur wenige Menschen, dass sich die Band auflöst, aber als die Band 2022 wieder zusammen auftrat, hatte sie auf einmal einen große Fanbase und genoss einen enormen Kultstatus. Dies sind die ersten Textzeilen in Perrys Pavements, einer Dokumentation, die von der ersten Minute an die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion verwischt. Es seien 80 Prozent Fantasie in den Songs der Band und der Rest sei die Wahrheit, heißt es an einer Stelle, doch was für die Musik Pavements gilt, scheint ebenso Perry Film gut auf den Punkt zu bringen. Eine Weile verfolgen wir die Geschichte der Band, von ihrer Zeit an der Universität und den Aufnahmen zu ihrer ersten EP Slay Tracks, wobei dann ein harter Schnitt erfolgt und wir nun die Proben zum Musical, einen Auftritt der Band 2022 oder die Schauspieler, welche die Mitglieder von Pavement verkörpern sollen, verfolgen. Der Zuschauer weiß nicht so recht, welchen Bildern und Aussagen er trauen soll, denn die Struktur von Pavements ist ähnlich kryptisch wie einer der vielen Songs der Band.

Diese Herangehensweise ist jedoch mitnichten als negativ anzusehen, vielmehr nähert sich Perrys Film auf experimentelle Weise seinem Thema und verweist sogar ironisch auf die Praxis des Biopics, wie wir es kennen. Es ist keine bloße Narration der Genese einer Band, durchzogen von Archivaufnahmen und Interviews, denn Perry zielt auf etwas ab jenseits des bekannten (und leider auch sehr drögen) Standard. Pavements gaukelt keine Nähe vor und bleibt damit authentisch gegenüber den Musikern wie auch den Fans, die über diese teils sehr kauzige Herangehensweise des Regisseurs und seines Teams vielleicht mehr über Pavement lernen als über die anderen, konventionellen Weg. Zumindest aber kommt Pavements dem nahe, was die Band definiert und macht es zum Fundament für seine visuelle und erzählerische Form.

Credits

OT: „Pavements“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Alex Ross Perry
Drehbuch: Alex Ross Perry, Stephen Malkmus
Musik: Pavement, Keegan DeWitt, Dabney Morris
Kamera: Robert Kolodny, Lance Bangs

Bilder

Trailer

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Pavements
fazit
„Pavements“ ist eine experimentelle Dokumentation über eine der wohl kultigsten Rockbands der 90er. Regisseur Alex Ross Perry verfolgt nicht den konventionellen und wenig ergiebigen Ansatz vieler Musikdokus, sondern nimmt die kryptisch-ironischen Texte und Klänge der Musiker als Prinzip für seine Narration sowie seine Form. Das ist wirklich eine originelle Dokumentation, die nicht nur für Fans der Band Pavement sehenswert sein könnte.
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