
Die Freude ist groß bei dem Staatsanwalt Manuel Bacher (Felix Klare), als er befördert wird. Das muss gefeiert werden, mit mehreren Leuten von der Arbeit geht er noch einen trinken. Dabei kommt jedoch eins zum anderen: Obwohl Bacher verheiratet ist, landen er und seine neue Kollegin Caroline von Studt (Julia Thurnau) im Bett. Von Schuldgefühlen geplagt, läuft er anschließend durch den Park, wo er ein streitendes Paar trifft. Dabei will er der Frau zur Hilfe eilen und schlägt dafür den Mann zusammen. Als Bacher am nächsten Morgen erfährt, dass ausgerechnet dieser Mann gestorben ist, weiß er nicht, was er tun soll. Gesteht er den Vorfall? Das würde bedeuten, seiner Frau Leonie (Lisa Wagner) alles sagen zu müssen. Und als wäre das nicht kompliziert genug, taucht auch noch eine junge Frau namens Joy (Lili Zahavi) auf, die den Vorfall beobachtet hat und daraus Kapital schlagen will …
Seitensprünge lohnen sich nicht
Sie haben einen festen Bestandteil im Thrillergenre: Filme über Menschen, die Seitensprünge eingehen und in Folge mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Das berühmteste Beispiel ist vermutlich Eine verhängnisvolle Affäre über eine Frau, die sich nicht damit abfinden will, nur eine Geliebte zu sein, und bei der Durchsetzung ihrer Ziele keinerlei Skrupel hat. Andere Titel, die mit solchen Motiven arbeiten, sind Liebe für Erwachsene oder Fatale. Und auch der deutsche Beitrag Momentversagen geht in diese Richtung, wenn mal wieder ein Mann nicht die Finger von einer fremden Frau lassen kann und dafür bestraft wird. Schließlich ist ein solches Fehlverhalten nicht zu tolerieren und muss entsprechend geahndet werden.
Wobei der Fernsehfilm nicht einfach nur das übliche Schema wiederholt und die Geliebte zu einer Psychopathin macht. Die verhält sich recht vernünftig. Sie ist aber auch relativ unbedeutend in dem Ganzen, da die Geschichte eine ganz andere Richtung einschlägt. Im Mittelpunkt steht gar nicht so sehr der Seitensprung an sich, sondern die Geschichte mit dem gewaltsamen Zwischenfall. Tatsächlich ist die Verbindung aus beidem etwas dünn. Wenn in Momentversagen ein Betrug als Erklärung dafür herhalten soll, einen fremden Mann niederzuschlagen, muss man diese Verbindung nicht unbedingt nachvollziehen können. Das Verhalten des Protagonisten ist auch nur zum Teil glaubwürdig. Sympathisch ist er sowieso nicht, aber in der Hinsicht ist der ganze Film etwas schwierig. Da ist wirklich niemand dabei, den man auch nur ansatzweise mag und Daumen drücken würde.
Wenig überzeugend
Wobei das Szenario durchaus eine spannende Grundidee hat. Irgendwann geht es um die Frage, ob der Staatsanwalt einen anderen Menschen für seine eigene Tat büßen lässt. Denn auch wenn er davon überzeugt ist, dass der Tod des Mannes nichts mit seinem Angriff zu tun hat, fürchtet er die privaten und beruflichen Konsequenzen. Das erinnert ein wenig an Juror #2 vor einigen Monaten. Auch dort musste die Hauptfigur entscheiden, ob sie zulässt, dass jemand anderes für die eigene Tat den Kopf herhalten muss. Dort war das aber alles von einer spannenden Ambivalenz, wenn der Sündenbock tatsächlich Verbrechen begangen hat und der Protagonist unabsichtlich jemanden getötet hat. Es macht dann doch einen Unterschied, ob man jemandem im Regen umfährt oder wie in Momentversagen brutal niederprügelt.
Das größere Problem ist aber die Figur der Erpresserin, die später in das Leben des Paars tritt. Die ist nicht nur als Figur völlig uninteressant, weil sie nie über ein wandelndes Klischee hinauskommt. Die moralischen Fragen des Films werden zudem etwas plump zur Seite geschoben, wenn der Staatsanwalt eher mit der Frau als mit dem Thema zu kämpfen hat. An diesen Stellen wird dann auch aus dem Ganzen ein Thriller gemacht, zumindest war das die Absicht. Die Gefahr aufzufliegen, wird von Minute zu Minute größer. Dennoch, tatsächlich spannend wird Momentversagen nicht. Das Szenario ist zu konstruiert, der Tiefgang fehlt. Es bleibt ein nur durchschnittlicher Reißer, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt.
OT: „Momentversagen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Friedemann Fromm
Drehbuch: Norbert Ehry
Musik: Stefan Mertin, Martin Hornung
Kamera: Anton Klima
Besetzung: Felix Klare, Lisa Wagner, Lili Zahavi, Julia Thurnau, Burak Yigit, Lisette Schwarz, Felix Vörtler, Christoph Schechinger
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