Meine letzte Nacht mit einem Vampir
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Meine letzte Nacht mit einem Vampir

Meine letzte Nacht mit einem Vampir
„Meine letzte Nacht mit einem Vampir“ // Deutschland-Start: 3. April 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Françoise (Leonie Dahan-Lamort) mag erst 17 Jahre alt sein. Und doch ist sie davon überzeugt, dass ihr Leben schon bald vorbei sein wird, schließlich hat sie von ihrem Tod geträumt – und das muss etwas heißen. Bevor es so weit ist und sie gewaltsam sterben muss, will sie deshalb noch richtig etwas erleben. Da trifft es sich doch gut, dass sie von einem Kostümfest erfahren hat, welches tief im Wald abgehalten werden soll und ihr die Erfahrungen verspricht, nach denen sie sich sehnt. Und so schleicht sie sich gemeinsam mit ihrer besten Freundin Daphne (Lilith Grasmug) aus dem katholischen Mädcheninternat, auf das die beiden gehen, um sich inmitten des Waldes dem Rausch der Nacht hinzugeben und dem Tod ins Auge blicken zu können …

Der Horror des Erwachsenwerdens

Sie gehören fest zum Horror-Bereich dazu: Filme, in denen das Erwachsenwerden thematisiert wird. Beliebt ist beispielsweise das Motiv, dass die junge Hauptfigur eine körperliche Verwandlung durchmacht, sei es als Werwolf (When Animals Dream) oder Meerjungfrau (Blue My Mind). Bei Spirit in the Blood wiederum steigern sich Jugendliche in ihre Rituale hinein, auch als eine Form der Selbstermächtigung, während sie nach ihrem Platz im Leben suchen. In eine ähnliche Richtung geht Meine letzte Nacht mit einem Vampir, das bereits 2023 auf dem Locarno Festival Premiere hatte und anschließend auf mehreren anderen Filmfesten zu sehen war. Nun steht ein regulärer Kinostart an, was zwar etwas spät ist, aber doch eine willkommene Bereicherung für das hiesige Sortiment bedeutet. Denn der französische Film ist schon etwas Besonderes.

Das heißt nicht, dass hier alles anders ist. Tatsächlich scheut Regisseur und Drehbuchautor Romain de Saint-Blanquat nicht davor zurück, fleißig die Filmgeschichte zu zitieren. Schon das Setting der katholischen Mädchenschule hat offensichtliche Vorbilder. Dass es danach raus in den Wald geht, greift ebenfalls bewährte Elemente auf, kaum ein Ort wird in diesem Genre ähnlich gern verwendet, weil er gleichzeitig düster, mysteriös und ursprünglich sein kann. Dann ist da die Sache mit dem Blutsauger, der im Titel bereits angesprochen ist und der zu den wichtigsten Kreaturen von Horrorgeschichten gehört. An anderen Stellen erinnert Meine letzte Nacht mit einem Vampir bewusst an Rotkäppchen und damit an den Klassiker Die Zeit der Wölfe, bei dem es auch um Begehren und Selbstbestimmung ging, um innere Leidenschaften.

Bekanntes aufregend umgesetzt

Letzten Endes bedeutet für Françoise der Ausbruch aus dem Internat für sie den Weg in die Freiheit. Wenn sie zuvor vom Tod geträumt hat und sich ins Leben stürzt, ist das gleichzeitig ein Aufbegehren gegen ein ihr vorgegebenes Schicksal. Die Mädchenschule mit ihren Regeln und Erwartungen, die Religion, die keinen Platz für eigene Meinungen lässt – all das sind Symbole für den Prozess einer notwendigen Loslösung, weg vom fremdbestimmten Kind, hin zu einem souveränen Erwachsenen. In Meine letzte Nacht mit einem Vampir werden das Fest und der Wald zu einem Ort der Selbstfindung. Diese Innerlichkeit wird aber weniger thematisiert als vielmehr visualisiert, wenn de Saint-Blanquat auf die Kraft der Bilder setzt.

Das ist eine gute Wahl. Zwar mag der französische Film nicht das Budget anderer Titel haben und entsprechend auf Effektfeuerwerke verzichten müssen, visuell ist dieser dennoch gelungen. Neben einzelnen Höhepunkten wie der Traumsequenz besticht Meine letzte Nacht mit einem Vampir allgemein durch ein großes Stilbewusstsein. Und durch die Atmosphäre: Das Horrordrama spielt 1967 und damit in dem historischen Setting des Umbruchs, existiert zugleich aber außerhalb der Zeit. Das reich mit Symbolen geschmückte Werk wirkt nie ganz aus dieser Welt und bietet doch viel Universelles, in dem sich gerade ein Publikum wiederfinden kann, das selbst in diesem Alter ist und gegen ein vorgegebenes Leben rebelliert. Das ist vertraut und doch aufregend, eine Reise ins Ungewisse, die einem bekannt vorkommt und dabei doch auch immer wieder überraschend ist.

Credits

OT: „La Morsure“
IT: „Bitten“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Romain de Saint-Blanquat
Drehbuch: Romain de Saint-Blanquat
Musik: Émile Sornin
Kamera: Martin Roux
Besetzung: Leonie Dahan-Lamort, Lilith Grasmug, Maxime Rohart, Fred Blin, Cyril Metzger

Bilder

Trailer

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Meine letzte Nacht mit einem Vampir
fazit
In „Meine letzte Nacht mit einem Vampir“ will eine 17-jährige Internationsschülerin vor ihrem vermeintlichen Tod noch den Rausch des Lebens erfahren. Der Film mischt Coming-of-Age-Drama und Horrorelemente zu einem zu einem Werk, das zweifelsfrei viel Bekanntes nimmt, das aber aufregend und visuell spannend zusammenführt.
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