Die Konfirmation
© ARD Degeto/Reiner Bajo

Die Konfirmation

„Die Konfirmation“ // Deutschland-Start: 16. Juni 2017 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Es ist schon ein ziemlicher Hammer, mit dem Ben (Tim Litwinschuh) da seine Familie konfrontiert: Er habe sich taufen lassen und plane bereits seine Konfirmation. Seine Mutter Johanna (Ulrike C. Tscharre) fällt aus allen Wolken, hält das zunächst alles für einen Scherz. Oder will der 15-Jährige sie provozieren? Schließlich sind sowohl sie als auch Bens Stiefvater Felix überzeugte Atheisten. Als sich Johanna etwas tiefer mit der Angelegenheit beschäftigt, erfährt sie, dass ihr Sohn sich bereits seit einer ganzen Weile mit der Pfarrerin Tabea (Christina Große) zu all dem austauscht, ohne je mit seiner Mutter darüber gesprochen zu haben. Weil Letztere befürchtet, langsam den Zugang zu ihrem Sohn zu verlieren, beschließt sie, die Konfirmationsfeier zu organisieren – was Felix jedoch richtig furchtbar findet. Immerhin, das ist noch seine beste Freundin Frida (Tijan Fischer-Islas), mit der er sich austauschen kann …

Die Suche nach dem Glauben

Der Trend ist seit Jahren bekannt, in Deutschland wie auch anderen europäischen Ländern: Das Interesse am christlichen Glauben nimmt ab, immer weniger Leute finden sich darin wieder und treten aus der Kirche aus. Inzwischen überwiegt die Zahl der Konfessionslosen die der Gläubigen – Tendenz steigend. Wenn noch jemand dieser Religion folgt, dann geschieht das meistens, weil diese von den Eltern an die Kinder weitergegeben wurde. Was aber, wenn das Kind die Religion entdeckt, während die Eltern dieser abgeschworen hatten? Dieser Frage geht der deutsche Fernsehfilm Die Konfirmation nach, wenn wir hier einer Familie folgen, die durch den jugendlichen Sohn einmal kräftig durcheinandergewirbelt wird.

Das Szenario gab es natürlich auch in anderen Filmen. Die österreichische Komödie Womit haben wir das verdient? etwa hat mit einer ähnlichen Geschichte gearbeitet. Dort war der Kontrast noch etwas höher, wenn eine atheistische Feministin erfährt, dass ihre Tochter zum Islam wechselt – so richtig schön mit Kopftuch und allem. Ganz so heftig fällt das hier nicht auf. Zwar spricht auch Die Konfirmation davon, dass da irgendwie zwei Welten aufeinanderprallen. Tatsächliche Culture-Clash-Elemente ergeben sich daraus aber nicht, keine komischen Reibungen. Tatsächlich findet man hier allgemein nur wenig, worüber man wirklich lachen könnte. Da sind keine peinlichen Situationen, keine Gags, keine überzeichneten Figuren. Warum der Film von der ARD als Komödie verkauft wird, ist mal wieder ein Rätsel.

Keine wirkliche Auseinandersetzung

Auch anderweitig werden Erwartungen enttäuscht. So wäre es bei dem Szenario naheliegend gewesen, dass sich Mutter und Sohn auch irgendwann einmal über das Thema austauschen. Doch das findet nicht statt. Johanna organisiert zwar viel, fragt aber nie nach, warum Felix denn zum Glauben findet. Da ist eine kurze Szene mit dem Großvater Axel (Reiner Schöne). Das war es aber auch schon. Das ist schade, zumal Die Konfirmation anderweitig kostbare Zeit verschwendet. Wenn sich später herausstellt, dass die Protagonistin an einer Spielsucht leidet, führt das zwar zu noch mehr Drama, hat mit der Geschichte aber herzlich wenig zu tun. Da wurden dann falsche Prioritäten gesetzt.

Am besten funktioniert der Film als Porträt einer Mutter-Sohn-Beziehung, die sich schon seit längerem gelöst hat, ohne dass je drüber gesprochen wurde. Teilweise fehlte auch einfach das Bewusstsein für die Probleme der beiden. Ganz schön an dem Film ist, wie es wieder zu einer allmählichen Annäherung kommt, ohne dass Regisseur Stefan Krohmer (Meine fremde Freundin) eine erzwungene dramatische Zuspitzung braucht. Tatsächlich ist Die Konfirmation ein ganz angenehmes Werk, weil es unaufgeregt ist und auch daran gelegen, realitätsnahe Figuren zu erschaffen. Nett ist die Komödie daher schon, nur eben weder so unterhaltsam noch so tiefgründig, wie es wünschenswert gewesen wäre.

Credits

OT: „Die Konfirmation“
Land: Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Stefan Krohmer
Drehbuch: Beate Langmaack
Musik: Stefan Will
Kamera: Manuel Mack
Besetzung: Ulrike C. Tscharre, Ben Braun, Tim Litwinschuh, Georgette Dee, Christina Große, Reiner Schöne, Tijan Fischer-Islas, Toto Knoblauch, Kai Wiesinger

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Die Konfirmation
fazit
„Die Konfirmation“ erzählt von einem 15-Jährigen, der seine Familie mit seiner neu entdeckten Religiosität schockiert. Der Film ist weder so komisch noch so tiefgründig, wie es wünschenswert gewesen wäre, es findet keine wirkliche Auseinandersetzung statt, warum der Jugendliche den Glauben sucht. Aber es ist schon ein nettes Werk, das angenehm zurückhaltend erzählt wird.
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