
Für Nora Sand (Marie Sandø Jondal) ist es ein Debakel: Eigentlich war sie als Auslandskorrespondentin einer dänischen Zeitung in London tätig, als ihre Affäre mit einer Quelle ans Tageslicht kam. Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als in ihre Heimat zurückzukehren und dort einen Neuanfang zu wagen. Es dauert auch nicht lang, bis ein großer Fall auf ihrem Tisch liegt. So ist die junge Sofia (Karla Larsen Moltsen) spurlos verschwunden, ihre Mutter (Karin Bang Heinemeier) ist außer sich vor Sorge. Dabei wird sie auf einen Fall aufmerksam, damals waren die beiden Jugendlichen Lisbeth und Lulu verschwunden. Die Polizei will aber nicht, dass die Geschichte noch einmal angegangen wird, war sie doch froh, ihn zu den Akten legen zu können. Für Nora ist das umso mehr ein Grund, ihre Nachforschungen zu intensivieren und herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist …
Krimiserie mit Romanvorlage
Wer am Donnerstagabend arte einschaltet, kann immer wieder interessante Serien entdecken. Zuletzt war auf diesem Sendeplatz Douglas Is Cancelled zu sehen, ein spannender Genremix, der in die Abgründe eines Fernsehsenders blickt. Davor hatte der Sender Nismet – Ein ungewöhnliches Mädchen im Programm, ein autobiografisches Drama um eine Jugendliche, die ihren schwierigen Verhältnissen zu entkommen versucht. Mit Fatal Crossing – Der Fall Lisbeth und Lulu werden nun wieder Krimifans bedient, wie so oft in dieser Programmschiene. Zu dem Zweck reisen wir nach Dänemark und folgen einer Journalistin, die einem alten Fall nachgeht. Zugrunde liegt der Serie ein Roman der Autorin Lone Theils, die selbst als Journalistin tätig war und wie ihre Protagonistin in England dieser Arbeit nachging.
Für die Geschichte ist das prinzipiell irrelevant. Überhaupt wäre das mit der Heimkehr nicht wirklich nötig gewesen, es dient allenfalls dazu, die Journalistin als eine Art Außenseiterin zu etablieren. An manchen Stellen wird das aufgegriffen, um das Verhältnis zu den Figuren genauer anzuschauen. Richtig weit kommt Fatal Crossing – Der Fall Lisbeth und Lulu damit aber nicht, zumindest nicht weit genug, um das zu rechtfertigen. Auch an anderen Stellen bleibt die Serie wenig konkret. Das gilt gerade auch für den Schluss, wenn verraten wird, was es mit all dem eigentlich auf sich hat. Nicht einmal die Protagonistin kann sich das alles erklären, den Zuschauern und Zuschauerinnen geht es da nicht besser. Man bleibt ein wenig ratlos zurück, wenn sich die Geschichte in ein Psychodrama wandelt, das etwas hilflos vor den Figuren steht.
Viele Wendungen, kein Tempo
Diese Verwirrung ist nicht das einzige Problem. Das andere ist das Tempo, dem man mit der Beschreibung „gemächlich“ noch schmeicheln würde. Phasenweise geht da wirklich gar nichts mehr voran, die acht zwischen 40 und 45 Minuten langen Folgen fühlen sich zuweilen nach deutlich mehr an. Da hätte sich problemlos einiges kürzen lassen. Wer zur Ungeduld neigt, braucht es mit Fatal Crossing – Der Fall Lisbeth und Lulu erst gar nicht zu versuchen. Die dialoglastige Serie lässt sich bei allem viel Zeit, verzichtet zudem auf viel Handlung. Nur selten wird es wirklich einmal spannender. Selbst beim Showdown geschieht da nicht viel. Erschwerend kommt hinzu, dass die Geschichte sich manchmal als tiefgründiger verkauft, als sie es eigentlich ist.
Das bedeutet aber nicht, dass man hier nichts Interessantes findet. Tatsächlich hat Theils mehrere spannende Wendungen eingebaut. Anfangs meint man noch einigermaßen zu wissen, in welche Richtung das alles gehen wird. Doch man wird eines Besseren belehrt. Während die Journalistin den beiden Fällen nachgeht, muss sie erkennen, dass die Geschichte anders ist, als sie es dachte. Insofern können Krimifans schon einen Blick auf Fatal Crossing – Der Fall Lisbeth und Lulu riskieren. Hinzu kommt die düster-melancholische Atmosphäre, auch sie zeichnet die Serie aus. Man muss sich nur eben darauf einstellen, sehr viel mehr Zeit investieren zu müssen, als es der Inhalt wirklich hergibt.
OT: „Pigerne fra Englandsbåden“
Land: Dänemark, UK, Norwegen
Jahr: 2023
Regie: Magnus Berggren
Drehbuch: Arne Berggren, Kristine Berg
Vorlage: Lone Theils
Musik: Kate Havnevik
Kamera: Michael Mark Lanham
Besetzung: Marie Sandø Jondal, Jesper Hagelskær Paasch, Bue Wandahl, Hans Henrik Clemensen, Susan A. Olsen, Siir Tilif, Karla Larsen Moltsen
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