
Als der elfjährige Leon aus einem Kinderheim bei Bad Wolfengrub verschwindet, ist es für Kommissar Jonas Becker (Tim Oliver Schultz) eine persönliche Herzensangelegenheit, den Jungen wiederzufinden. Schließlich war er selbst in dem inzwischen von Kai Bischoff (Harald Krassnitzer) geleiteten Heim, während er auf Adoptiveltern wartete. Aus dieser Zeit kennt er Bischoff auch. Dabei stellt sich heraus, dass der Fall Parallelen zu einem früheren aufweist, bei dem ein Mädchen verschwunden war. Ex-Kommissarin Birgit Reincke (Veronica Ferres) hatte seinerzeit ermittelt, trotz intensiver Suche konnte das Kind aber nicht gefunden werden, was noch immer auf ihr lastet. Und so kehrt sie zum aktiven Dienst zurück und versucht gemeinsam mit Becker und der forensischen Archäologin Dr. Marie Sonnleitner (Salka Weber), beide Fälle zu lösen – was aufgrund der Reibereien nicht ganz einfach ist …
Auftakt einer neuen Krimireihe
Der Dienstag gehört im RTL seit zwei Jahren dem Krimigenre, zumindest phasenweise ist dieser Sendeplatz der Aufklärung irgendwelcher Verbrechen gewidmet. Die eindeutig produktivste Reihe des „tödlichen Dienst-Tags“ – so der offizielle Sendername dieser Programmschiene – ist dabei Dünentod – Ein Nordsee-Krimi, welche dieses Jahr mit Schatten der Vergangenheit und Tödliche Geheimnisse den sechsten bzw. siebten Teil der ausstrahlte. An diese Erfolge würde man natürlich gern bei der neuen Reihe Alpentod – Ein Bergland-Krimi anschließen, die sich beim Titel am Quotenhit orientiert und gleichzeitig klarmacht, dass man beim Setting das genaue Gegenteil anbietet. Los geht es mit Alte Wunden, die Woche drauf ist Gemeinsame Ziele angesagt.
Die Geschichte spielt dabei im deutsch-österreichischen Grenzland. Mit Sonnleitner ist auch eine der Figuren österreichisch. Auf Konflikte zwischen den Nationalitäten wie bei Die Toten vom Bodensee oder Die Toten von Salzburg, die ebenfalls diese Konstellation verwenden, wird dabei verzichtet. Dafür wird anderweitig für Reibungen gesorgt: Das Verhältnis zwischen Becker und Reincke ist schwierig, nicht zuletzt, weil die erfahrene Polizistin das mit der Zusammenarbeit nicht so gern sieht. Richtig nachvollziehbar ist das Ganze nicht. Eigentlich sollte man meinen, dass sie in den neu aufgenommenen Ermittlungen eine Chance sieht. Aber da es in Krimis irgendwie Gesetz ist, dass sich Leute streiten, um so Spannung vorzugaukeln, wird hier das einfach mal eingebaut, das Publikum wird das schon annehmen.
Weder plausibel noch spannend
Das gilt auch für den Fall an sich. Von Anfang an ist das mit den beiden Vermisstenfällen etwas konstruiert, es ist nicht ersichtlich, warum die unbedingt zusammenhängen müssen. Die eigentlichen Irritationen kommen aber erst später, wenn die Vorfälle erklärt werden sollen. Da ist einiges schon an den Haaren herbeigezogen, insgesamt ergibt die Geschichte wenig Sinn. Das ist bei deutschen Fernsehkrimis natürlich keine Seltenheit, Plausibilität steht da meistens nicht besonders weit oben auf der Prioritätenliste. So unbefriedigend wie bei Alpentod – Ein Bergland-Krimi: Alte Wunden wird es aber nur selten. Wer sich Krimis anschaut, um viel zu rätseln, wird hiermit eher nicht bedient.
Dafür gibt es einiges zu sehen. Die Landschaften sind schon idyllisch, man verbringt hier ganz gern seine Zeit. Alpentod – Ein Bergland-Krimi: Alte Wunden konnte zudem ein namhaftes Ensemble engagieren, grundsätzlich ist an dessen Leistung nichts auszusetzen. Das bringt nur eben nichts, wenn das Drehbuch wieder einmal so schwach ist, weder der Krimi noch die Figuren interessant sind. Da zudem wenig geschieht, die Spannung eher gering ausfällt, trotz des verschworenen Jungen, macht der Auftakt der neuen Reihe eher weniger Lust auf weitere Filme. Da sollte man sich schon noch ein ganzes Stück steigern, um in dem hart umkämpften Markt bestehen zu können.
OT: „Alpentod – Ein Bergland-Krimi: Alte Wunden“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Samira Radsi
Drehbuch: Stefan Rogall
Musik: Therese Strasser
Kamera: Philipp Sichler
Besetzung: Veronica Ferres, Tim Oliver Schultz, Salka Weber, Heiko Ruprecht, Marcel Mohab, Helene Stupnicki, Anton Dreger, Philip Leonhard Kelz, Michael Menzel, Miriam Fussenegger, Harald Krassnitzer
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