
Laura (Kayden Rose) lebt allein in ihrem kleinen Apartment. Ihre Versuche in Bildhauerei und ein Stipendium zu erhalten sind bei ihren Freunden nicht nur beliebte Gesprächsthemen, sondern sorgen auch für Belustigung. Die Beziehung zu Antoine (Davyd Tousignant) ist ebenfalls nicht glücklich, denn abgesehen von Sex haben die beiden kaum eine Verbindung miteinander. Eines Tages jedoch, nachdem Antoine ihre Apartment verlassen hat, fällt Laura auf, dass sich zwei ihrer Fingernägel gelöst haben. Wie die blauen Flecken, die sie seit einiger Zeit plagen, schenkt sie dem Umstand nur wenig Beachtung und klebt die Fingernägel mit Pflastern wieder an. Aber dies ist nur der Anfang eines schrecklichen Vorgangs, der sich in ihrem Körper abspielt, denn von nun an verfällt ihr Körper mehr und mehr und die hat schließlich auch keine Kontrolle mehr über ihre Körperfunktionen. Da sie den Prozess nicht aufhalten kann, versucht sich die junge Frau mit ihm irgendwie zu arrangieren.
Underground und Mainstream
Dass Regisseur Éric Falardeau Filmemacher wie Jörg Buttgereit und David Cronenberg zu seinen wichtigsten Inspirationen zählt, wundert wohl niemanden, der Falardeaus ersten Spielfilm Thanatomorphose gesehen hat. Der Titel des Films bezieht sich auf den Zustand eines Körpers, bei dem sichtbare Zeichen von Zersetzung festzustellen sind. Wie die bereits genannten Vorbilder steht der Körper im Zentrum von Éric Falardeaus Film und wird zu einer Metapher für einen psychologischen Zustand, der seine Entsprechung in unserer Welt findet. Die Idee hinter Thanatomorphose ist dabei durchaus interessant, doch die Umsetzung ist gerade erzählerisch eher mittelmäßig gelungen.
Horror, besonders aus dem Underground-Bereich, hat die Fähigkeit, den Zuschauer zu verstören und Dinge zu hinterfragen, wie Falardeau in Interviews zu seinem Spielfilmdebüt betont. Der Kanadier kommt aus experimentellen Film und hat sich nicht nur was die Effekte angeht, sondern auch in Aspekten wie Bildgestaltung und Sounddesign, mit seinem Thema auseinandergesetzt. Aus diesem Blickwinkel hat Thanatomorphose für den interessierten Zuschauer einiges zu bieten, denn an verstörenden und teils sehr ekligen oder blutigen Effekten und Bildern mangelt es im Film nicht. Der langsame Verfall der Heldin wird gezeigt als schleichender Prozess, der immer mehr Besitz ergreift von ihrem Körper und wie eine Metapher zu ihrer Depression wirkt und wie ihre Umwelt auf sie reagiert. Im Setting spiegelt sich dieser Vorgang wider, denn das Apartment verfällt immer mehr und erinnert an das Set-Design in Roman Polanskis Ekel, der wohl ebenfalls eine gewisse Inspiration für Falardeau gewesen ist. Filme wie Thanatomorphose sind sicherlich interessante Experimente oder Abschlussfilme an einer Filmschule, doch als Spielfilm eignet er sich leider gar nicht.
Etwas fühlen
Das Problem von Éric Falardeaus Film ist weniger sein Thema, sondern vielmehr dessen erzählerische Umsetzung. Thanatomorphose wäre sicherlich gut bei einem Underground-Festival aufgehoben oder hätte als Kurzfilm funktioniert, doch bei einer Dauer von über 90 Minuten tritt der Film nach einer kurzen Weile erzählerisch auf der Stelle. Im Gegensatz zu den von Falardeau zitierten Vorbildern wird gewissermaßen immer eine Fußnote zu der Message des Filmes oder dessen Intention hinzugefügt, meist über die visuelle Ebene. Diese sind abstoßend und teils auch faszinierend, jedoch kreisen sie um ein und dieselbe Aussage, was spätestens nach einer halben Stunde sehr ermüdend wirkt. Kayden Rose als Protagonistin muss aber lobend erwähnt werden, wenn sie eine Frau spielt, die sich danach sehnt, endlich wieder etwas zu fühlen und sich in dem Erlebnis, das ihr Körper ihr bietet, verliert.
OT: „Thanatomorphose“
Land: Kanada
Jahr: 2012
Regie: Éric Falardeau
Drehbuch: Éric Falardeau
Kamera: Benoît Lemire
Besetzung: Kayden Rose, Émile Beaudry, Eryka Centieri Roch, Denis Gagnon, Davyd Tousignant
Amazon (Mediabook „Thanatomorphose“)
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