Ekel Repulsion
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Ekel

Kritik

Ekel Repulsion
„Ekel“ // Deutschland-Start: 7. Juli 1965 (Kino) // 17. Mai 2018 (DVD/Blu-ray)

Die junge Carol (Catherine Deneuve) lebt zusammen mit ihrer Schwester in einem kleinen Apartment in London und arbeitet in einem Schönheitssalon. Ihr gutes Aussehen bringt ihr sehr viel Aufmerksamkeit von Männern entgegen, doch so richtig wohl fühlt sich Carol dabei nicht, erst recht nicht, wenn diese versuchen sie zu berühren. So hat auch Colin (John Fraser), ein junger Mann, der immer wieder versucht, Carol zu einem gemeinsamen Treffen zu überreden, keine Chance bei der hübschen Blondine. Als dann ihre Schwester mit ihrem Freund zu einem Urlaub aufbricht und Carol die Wohnung für sich alleine hat, nimmt ihre Phobie vor Männern gefährliche Züge an. Immer mehr verschanzt sie sich in der Wohnung, lässt niemanden mehr hinein und leidet gar unter Visionen, in denen sie von Männerstimmen und dunklen Gestalten bedroht wird. Zuletzt beschließt die völlig verängstige Carol sich zu wehren, was blutige Folgen hat.

Die moderne Angst
Die Idee für seinen nächsten Film nach Das Messer im Wasser kam Roman Polanski und Drehbuchautor Gérard Brach während eines Aufenthalts in Frankreich, als sie in ihrem Bekanntenkreis eine gemeinsame Freundin näher kennenlernten, deren eher unauffälliges Äußeres im Gegensatz zu dem stand, wie sie sich selbst fühlte und wahrnahm. Trotz der recht dünnen Grundlage entwickelten beide die Grundidee zu dem Projekt, welches letztlich den Titel Ekel erhielt und in der britischen Firma Compton, die bislang eher für Exploitationfilme und Softpornos bekannt wahr, einen guten Partner fand, der sogar die Überschreitung des Budgets während der Dreh tolerierte, da man mit dem Gesamtergebnis und den ersten Aufnahmen sehr zufrieden war.

Innerhalb des Frühwerkes Polanskis stellt Ekel das thematische wie auch visuelle Fundament dar, eines erzählerischen Komplexes, der sich mit dem Thema der modernen Angst und der Stadt befasst. Darüber hinaus verhandelt der Film das gerade aus heutiger Sicht erschreckend aktuelle Thema des Alltagssexismus und die damit verbundene, wenn auch im Film überhöhte Depression, die zuletzt in Wahnsinn umschlägt. Rein visuell, aber auch durch Zuhilfenahme von Verfremdungseffekten im Ton, wird der Raum, der Carol zur Verfügung steht, immer weiter eingeschränkt. Das moderne Panopticon der Blicke wird zur ständigen Überwachung, einer Bestätigung der eigenen Angst, des Bewertet-Werdens anhand der eigenen Handlungen und Aussagen, die nie wirklich ganz überzeugen oder sich falsch anhören, sodass einem am Ende nur das (Ver-)Schweigen bleibt.

Speziell die Kameraarbeit Gilbert Taylors sowie die Ausstattung Seamus Flannery tragen zu diesem Eindruck der zunehmenden Selbst-Ausgrenzung bei, der Konsequenz der wahrgenommenen Monstrosität der Umwelt. Der im Titel evozierte Ekel wird für den Zuschauer zu einer beinahe körperlichen Erfahrung, der gerade spätere Sequenzen im Film nur schwierig zu ertragen macht.

Bilder einer verstörten Frau
Eine Figur wie Carol erinnert, wenn man das ganze Werk Polanski betrachtet, in vielerlei Hinsicht an Figuren wie Rosemary Woodhouse aus Rosemary’s Baby oder der von Regisseur gespielte Trelkovsky aus Der Mieter. Ähnlich wie später Mia Farrow bringt Catherine Deneuve eine gewisse Verletzbarkeit zu diesem Charakter, was Carols Furcht und Panik nachvollziehbar macht, auch wenn man sich vor den Konsequenzen dieser Gefühle schockiert abwenden will. Schon in den ersten Szenen, die Carol bei der Arbeit zeigen oder wie diese durch die Straßen Londons geht, demonstrieren das tiefe Verständnis, das Deneuve für diese Figur hat, die sich ständig in Gefahr sieht, unsicher ist und schreckhaft.

Credits

OT: „Repulsion“
Land: UK
Jahr: 1965
Regie: Roman Polanski
Drehbuch: Roman Polanski, Gérard Brach, David Stone
Musik: Chico Hamiton
Kamera: Gilbert Taylor
Besetzung: Catherine Deneuve, Ian Hendry, John Fraser, Patrcik Wymark, Yvonne Furneaux

Bilder

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„Ekel“ ist ein Film über Angst und Panik, der durch die Drastik seiner Darstellung gerade im letzten Drittel dem Zuschauer einiges abverlangt. Neben der tollen darstellerischen Leistung Catherine Deneuves und Gilbert Taylors Kameraarbeit bemerkt man vor allem die Konsequenz dieser Schreckensvision eines Menschen, der sich immer weiter in sich selbst zurückzieht, aber doch nicht ändern kann, dass der Horror in sein Leben tritt.
8
von 10