
Meison Yamato und seine Männer staunen nicht schlecht, als sie einen seltsamen Apparat finden, aus dem ein noch seltsameres Wesen steigt. Dieses ist blau, hat große Ohren und Augen und ist irgendwie ganz knuddelig. Meison fühlt sich dieser Kreatur, die er für einen Tanuki hält, sofort verbunden. Wie kann man aber auch zu einem derart niedlichen Tier Nein sagen? Also versucht er, das Herz des Findlings, den er bald Stitch nennt, für sich zu gewinnen, ohne dabei seinen Status als ehrenwerter Samurai zu gefährden. Es darf also niemand davon wissen, was er da genau tut. Dabei ist das mit dem Zusammenleben gar nicht so einfach. Zum einen versteht Meison nicht so wirklich, was in Stitch vor sich geht. Außerdem ahnt er nach einer Weile, dass sein neuer Freund lieber nach Hause möchte und nicht der ist, für den er ihn hält …
Kuriose Nebengeschichte
Auch wenn die Einspielergebnisse von Lilo & Stitch 2002 gar nicht so überragend waren, erlangte der Film schnell Kultstatus. Bis heute brachte Disney deshalb massig Merchandising heraus, veröffentlichte Spin-offs und Direct-to-Video-Produktionen. In Erwartung, dass der Andrang mit dem kommenden Live-Action-Remake noch einmal ansteigen wird, wurde hierzulande beschlossen, ältere Manga-Titel zum Franchise herauszubringen. Eher weniger interessant war dabei Lilo & Stitch: Abenteuer auf Hawaii, welches aus zwei Hälften bestand. Die erste erzählte die Geschichte des Films noch einmal nach, nur schlechter. Die zweite war eine Sammlung von Kurzgeschichten, die zwar irgendwie nett, aber einfallslos waren. Da ist Stitch und der Samurai, ein Comic aus dem Jahr 2020, schon vielversprechender.
In diesem versetzt Autor Hiroto Wada den süßen Außerirdischen in das alte Japan, was zwangsläufig zu einem ziemlichen Kontrast führt. Da prallen wirklich zwei Welten aufeinander. Eigentlich sollte man erwarten, dass es entsprechend viel Culture Clash gibt. Das findet aber nur relativ selten statt, etwa wenn die menschlichen Mechaniker das abgestürzte Raumschiff falsch verstehen. Außerdem spielt Stitch und der Samurai natürlich damit, dass die historischen Japaner keine Vorstellung außerirdischen Lebens haben und deshalb etwas unbeholfen versuchen, Stitch innerhalb der ihnen bekannten Weltanschauung unterzubringen, was hinten und vorne nicht funktioniert. Das Ergebnis ist schon ganz amüsant, aber ein Nebenschauplatz, der selten besucht wird.
Wohin des Wegs?
Ansonsten liegt der Fokus auf der Beziehung der beiden ungleichen Hauptfiguren. Das war natürlich beim Film auch schon so. Während es dort aber noch das Abenteuer-Element gab durch die Verfolgung von Stitch, fehlt hier etwas Vergleichbares. Tatsächlich geschieht im ersten Band von Stitch und der Samurai recht wenig. Der Manga beschränkt sich darauf, wie die beiden sich kennenlernen und wie Meison versucht, das knuddelige Wesen für sich zu gewinnen. Das ist schon ganz nett, hat aber noch Luft nach oben. Der Kontrast zwischen dem seriösen Samurai und dem quirligen Stitch ist durchaus amüsant, lässt aber etwas Abwechslung vermissen. Es reicht dann doch nicht, einfach nur zwei grundverschiedene Leute zusammenzuwerfen und darauf zu hoffen, dass der Rest sich von sich aus ergibt.
Optisch ist der Manga dabei durchaus gelungen, sehr viel mehr als der Obige zu dem Franchise. Die Darstellung des historischen Japans kann sich sehen lassen und verstärkt den besagten Kontrast noch einmal, wenn Stitch darin ein Fremdkörper ist. Tatsächlich würde Stitch und der Samurai auf den ersten Blick durchaus als richtiger Samurai-Manga durchgehen. Der Auftakt macht daher schon Lust auf mehr und man darf ein wenig gespannt sein, in welche Richtung Wada das Ganze noch dreht. Fans des Franchises können sowieso einen Blick riskieren, selbst wenn der Band nicht ganz so lustig ist, wie man es von den Geschichten um den blauen Außerirdischen sonst gewohnt ist.
OT: „Tono-sama to Stitch“
Land: Japan
Jahr: 2020
Text: Hiroto Wada
Seit 1937 hat Disney die Geschichte des Animationsfilms maßgeblich mitbestimmt. Wir blicken in unserem Jubiläumsspecial zurück auf das legendäre Studio und stellen Dutzende ihrer Werke vor.
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