
Da ist viel, worüber Meison Yamato nachzudenken hat. Nicht nur, dass Japan unruhige Zeiten durchmacht und die Zeichen ständig auf Krieg stehen. Er hat auch dieses eigenartige blaue Wesen gefunden, dem er den Namen Stitch gegeben hat, aus dem er aber nicht ganz schlau wird. Handelt es sich wirklich um ein Tanuki, wie er es zunächst dachte? Oder hat er es mit einem Dämon zu tun? Schließlich verfügt er über vier Arme, was sehr ungewöhnlich ist. Während er noch darüber nachdenkt und versucht, seinen neuen knuddeligen Freund einfach so zu akzeptieren, wie er ist, macht er die Bekanntschaft von zwei weiteren seltsamen Gestalten. Dabei ahnt er nicht, dass es sich bei ihnen wie bei Stitch um Außerirdische handelt, die gekommen sind, um Meisons Freund zu suchen. Und auch deren besondere Fähigkeit, anderen ihr Gedächtnis zu nehmen, wird er erst noch kennenlernen …
Gestrandet im alten Japan
Obwohl es von Lilo & Stitch bis heute keine wirkliche Fortsetzung gibt, die billigen Direct-to-Video-Produktionen mal außen vor gelassen, hat sich aus dem 2002 veröffentlichten Zeichentrickfilm ein beachtliches Franchise entwickelt, das mit Merchandising eine riesige Fangemeinde aufgebaut hat. Während die Welt noch auf das Live-Action-Remake wartet, von dem sich Disney enorme Einnahmen erhofft, werden hierzulande ein paar ältere Mangas auf den Markt geworfen, um vom Hype zu profitieren. Wenig bemerkenswert war dabei Lilo & Stitch: Abenteuer auf Hawaii, das eine verkürzte Zusammenfassung des Films mit langweiligen Kurzgeschichten kombiniert. Einfallsreicher ist da schon Stitch und der Samurai, das den beliebten Außerirdischen aus dem Hawaii-Kontext nimmt und stattdessen in ein historisches Japan verfrachtet.
Band 1 machte dabei schon Spaß, wenn auf maximale Kontraste gesetzt wird. Stitch ist in diesem Setting ein ebenso großer Fremdkörper wie in dem gegenwärtigen, das man aus dem Film kennt. So als hätte man ihn versehentlich in einer falschen Geschichte platziert. Stitch und der Samurai setzte dabei einerseits auf diese Culture-Clash-Momente, wenn Meison und die anderen versuchen, den Fremden mit der ihnen bekannten Erfahrungswelt in Einklang zu bringen und nach irgendwelchem Referenzmaterial suchen. Gleichzeitig machte man sich aber auch einen Spaß daraus, dass der vornehme Samurai angesichts des Knuddelaliens völlig hilflos ist. Selbst ein großer Krieger kommt gegen ein so putziges Ding nicht an. Das war schon witzig, auf Dauer mangelte es dem ersten Band aber an Abwechslung. Zudem war nicht wirklich klar, worauf die Geschichte hinauslaufen soll.
Schön anzusehen
Letzteres ist auch beim zweiten Band noch ein Problem, wenn da mehrere Themen parallel laufen. Der Part um die Niedlichkeit wurde reduziert, was dem Comic ganz gut tut. Dafür spielen die beiden anderen Aliens Jamba und Pliiklii eine größere Rolle. Die Sache mit dem Vergessenapparat ist ganz witzig geworden. Zum Ende hin trumpft Stitch und der Samurai auch noch mal groß auf und intensiviert das Nebeneinander von historischem Setting und Science-Fiction-Elementen. Neben diesen beiden Strängen kommt noch eine Geistergestalt hinzu. Außerdem ist da der drohende Krieg, der immer irgendwo mitschwingt und von dem man nicht weiß, ob er nun ausbrechen wird oder nicht.
Während man also noch immer neugierig sein darf und muss, welche Geschichte Hiroto Wada eigentlich erzählen will, überzeugt der Manga erneut visuell. Gerade im Kontrast zu dem oben genannten Hawaii-Manga wird die Klasse deutlich. Man machte es sich hier nicht nur darauf gemütlich, dass Stitch ein so unverwechselbares Aussehen hat. Man investierte zudem viel Arbeit in die Hintergründe. Wenn wir mehr von dem Dorf oder der Natur sehen, kann es Stitch und der Samurai problemlos mit der Konkurrenz aufnehmen. Das hier ist dann doch mehr als ein billiges Franchiseprodukt, mit dem ohne viel Aufwand Kasse gemacht werden soll. Fans schauen hier wegen des Protagonisten rein, aber auch andere können einen Blick hierauf riskieren.
OT: „Tono-sama to Stitch“
Land: Japan
Jahr: 2020
Text: Hiroto Wada
Seit 1937 hat Disney die Geschichte des Animationsfilms maßgeblich mitbestimmt. Wir blicken in unserem Jubiläumsspecial zurück auf das legendäre Studio und stellen Dutzende ihrer Werke vor.
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