
Als der junge Webdesigner Kevin Brammer (Paul Maximilian Pira) tot auf dem Waldfriedhof gefunden wird, steht die Polizei vor einem Rätsel. Warum sollte ihm jemand etwas anhaben wollen? Und warum ausgerechnet dort? Beruflich lief es gut bei dem Toten, eine neue entwickelte Anti-Mobbing-App bescherte ihm und seinem Team viel Aufmerksamkeit. Aber vielleicht war doch nicht alles so toll bei ihm. Und so bleibt Ina Zimmermann (Melanie Marschke) und den übrigen nichts anderes übrig, als etwas tiefer in den Fall einzusteigen und nach Spuren zu suchen. Eine davon führt zu der tragischen Geschichte einer Studentin, die online gehetzt wurde, bis sie sich irgendwann das Leben nahm. Könnte der Mord etwas damit zu tun haben?
Hass im Internet
Bei den meisten deutschen Krimiserien weiß man ziemlich genau, was einen bei der neuen Folge erwartet. Klar, kleinere Schwankungen gibt es immer wieder. Aber insgesamt sind diese Titel so genormt und risikoscheu, dass sich nicht viel tut. SOKO Leipzig ist da eine Ausnahme. Hier kann man tatsächlich kaum vorhersagen, was einen dieses Mal erwarten wird. So war beispielsweise Lady Schneider kürzlich eine humorvolle Variante rund um eine schräge, schwerreiche Familie. Anschließend setzte man bei Plan C auf „mehr“. Nicht nur, dass die Folge auf einmal doppelt so lang war. Sie nahm dabei so viele absurde und zugleich ernst gemeinte Wendungen, dass sie völlig entgleiste. Qualitativ ist diese Staffel wirklich alles dabei, von solide bis Müll. Mit Nur ein Foto gibt man sich jetzt aber wieder konventioneller.
So handelt es sich prinzipiell um den klassischen Wodunit: Am Anfang steht der Fund der Leiche, danach wird nach dem Täter bzw. der Täterin gesucht, mehrere Leute kommen in Frage. Dabei ist die Folge eine, die sich wieder eines gesellschaftlichen Themas annimmt, so wie es einige zuvor bereits getan hatten. Dieses Mal geht es um Mobbing im Internet. Das ist ohne Zweifel wichtig, weil es viele Menschen etwas angeht. Zudem sind Opfer meist schutzlos, da wenig gegen die Angriffe getan wird oder getan werden kann. Gerade die sozialen Medien verdienen mit Hass viel Geld. SOKO Leipzig: Nur ein Foto geht in diese Richtung, will auf die Problematik aufmerksam machen und auch ein wenig das Bewusstsein schärfen. Sonderlich subtil geht man dabei jedoch kaum vor. Bei einer Laufzeit von rund 43 Minuten reicht der Raum nicht, um wirklich in die Tiefe zu gehen.
Groteskes Ende
Richtig irritierend wird es jedoch zum Schluss. Da wird es zwar spannender und emotionaler. Aber auch irgendwie grotesk. In der aktuellen Staffel hat man so manche fragwürdige Entscheidung getroffen. So eben auch bei SOKO Leipzig: Nur ein Foto, wenn man wie schon einige Folgen zuvor den Blick auf das Übersinnliche wirft. Das ist nicht nur etwas unpassend im Kontext einer Internet-Folge. Es ist zudem beliebig. Aber das ist man derzeit ja gewohnt, irgendwie darf bei dieser Serie alles gemacht werden, ohne dass sich irgendwer um Sinnhaftigkeit oder Kontinuität scheren würde. Insofern darf man schon etwas gespannt sein, wie es die Woche drauf in der neuen Folge Faule Eier weitergehen wird.
OT: „SOKO Leipzig: Nur ein Foto“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Robert Del Maestro
Drehbuch: Judith Sehrbrock, Stefan Puntigam
Musik: Christian Meyer
Kamera: Inka Sackenheim
Besetzung: Melanie Marschke, Amy Mußul, Johannes Hendrik Langer, Daniel Steiner, Anna Stieblich, Michael Rotschopf, Isabel Schosnig, Frederik von Lüttichau, Benjamin Radjaipour, Sina Genschel
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