I Love You More
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I Love You More

„I Love You More“ // Deutschland-Start: 15. Dezember 2023 (Kino) // 18. Januar 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Ben (Don Shala) ist ein schüchterner, insgeheim schwuler Teenager, der zusammen mit seiner Familie im kriegsgebeutelten Kosovo lebt. Über das vergangene Jahr hat er für sich selbst seine Sexualität entdeckt und weiter erforscht, speziell über Textnachrichten und Telefonate mit dem deutschen Teenager Leo (Leonik Sahiti). Beide entwickeln eine starke Bindung zueinander, bis hin zur Liebe, ohne sich jemals im echten Leben getroffen zu haben. Das soll sich aber bald ändern, da Leo in einem Monat in den Kosovo reisen wird, und beide planen, sich dort heimlich zu treffen. Gleichzeitig träumen sowohl Bens Eltern als auch er den amerikanischen Traum. Vor allem sein Vater und seine Mutter wünschen sich, in die USA zu ziehen, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Unverhofft bietet sich genau diese Möglichkeit, als die Familie in der amerikanischen „Green Card Lotterie“ gewinnt. Allerdings ist das Zeitfenster für die Immigration in die USA eng, und das geplante Treffen von Ben und Leo droht durch den Umzug ins Wasser zu fallen.

Das eigene Leben in Farbe

Der Regisseur und Drehbuchautor Erblin Nushi erzählt mit I Love You More zu großen Teilen seine eigene Geschichte. Als schwuler Sohn einer Schneiderin und eines Malers erlebte er am eigenen Leib die Schwierigkeiten innerhalb der bescheidenen Verhältnisse im Kosovo der Nachkriegszeit. Bereits mit 10 Jahren begann er zu schauspielern und machte seine Leidenschaft für Schauspiel und Film zum Beruf. 2010 gewann seine Familie die Green-Card-Lotterie, und nach der Immigration in die USA studierte er Film mit Schwerpunkt auf Regie an der George Mason Universität in Fairfax, Virginia. Neben I Love You More erlangte er Bekanntheit durch seinen ebenfalls autobiographischen Kurzfilm BINI.

Fehlende Originalität und Emotionalität

I Love You More erzählt auf den ersten Blick ein klassisches Coming-of-Age-Liebesdrama mit einem schwulen Protagonisten, der eine große Sehnsucht danach verspürt, geliebt zu werden, und dieser Sehnsucht um jeden Preis nachgehen will. Allerdings erfährt er diese Liebe bereits. Vor allem seine Mutter versucht sich mit einer engelsgleichen Geduld in ihren Sohn hineinzuversetzen und alles Menschenmögliche zu tun, damit Ben Leo noch sehen kann, auch wenn es möglicherweise den Umzug in die USA gefährden könnte. Sein Vater ist zwar weniger verständnisvoll, lässt sich jedoch um seines Sohnes willen überzeugen, den Flug in die USA so weit wie möglich hinauszuzögern.

Hier liegt eines der größten Probleme in I Love You More. Es fällt schwer, sich in Ben hineinzuversetzen, da seine Beweggründe und seine Sturheit sehr irrational wirken. Das mag zwar genau den geistigen Zustand eines Teenagers wiedergeben, der mit der schieren Flut an neuen Emotionen und Hormonen nicht klarkommt, verhindert aber trotzdem, dass man als Zuschauer eine emotionale Bindung zu Ben aufbauen kann. Des Weiteren darf der Zuschauer sich niemals einfach so in Ben hineinversetzen und seine Ängste erahnen, ohne dass genau diese durch Traumszenen visuell dargestellt werden müssen. Dieses stilistische Mittel erweist sich jedoch eher als störend und vor allem überflüssig, da die schauspielerische Leistung von Don Shala als Ben durchaus solide ist und er die emotionalen Szenen sehr gut darstellt. Der Film endet auf eine sehr konstruierte Weise und versucht fast krampfhaft, eine Art Moral oder Lehre zu präsentieren.

Credits

OT: „I Love You More“
Land: Albanien, Kosovo
Jahr: 2023
Regie: Erblin Nushi
Drehbuch: Erblin Nushi
Musik: R.B Castrioti
Kamera: Wenting Deng Fischer
Besetzung: Don Shala, Luan Jaha, Melihate Qena, Zana Berisha, Shengyl Ismaili, Arta Selimi, Leonik Sahiti, Irena Aliu, Fjolla Nushi

Bilder

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I Love You More
fazit
„I Love You More“ ist ein sehr intimer Coming-of-Age-Film von und über Regisseur Erblin Nushi. Der Film schafft es durchaus die Irrationalität eines verliebten Teenagers treffend darzustellen, allerdings ist das auch genau der Punkt an dem der Film einen als Zuschauer verlieren kann. Ein Teenager in einer ähnlichen Situation kann sich vielleicht in den Protagonisten hineinversetzen, für alle anderen ist es aber schwierig eine emotionale Bindung zu Ben als Charakter aufzubauen.
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