Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen
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Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen

Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen
„Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen“ // Deutschland-Start: 30. September 2004 (Kino) // 29. August 2005 (DVD)

Inhalt/Kritik

Au Backe! Da Bibi (Sidonie von Krosigk) in der Mathearbeit eine 6 kassiert hat, muss sie den Sommer im Ferieninternat Schloss Altenberg verbringen und büffeln. Würg! Ihre aufkommende Pubertät macht das Ganze auch nicht gerade leichter. Während Bibi sich in ihr Schicksal ergibt und sogar neue Freunde findet, gelingt es der bösen Hexe Rabia (Corinna Harfouch) derweil, dem Gruselmoor zu entfliehen. Dort sollte sie eigentlich eine fünfjährige Strafe für ihre Vergehen absitzen. Zunächst ist sie nur auf Rache aus. Als sie jedoch von den geheimnisvollen blauen Eulen erfährt, die sich in Altenberg befinden und die sagenhafte magische Kräfte besitzen sollen, fasst sie ein neues Ziel ins Auge …

Auf den Spuren des Zauber-Vorbilds

Was als Nichtfilm erfolgreich ist, wird adaptiert, und was als Film erfolgreich ist, erhält eine Fortsetzung. Da bildet auch Bibi Blocksberg keine Ausnahme. Für keinen anderen deutschsprachigen Film wurde im Jahre 2002 mehr Geld an den Kinokassen hinterlegt. Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen erschien 2004. Während bei der Besetzung der einzelnen Rollen keine Veränderungen vorgenommen wurden, setzte sich diesmal Franziska Buch statt Hermine Huntgeburth auf den Regiestuhl.

Ließ sich beim ersten Teil noch lediglich darüber spekulieren, ob es sich dabei denn nun um eine deutsche Antwort auf die Harry Potter-Reihe handeln sollte oder nicht, lässt der Nachfolger diesbezüglich keine Fragen offen. Direkt die ersten Sekunden der Eingangsmelodie machen unmissverständlich klar, was Sache ist. Instrumentierung, Rhythmus und Tonfolge sind in etwa so lange identisch mit dem Harry Potter-Thema, wie es rechtlich unbedenklich bleibt. Danach biegt der Soundtrack in sicherere Gewässer ab, hat hier aber emotional natürlich bereits erreicht, was er wollte. Eine der nächsten Szenen lässt dann wieder einen spekulierenden Vergleich zu, wenn ihr Kater (Rufus Beck) von einem Monster spricht, Rabia ihn aber zurechtweist, dass er nicht Monster sagen, sondern ihren Namen aussprechen solle: Bibi Blocksberg. Das evoziert unweigerlich Gedanken an die Dualität von Du-weißt-schon-wer und Voldemort. Auch sonst gibt es immer wieder Instanzen, bei denen sich Parallelen ziehen lassen. Selbst der Titel ist diesmal ja schon nach der Art von etwa Harry Potter und der Stein der Weisen formatiert.

Zwischen düster und bunt

So oder so ist es ein gelungener Einstieg. Fans des ersten Teils sind inzwischen natürlich ebenfalls zwei Jahre älter geworden, und ihnen kann wohl mehr zugemutet werden. Dementsprechend düster gestaltet sich der Anfang, wenn Rabia immer noch im Moor ihre Strafe absitzt. Die Titeleinblendung nachdem die verbannte Hexe den Namen der Protagonistin ausspricht ist dann jedoch eine Zäsur: Danach sitzen wir bei Blocksbergs zuhause und alles ist im direkten Vergleich grellbunt erleuchtet wie in einer Sitcom. Das ist schon ein ziemlich harter Bruch.

Fast dreiunzwanzig Minuten dauert es diesmal, bis das Gesinge wieder losgeht. Warum diese Filme temporär als Musicals daherkommen müssen, erschließt sich einfach nicht. Etwa eine Viertelstunde später gibt’s den nächsten und gleichzeitig letzten Song. Der ist deutlich besser als der vom selben Trio vorgetragene Hexenrap aus dem ersten Teil, vor allem aber ist er dankenswerterweise kein Ohrwurm.

Eine Adaption muss mit dem Original rein gar nichts gemeinsam haben. Das ist eine Wahrheit, die sich immer wieder vergegenwärtigt werden muss, da es ein natürlicher Drang ist, Vergleiche zwischen Vorlage und Verfilmung zu ziehen. Was jedoch fraglos zulässig ist, ist die komparative Gegenüberstellung zweier Werke derselben Reihe innerhalb desselben Mediums. Im Vergleich zu den Hörspielen erfuhren Charaktere wie Vater Bernhard (Ulrich Noethen) etwa eine ziemliche Veränderung. Gerade Bernhard aber verhält sich in Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen völlig anders als noch im ersten Teil. Es wirkt, als wäre den Machern aufgefallen, dass ein dauergestresster Hexenhasser in so einem Szenario nicht sonderlich erbaulich ist. Hier ist er nun eher der liebe Hausmann, was dem Ganzen deutlich besser bekommt.

Besser als der Vorgänger

Fortsetzungen sind im Prinzip immer größer, besser, schneller, weiter oder sonstige Komparative. Da bildet auch Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen keine Ausnahme. Bibi kommt aus ihrer gewohnten Umgebung heraus und muss sich nicht nur mit den Tücken des Internatalltags herumschlagen, sondern erlebt durch die Erforschung unterirdischer Geheimgänge ein richtiges Abenteuer. Das ist für ein jüngeres Publikum durchaus aufregend inszeniert. Buch lässt in dem Film jedoch nicht unbedingt ihre eigene Handschrift erkennen, bedient sich inszenatorisch eher an bekannteren Vorbildern.

Noethen geht in seiner quasi-neuen Rolle noch einmal besser auf als im Vorgänger. Harfouch hält sich im Vergleich zu ihrer ersten Interpretation ziemlich zurück, hat aber nichts von ihrer Spielfreude für Rabia verloren. Edgar Selge liefert als zerstreuter Internatsdirektor eine fantastische Performance ab, auch wenn sein Charakter etwas inkohärent geschrieben ist. Das scheint auf Bibi abzufärben, als sie ihn aus Jux und Tollerei vor der versammelten Klasse miniaturisiert. Eine Szene, die weder zum Film noch zu ihrem Charakter passt, und nur als selbstgefälliger Scherz existiert. Wie viel Zeit seit dem Erscheinen von Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen vergangen ist, lässt sich schön am Auftritt von Frederick Lau ausmachen – hier natürlich noch als Kind. Ob der Film seither besser oder der Rezensent einfach älter und weicher geworden ist, lässt sich hier nicht feststellen. So oder so bekommt der Film heute eine höhere Wertung als damals.

Credits

OT: „Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen“
Land: Deutschland
Jahr: 2004
Regie: Franziska Buch
Drehbuch: Elfie Donnelly
Vorlage: Elfie Donnelly
Musik: Enjott Schneider
Kamera: Axel Block
Besetzung: Sidonie von Krosigk, Marie Luise Stahl, Corinna Harfouch, Katja Riemann, Ulrich Noethen, Monica Bleibtreu, Edgar Selge, Nina Petri, Anja Sommavilla, Elea Geissler, Frederick Lau, Henning Vogt, Rufus Beck

Trailer

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Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen
Fazit
"Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen" macht einiges besser als der Vorgänger. Er kann sich weniger von bekannten Vorbildern lösen und auch das Drehbuch hat immer noch so seine Problemchen, doch wer den Film vielleicht nicht mehr in allzu guter Erinnerung hat, sollte ihm eine zweite Chance geben.
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