Kommissarin Lucas: Nürnberg TV Fernsehen ZDF Streamen online Mediathek
© ZDF/Barbara Bauriedl

Kommissarin Lucas: Nürnberg

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„Kommissarin Lucas: Nürnberg“ // Deutschland-Start: 6. Februar 2021 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Viele Jahre hat Kommissarin Ellen Lucas (Ulrike Kriener) in Regensburg gearbeitet, nun steht ein Neuanfang in Nürnberg an. Doch der gestaltet sich von Anfang an schwierig. Noch bevor sie wirklich bei der neuen Stelle angefangen hat, rast ihr ein anderes Auto in die Seite. Der Fahrer stellt sich später als der frisch aus dem Gefängnis entlassene Franz Vegener (Nick Romeo Reimann) heraus, der vom Unfallort geflohen ist und dabei seinen jüngeren Halbbruder Maik (Luis Vorbach) mitgenommen hat. Und als wäre das alles nicht schon schwierig genug, entdecken sie im Kofferraum des Autos die Leiche von Grete Saller (Irina Wanka) – der Großmutter der beiden. Was ist da nur vorgefallen? Die Polizei steht vor einem Rätsel. Und auch Gretes Tochter Marie (Katharina Schüttler), die Mutter der beiden Jungs, kann sich das alles nicht erklären …

Auf zu neuen Krimi-Schauplätzen!

„Never change a winning team“ lautet ein bekanntes Motto. Warum etwas ändern, das funktioniert? Das gilt natürlich auch bei Produktionen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Gerade im Krimibereich werden oft Konzepte über Jahre wiederholt, ohne dass es zu nennenswerten Änderungen kommt. Wagnisse mag man bei dieser lukrativen Zielgruppe nicht eingehen. Etwas verwunderlich war es daher, als 2021 Kommissarin Lucas plötzlich den Schauplatz wechselte. 30 Filme lang spielte die 2003 gestartete ZDF-Krimireihe in Regensburg, bis es dann plötzlich nach Nürnberg ging. Das geht auch mit zahlreichen personellen Veränderungen einher. Von der Titelfigur einmal abgesehen, die sich in dem Film auf eigenen Wunsch versetzen ließ, mussten alle Stammcharaktere gehen. Das komplette Team wurde ausgetauscht.

Warum man diesen Neustart initiierte, ist bis heute nicht ganz klar. Nicht einmal die Hauptdarstellerin konnte eine wirkliche Erklärung liefern. Im Film selbst wird der Wechsel natürlich schon angesprochen, es wird auch eine Begründung genannt. Doch die ist eher halbherzig, wirkt zu sehr vorgeschoben und hat nicht mit dem eigentlichen Fall zu tun. Aber nur weil etwas willkürlich ist, ist es nicht automatisch schlecht. Nach fast zwei Jahrzehnten tut der Schauplatzwechsel in Kommissarin Lucas: Nürnberg gut. Es bringt auch die Möglichkeit mit sich, ein bisschen frisches Blut hineinzubringen. Und natürlich die eine oder andere Anfangsschwierigkeit, wenn sich das neue Team erst noch aneinander gewöhnen muss und es zu Kompetenzgerangel kommt.

Viele kaputte Stereotype

Allgemein liegt der Fokus diesmal stark auf den Figuren. Richtig viel zu rätseln gibt es nicht. Stattdessen konzentriert sich Drehbuchautor Christian Jeltsch (Die verlorene Tochter, Tatort: Und immer gewinnt die Nacht) auf das Zwischenmenschliche und die diversen Abgründe. Vor allem bei den Vegeners liegt viel im Argen, dysfunktional wäre angesichts der völlig kaputten Beziehungen noch ein Kompliment. An manchen Stellen funktioniert das ganz gut, an anderen eher weniger. Ein Problem ist beispielsweise, dass viele der Figuren in Kommissarin Lucas: Nürnberg nur sehr grob beschriebene Stereotype sind. Die Großmutter war streng und bigott, die Mutter ist weltfremd und geht mit allen möglichen Männern ins Bett, der Sohn entspricht dem Incel-Klischee. Wie bei so vielen TV-Krimis fehlt es an Nuancen, hat man zu oft das Gefühl, es nicht mit Menschen zu tun zu haben, sondern mit redaktionellen Schlagwörtern. Wenn dann auch noch die Mutter als einzige in der Familie im Dialekt spricht, ergibt das ohnehin wenig Sinn.

Das ist wenig befriedigend, manchmal sogar ärgerlich, wenn sich niemand darum scherte, ob das jetzt glaubwürdig ist. Da sind so manche Handlungen dabei, die psychologisch kaum begründet werden – was bei einem Krimi, der sich selbst psychologisch so wichtig nimmt, ein bisschen peinlich. Der Film ist auch nicht so spannend, wie man es angesichts einer akuten Entführung erwarten durfte. Natürlich muss ein Krimi nicht nonstop Action bieten, da gibt es andere Möglichkeiten. In Kombination mit dem schwächelnden Inhalt ist das aber zu wenig. Kommissarin Lucas: Nürnberg ist einer dieser Fernsehfilme, bei denen man ganz verkrampft viel sagen will und dabei wesentliche Punkte außer Acht lässt. Da hätte man die Reihe auch gleich ganz beenden können.

Credits

OT: „Kommissarin Lucas: Nürnberg“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Thomas Berger
Drehbuch: Christian Jeltsch
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Frank Küpper
Besetzung: Ulrike Kriener, Heino Ferch, Katharina Schüttler, Florian Karlheim, Nick Romeo Reimann, Luis Vorbach, Sebastian Schwarz, Claudia Kottal, Irina Wanka

Bilder

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Kommissarin Lucas: Nürnberg
fazit
„Kommissarin Lucas: Nürnberg“ versuchte einen Neustart der beliebten Krimireihe, war dabei aber mäßig erfolgreich. So will man hier zwar ganz viel psychologisieren, während wir in die Abgründe einer dysfunktionalen Familie absteigen. Viel zu sagen hat man über die Figuren aber nicht, das ist schon ziemlich rudimentär und teils willkürlich.
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