Klitschko Film DVD
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„Klitschko“ // Deutschland-Start: 16. Juni 2011 (Kino) // 18. November 2011 (DVD)

Inhalt/Kritik

Ein Blick in die Filmographie des Regisseurs Sebastian Dehnhardt offenbart ein erkennbares Interesse an deutscher Geschichte, mit besonderem Fokus auf deutsche Sportler: Unser Jahrhundert – Deutsche Schicksalstage, Die Vertriebenen – Hitlers letzte Opfer, Das Wunder von Bern – Die wahre Geschichte, Wir Weltmeister – Ein Fußball-Märchen oder Nowitzki – Der letzte Wurf, um nur eine grobe Auswahl zu nennen. Letztgenannter ist ein Kinofilm aus dem Jahre 2014, aber vom Beginn seiner Karriere 1997 war Dehnhardt bis 2010 nur fürs Fernsehen aktiv. 2011 markiert einen interessanten Punkt in seiner Laufbahn. Nicht nur wird einer seiner Filme zum ersten Mal im Kino gezeigt, er nimmt sich darin auch gleich zwei Schwergewichte vor: Klitschko zeichnet den Lebensweg der berühmten Boxer Vitali und Wladimir Klitschko von der frühen Kindheit bis zur damaligen Gegenwart nach.

Box-Doku für Fans und Neulinge

Wer die beiden Brüder nicht auseinander halten kann, der befindet sich in bester Gesellschaft. Nicht wenige halten sie für Zwillinge. Es gibt allerdings eine einfache Eselsbrücke: „Vitali ist aus Stein. Wladimir ist aus Ton“, sagt einer der früheren Trainer in der Dokumentation. Vitali schlägt härter zu, ist in seiner Vorgehensweise jedoch nicht sonderlich flexibel. Wladimir braucht für alles vielleicht ein wenig länger, ist dafür aber deutlich formbarer. Wem das nicht als Merkhilfe genügt: Vitalis Spitzname ist Dr. Eisenfaust, Wladimirs Dr. Eisenhammer.

Wem das alles immer noch nicht das Geringste sagt, der muss nicht gleich verzweifeln. Klitschko wird von Boxkennern ganz klar genossen werden können, die Doku schließt Laien aber keinesfalls aus. Der Boxsport ist ein ganz natürlicher Teil im Leben der Brüder und wird hier auch genau so behandelt. Es wird vielleicht nicht alles bis ins letzte Detail erklärt, aber die Erzählstruktur erlaubt es Zuschauern jedweden Wissensstandes, alles problemlos mitverfolgen zu können.

Ärgerliches Sprachwirrwarr

Technisch gibt es an Klitschko jedoch etwas zu bemängeln. Aufgrund der beteiligten talking heads haben wir es hier mit Deutsch, Englisch und Russisch zu tun. Für ein deutsches Publikum werden die Fremdsprachen natürlich übersetzt, allerdings geschieht dies uneinheitlich. Teilweise werden Untertitel verwendet, teilweise wird die Synchrontonspur direkt über das Original gelegt. Die Untertitel werden überwiegend dann eingesetzt, wenn es sich um Archivmaterial handelt, was darauf schließen lässt, dass es eventuell rechtliche Gründe für diese Vorgehensweise gibt. Einmal wird aber auch während eines direkten Interviews für die Doku untertitelt (obschon es sich dabei um ein Zitat handelt, welches möglicherweise als Archivmaterial gewertet wird). Selbst wenn ein legitimer Grund dafür vorliegen sollte, kann nicht vom Zuschauer erwartet werden, dass er diesen kennt oder nachvollziehen kann. Alles zu synchronisieren wäre die bessere Wahl gewesen, und wenn das aufgrund irgendwelcher Vorschriften nicht möglich ist, dann eben alles untertiteln.

Vielseitig und spannend

Nun sind die Klitschko-Brüder natürlich keine gebürtigen Deutschen, aber sie sind doch untrennbar mit Deutschland verbunden. Es handelt sich bei ihnen um sehr vielseitige Menschen. Sie waren nicht nur überaus erfolgreiche Profiboxer (Vitalis Bilanz: 45-2 (41 KOs), Wladimirs Bilanz: 69-5 (53 KOs); Stand 2023), sie sprechen mehrere Sprachen fließend, Vitali ist seit 2014 Bürgermeister von Kiew, und der Doktortitel im Spitznamen ist nicht nur ein Gimmick, da die beiden in Sportwissenschaft promovierten. Der Fokus von Klitschko liegt schon klar auf den Boxkarrieren der Brüder, das Private kommt aber auch nicht zu kurz. Gerade was familiären Zusammenhalt und vor allem Brüderlichkeit angeht, ist das hier schon ein ganz gelungenes Werk.

Da die Dokumentation 2011 erschien, konnten damals noch nicht absehbare Kämpfe gegen Tyson Fury (2015) oder Anthony Joshua (2017), die beide in Niederlagen für Wladimir resultierten, logischerweise nicht mit eingebunden werden. Ausgehend vom fertigen Produkt kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, dass diese ebenso offen und ehrlich behandelt worden wären wie alle anderen auch. Alles, was in den sechs Jahren nach der Doku noch passiert ist, hätte sie fraglos noch länger gemacht, aber da die fast zwei Stunden Laufzeit ein zügiges Pacing aufweisen und es nie langweilig wird, lässt das eher den Wunsch nach einer Fortsetzung aufkommen.

Credits

OT: „Klitschko“
Land: Deutschland, Ukraine
Jahr: 2011
Regie: Sebastian Dehnhardt
Drehbuch: Sebastian Dehnhardt
Musik: Stefan Ziethen
Kamera: Johannes Imdahl
Mitwirkende: Vitali Klitschko, Wladimir Klitschko, Chris Byrd, Bernd Bönte, Klaus-Peter Kohl, Lennox Lewis, Larry Merchant, Falk Nebiger

Bilder

Trailer

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Klitschko
Fazit
"Klitschko" zeichnet den Lebensweg der berühmtesten Brüder im Boxsport von den frühen Kindheitstagen bis 2011 nach. Die Dokumentation eignet sich vor allem für Box-Fans, Laien müssen sich aber keinesfalls ausgeschlossen fühlen, sondern werden eine interessante Geschichte von Brüderlichkeit vorfinden.
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