Uppercut
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Uppercut

Uppercut
„Uppercut“ // Deutschland-Start: 23. Januar 2025 (Kino)

Inhalt/Kritik

Als Toni (Luise Großmann) das Boxstudio von Elliott (Ving Rhames) betritt, begrüßt der sie erst einmal mit einem Baseballschläger, bereit, dem Eindringling eins über die Rübe zu geben. Dabei will Toni eigentlich nur lernen zu boxen – und das am liebsten von Elliott, einem ehemaligen Champion. Dieser ist ihrem Vorhaben gegenüber ziemlich abgeneigt, lässt sich aber in ein Gespräch verwickeln, in dessen Verlauf die ambitionierte junge Dame ihren Willen durchsetzen kann. Acht Jahre später ist sie allerdings keine Boxerin geworden, sondern mittlerweile als Boxpromoterin tätig …

Remake des Box-Kammerspiels

Wenn sich deutschsprachige Filmemacher dazu entscheiden, ein englischsprachiges Remake eines ihrer eigenen Werke zu inszenieren, ist das historisch betrachtet meist eher keine so gute Idee. Paradebeispiel hierfür dürfte Head Full of Honey sein, den Til Schweiger vier Jahre nach seinem zumindest an den Kinokassen beliebten Film Honig im Kopf drehte. Trotz prominenter Besetzung mit Nick Nolte und Matt Dillon scheiterte die Neuverfilmung bei Kritikern und Publikum gleichermaßen. Es ist ja aber zumindest prinzipiell überhaupt kein verkehrter Gedanke, etwas besser machen zu wollen, das man in der Vergangenheit einmal vielleicht ein bisschen in den Sand gesetzt hat. Möglicherweise hat sich Regisseur Thorsten Rüther ja ebenfalls vorgenommen, seinen 2021 erschienenen Debütfilm Leberhaken einer Kernsanierung zu unterziehen. So oder so legt er mit Uppercut nun eine stark daran angelehnte Version davon vor – streng genommen die zweite, da 2023 bereits Uppercut: the still version erschien (ebenfalls mit Rhames und Großmann in den Hauptrollen). Ob Uppercut nun eine Fortsetzung davon oder einfach ein alternatives Remake von Leberhaken ist, lässt sich hier nicht verbindlich feststellen.

Leberhaken war ein prätentiöses Kammerspiel, das es trotzdem irgendwie geschafft hat, eine kleine Anhängerschaft zu finden. Uppercut nun bleibt dem Prinzip weitgehend treu, weist aber viele Szenen auf, die außerhalb des Boxgyms spielen. Da gibt es beispielsweise einen Boxkampf, bei dem die Kamera so nah an den Akteuren ist, dass sich die Frage aufdrängt, wieso diese Szenen überhaupt inkludiert wurden, wenn eindeutig das Budget dafür fehlte – wir sehen quasi nur die beiden Boxer, der Hintergrund ist abgedunkelt, um leidlich zu kaschieren, dass die Auseinandersetzung wohl eher nicht in einer gut gefüllten Arena stattfindet. Das ist clever überlegt und freut ein frugales Mindset, nur leider hat der Zuschauer nichts davon. Solche Szenen sorgen dafür, dass Uppercut als glorifiziertes Kammerspiel daherkommt. Es ist hier auch bewusst der Plural als Formulierung herangezogen, denn diese Szenen (wie auch einige andere) sind nicht etwa linear angeordnet, sondern werden immer wieder in die eigentliche Konversation zwischen Elliott und Toni eingeschoben. Der Film versucht mehrere Zeitebenen einigermaßen parallel zu erzählen, was bei einer spannenden Geschichte bestimmt funktionieren könnte, hier als Konzept aber nicht aufgeht.

Besetzung mit gemischten Ergebnissen

Luise Großmann wurde erneut als die junge, boxinteressierte Dame besetzt, die sich nicht von ihrem Traum abbringen lässt. Es ist ein absolutes Faszinosum zu sehen, wie jemand, der mehr oder weniger dieselbe Rolle, geschrieben vom selben Drehbuchautor und inszeniert vom selben Regisseur, spielt, so sehr hinter der vormals erbrachten Leistung zurückbleiben kann. Das dürfte in der Filmgeschichte beispiellos sein. In Leberhaken war Großmann eine passende Besetzung, hier ist sie völlig fehl am Platz. Ihre mangelhafte englische Aussprache hilft da auch nicht gerade. Es ist durchaus möglich, dass der starke deutsche Akzent eine künstlerische Entscheidung war, dann war es nur leider keine sonderlich gute. Für die grässliche Wiedergabe eines Zitats von Muhammad Ali sollte seinen Nachfahren seitens der Produktion ein Entschuldigungsbrief geschrieben werden, und auch sonst gibt es einige Stellen, die man doch besser einer anderen Schauspielerin anvertraut oder die wenigstens anders hätten inszeniert werden sollen. Um Großmann zumindest ein bisschen in Schutz zu nehmen: Die ihr gegebenen Dialoge sind auch oft nicht gerade gelungen.

Es stecken ein paar gute Ideen in Uppercut, die in der Ausführung einfach nicht richtig zur Geltung kommen. Was diesen Film aber besser als Leberhaken und vielleicht sogar eine Sichtung im Kino wert macht (wahrscheinlicher aber im Heimkino auf Disc oder bei einem Streamingdienst; über die im Kino laufende synchronisierte Fassung kann hier keine Aussage getätigt werden), ist Ving Rhames. Es ist ganz gut, dass der Mann so breit gebaut ist, denn er muss diesen Film tragen. Das ist eine Aufgabe, die er mit Bravour meistert. Anders als bei Pulp Fiction oder der Mission: Impossible-Reihe dürfte nicht allzu viel von seiner Rolle beim Zuschauer im Gedächtnis bleiben, aber es ist doch schon eine ganz großartige Performance, die er hier abliefert. Eine, die ein deutlich besseres Skript verdient hätte. Aber eben auch eine, die Uppercut in die Anschaubarkeit rettet.

Credits

OT: „Uppercut“
Land: Deutschland, USA
Jahr: 2023
Regie: Thorsten Rüther
Drehbuch: Thorsten Rüther
Musik: Brass Against
Kamera: Gevorg Gev Juguryan, Mattia Palombi
Besetzung: Ving Rhames, Luise Großmann, Jordan E. Cooper, Joanna Cassidy, Scott Monahan, Andrew Ibach, Lynn Favin

Bilder

Trailer

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Uppercut
Fazit
Mit "Uppercut" versucht sich nicht der erste deutschsprachiger Regisseur an einem englischsprachigen Remake seines eigenen Films. Es ist vielleicht sogar das erste Remake dieser Art, das tatsächlich besser als das Original ist. Leider hat der Film so viele Schwächen, dass es fast nur dem Hauptdarsteller zu verdanken ist, nicht direkt von einer Sichtung abzuraten.
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