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Die Mutprobe

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„Die Mutprobe“ // Deutschland-Start: 11. Mai 2011 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Lange ist Sabine (Elisabeth Lanz) nicht mehr in ihrer Heimat gewesen, einem kleinen Dorf in Österreich, hat sich stattdessen ein neues Leben als Familienrichterin in Wien aufgebaut. Als sie eines Tages von ihrer Jugendliebe Leonhardt (Heio von Stetten) eine Einladung zu einem Klassentreffen bekommt, lässt sie sich jedoch darauf ein. Viel hat sich seither verändert. So ist Ferdinand (Simon Schwarz) inzwischen Bürgermeister geworden und achtet darauf, dass alles im Ort schön ruhig ist. Da passt es gar nicht ins Konzept, als Leonhardts Tochter Lena (Wendy Malzer) nach einer Nachhilfestunde beim pensionierten Lehrer Dr. Körbler (Peter Weck) spurlos verschwindet. Ist die Jugendliche davongelaufen? Oder steckt doch mehr dahinter? Wohl oder übel beschließt Sabine, länger zu bleiben, und muss sich dabei mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen …

Der Abgrund, der in der Heimat wartet

Es gehört zu den immer wieder in Filmen gern verwendeten Motiven: Die Hauptfigur kehrt in ihre alte Heimat zurück und muss sich dort mit ihrer Vergangenheit beschäftigen. Das funktioniert im Kontext eines Dramas sehr gut, wie etwa Manchester by the Sea demonstrierte. Auch Horrorfilme greifen gern darauf zurück, zuletzt waren es etwa The Ones You Didn’t Burn und Fear the Dark, die mit einer solche Rückkehr begannen. Aber auch in Krimis findet man solche Szenarien immer mal wieder. Die Mutprobe ist ein solches Beispiel, wenn ein potenzielles Verbrechen mit der Aufarbeitung lang zurückliegender Traumata einhergeht. Da wird dann nach Spuren gesucht rund um den aktuellen Fall, aber auch Geschichten ausgegraben, die sehr viel länger zurückliegen.

Das Publikum darf sich an dieser Stelle natürlich fragen: Gibt es einen Zusammenhang? Hängt das Verschwinden des Mädchens mit den Ereignissen zusammen, die sich in Sabines Jugend zugetragen haben? Zu viel sollte man in der Hinsicht aber nicht erwarten. Auch wenn die österreichische Schriftstellerin Lisa Lercher, auf deren gleichnamigen Roman der Film basiert, als Krimiautorin geführt wird, richtig viel Rätselstoff wird da nicht angeboten. Die offenen Fragen werden zudem überraschend früh geklärt. Es geht bei Die Mutprobe, dessen Titel natürlich nicht grundlos gewählt wurde, nicht darum, unter mehreren Verdächtigen die richtige Person zu finden. Tatsächlich ist der pensionierte Lehrer Dr. Körbler der einzige, der überhaupt in Frage käme. Und da ausgerechnet der seine Verbindungen spielen lässt, um eine groß angelegte Suche zu organisieren, ist auch seine Schuld eher weniger wahrscheinlich. Zumindest in der Hinsicht.

Mehr Drama als Krimi

Wer hier einschaltet, um möglichst viel zu grübeln, wird deshalb eher enttäuscht. Gleiches gilt für ein Publikum, das sich viel Spannung erhofft. Regisseur Holger Barthel mag es offensichtlich lieber ruhiger. Mit einem sehr gemächlichen Tempo geht es hier voran – oder auch nicht voran. Erst gegen Ende hin wird etwas aufs Gaspedal gedrückt. Dieser Ausschlag in der Spannungskurve ist jedoch ziemlich schnell wieder vorbei und erreicht dabei keine übermäßig hohe Intensität. Die Mutprobe ist alles andere als ein Thriller. Selbst über die Zuteilung zum Krimigenre kann man sich streiten, die Romanadaption ist in erster Linie ein Drama, das sich aus persönlichen Geschichten und einem Gesellschaftsporträt zusammensetzt.

So richtig viel zu sagen hat der Film dabei nicht. An einer Stelle geht es ein wenig um den Gegensatz von Stadt und Land, wenn die zurückgekehrte Sabine eindeutig als Fremdkörper wahrgenommen wird. Am stärksten ist Die Mutprobe noch als Bild eines Dorfs, das sich zu einem Pakt des Schweigens zusammengeschlossen hat. Dieser darf nicht gebrochen werden, sei es aus Angst vor einem Skandal oder weil man anderweitige Folgen fürchtet. Von Anfang an herrscht eine Atmosphäre der Angst, wenn alte Geheimnisse verdrängt werden. Das ist zwar nicht alles inhaltlich ganz überzeugend, aber doch stimmungsvoll genug. Wer in der Stimmung ist für einen düsteren Provinz-Genremix, kann es hiermit versuchen. So richtig viel verpasst man jedoch nicht, sollte man sich gegen die Reise entscheiden.

Credits

OT: „Die Mutprobe“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2010
Regie: Holger Barthel
Drehbuch: Ivo Schneider
Vorlage: Lisa Lercher
Musik: Yullwin Mak
Kamera: Hermann Dunzendorfer
Besetzung: Elisabeth Lanz, Heio von Stetten, Simon Schwarz, Cornelius Obonya, Peter Weck, Julia Cencig, Vasiliki Roussi

Bilder

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Die Mutprobe
fazit
„Die Mutprobe“ begleitet eine Familienrichterin in ihre alte Heimat, wo eine Jugendliche spurlos verschwunden ist. Auch wenn das hier als Krimi verkauft wird, viel zu rätseln gibt es nicht, die Spannung hält sich in Grenzen. Überzeugender ist die Romanadaption schon als düsteres Drama über ein Dorf, in dem über vieles nicht gesprochen werden darf.
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