True Lies Serie Disney+
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True Lies – Staffel 1 (Folgen 1-3)

True Lies Serie Disney+
„True Lies“ // Deutschland-Start: 19. April 2023 (Disney+)

Inhalt/Kritik

Harry Tasker (Steve Howey) verkauft erfolgreich Computer und ist ansonsten ein ganz gewöhnlicher Familienvater. Zumindest glaubt das seine Frau Helen (Ginger Gonzaga). In Wahrheit ist der Job nur eine Tarnidentität, denn Harry arbeitet als Spion des US-Geheimdienstes Omega Sector – genau so wie der Familienfreund Gib (Omar Miller). Die ständigen Einsätze erfordern seine Anwesenheit an den verschiedensten Orten der Welt, was es zunehmend schwieriger macht, die Wahrheit vor Helen und den beiden gemeinsamen Kindern (Annabella Didion, Lucas Jaye) zu verheimlichen. Insbesondere, da bei Helen der Verdacht aufkommt, Harry würde sie mit einer anderen betrügen. Um dem entgegenzuwirken, lädt er sie zu einem romantischen Trip nach Paris ein – bekommt danach aber einen Auftrag, den er genau dort auszuführen hat. Als die beiden in einem Restaurant zu Abend essen, werden sie von üblen Gestalten überrascht. Bald darauf sieht sich das Ehepaar als Gefangene der Bösewichte. Harry hat keine andere Wahl, als Helen in sein Geheimnis einzuweihen. Diese ist zwar empört darüber, dass er es ihr nicht früher anvertraut hat, doch sobald die beiden der brenzligen Lage entkommen sind, arrangiert sie sich mit den neuen Umständen und wird selbst Rekrutin bei Omega …

Der Spion und seine Überfrau

Bereits nach etwas mehr als einer halben Stunde Laufzeit der Serie erfährt Helen, welcher Tätigkeit ihr Mann in Wahrheit nachgeht. Damit versäumt die Serie es, dem Zuschauer in den ersten Folgen spannende und lustige Momente zu liefern, in denen Harry seine Missionen bestehen und darauf achten muss, sie vor seiner Gattin geheimzuhalten. Das würde aber Harry zum Helden machen, und das können wir im Jahre 2023 natürlich nicht mehr haben. Stattdessen steht Helen im Mittelpunkt, und selbstverständlich ist sie eine wahre Superfrau. Sie spricht etliche Sprachen. Und das nicht nur fließend: Sie ist so versiert, dass sie ebenfalls mehrere Unterdialekte beherrscht und darüber hinaus bereits anhand weniger Worte, die jemand halblaut am Telefon mit einer anderen Person von sich gibt, erkennt, um welche Sprache es sich dabei genau handelt. Aus dem Nichts kommende Bösewichte werden routiniert vermöbelt, denn ihre Yoga-Videos, die sie fürs Heimtraining benutzt, haben sie anscheinend bestens auf solche Situationen vorbereitet.

Da hört ihre Überlegenheit aber natürlich noch lange nicht auf. In der dritten Episode, also während ihres zweiten richtigen Einsatzes als Spionin, ist sie bereits so gut, dass sie Harry – der uns bisher als der beste Agent des Geheimdienstes präsentiert wurde – mehrmals von oben herab auf das Trainingshandbuch verweist, wenn sie während der Operation etwas richtig macht, das er zunächst hinterfragt, weil er es nicht versteht. Überhaupt weiß sie alles besser: Die von Omega ausgearbeiteten Tarnidentitäten für die beiden werden von ihr en passant komplett geändert, und zufälligerweise funktionieren die neuen der Zielperson gegenüber viel besser, als das was ein Expertenteam aufgrund seiner Recherche zu Stande gebracht hat. Wenn Helens Rolle in Anlehnung an die entsprechende Trope direkt Mary Sue Tasker genannt worden wäre, könnte der Serie wenigstens noch eine gewisse Selbstironie unterstellt werden.

Unrealistisch und gleichgültig

Der von Ginger Gonzaga gut gespielte Charakter funktioniert aber als solcher einfach nicht. Das liegt vor allem an drei Gründen: Zum einen wird zu wenig mit den Fähigkeiten der Frau gemacht. In der ersten Episode helfen ihr ihre Sprachkenntnisse zwar mehr als nur einmal weiter, aber im weiteren Verlauf der Serie verkommen diese eher zu einer Fußnote. Zum anderen sind Übungsvideos, wie Helen sie schaut und nach denen sie trainiert, nicht dafür geeignet, auf reale Kämpfe vorzubereiten – schon gar nicht, wenn diese überraschend passieren und schon dreimal nicht gegen rücksichtslose Killer. Ähnlich wie in einschlägigen Selbstverteidigungsvideos scheint hier suggeriert zu werden, dass selbst die zierlichsten Frauen mühelos die härtesten Kerle auseinander nehmen könnten, wenn sie nur ein paar sonderbare und komplett ineffektive Manöver in ihr Arsenal aufnähmen.

Schlimmer an dem Punkt ist jedoch, dass Gonzaga beim Training eindeutig keinen vernünftigen Schlag ausführen kann, was die späteren Szenen noch unrealistischer macht – was Yoga überhaupt mit Kampfsport zu tun haben soll, wird auch nie klar. Es ist ja nett, dass hier wenigstens halbwegs versucht wurde, zu etablieren woher sie diese Fähigkeit hat, aber gewollt ist eben nicht gekonnt. Zu guter Letzt mangelt es der Figur an kohärenter Ausarbeitung. Helen ist ein Linguistikgenie, fristet ihr Dasein aber an einem kleinen College, statt an einer Elite-Universität zu lehren. Sie ist intellektuell, aber anscheinend nicht in der Lage, den Ernst derselben zu erfassen, wenn ihr Mann ihr im französischen Bistro in angespanntem Ton offenbart, dass sie gehen müssen, weil gefährliche Männer auftauchen. Dann wiederum scheint sie nicht im Geringsten beeindruckt davon zu sein, dass ihr Mann Spion ist oder dass es offene Faustkämpfe und Schusswechsel gibt. Sie nimmt das alles in etwa so hin, als würde sie erfahren dass sich die Bananen im Supermarkt jetzt links vom Eingang befinden statt rechts. Einzig, dass er ihr die Wahrheit verschwiegen hat, scheint ihr sauer aufzustoßen und Anlass zu geben, ewig herumzunörgeln.

Schauspielerisch in Ordnung

Wie bereits angedeutet überzeugt Gonzaga trotz der ihr vom Drehbuch auferlegten Bürde. Schauspielerisch ist das hier überhaupt alles schon recht annehmbar. Die Interaktionen zwischen Steve Howey und Omar Miller sind meistens ganz unterhaltsam. Aber auch die anderen Figuren funktionieren größtenteils miteinander. Millers Charakter Gib ist dabei eine Art Avatar des Zuschauers. Wenn Gib seine Witzchen reißt, wissen wir, dass die Lage unter Kontrolle ist. Verdüstert sich seine Miene jedoch, ist Vorsicht geboten. Das schwächt die Rolle leider, macht sie zum menschgewordenen Äquivalent der Lachkonserve, mit welcher dem Publikum in Sitcoms signalisiert werden soll, dass eine Bemerkung oder Situation lustig war. Die Serie als solche schwächt es dagegen weniger, was hauptsächlich daran liegt, dass es auf eine weitere Schwäche auch nicht mehr ankommt.

Abgesehen von Handgreiflichkeiten sind die meisten Actionszenen immerhin recht solide. Zumindest für TV-Verhältnisse. Der Einsatz von Waffen und die ein oder andere Explosion gehören zu den besten Momenten der Serie, was unterm Strich leider nicht das Lob ist, nach dem es klingen mag. Unterminiert werden Szenen, die in der Theorie spannend sein sollten, durch die schwachen Dialoge. Wer im Kugelhagel mit seiner Frau diskutieren kann, der wird wohl kaum in ernstzunehmender Gefahr sein. In einer Actionkomödie dürfen solche Situationen natürlich gerne humoristisch aufgelöst werden, dann müssen sie aber eben auch witzig sein. Es ist kaum zu fassen, dass True Lies von Matt Nix erschaffen wurde, dem Schöpfer von Burn Notice – eine großartige Show, die genau das mühelos geschafft hat. Irgendetwas muss im Jahre 2007 wohl anders gewesen sein als heute.

Nichts für Fans

Alles, was irgendwann einmal in irgendeiner Form existiert hat, muss mittlerweile als Serie neu aufgelegt werden, das hat mit Kung Fu nicht angefangen und wird mit True Lies nicht aufhören. Weniger um es zu modernisieren, sondern vielmehr um es zu „modernisieren“. Es werden irgendwelche „Probleme“ mit der Vorlage herbeifantasiert, die jetzt glücklicherweise „behoben“ sind. Die gute Nachricht ist, dass die ursprünglichen Werke ja alle weiterhin verfügbar sind und rezipiert werden können. Es schadet natürlich nicht, sie sicherheitshalber als physisches Medium vorrätig zu haben. Wer den Film True Lies – Wahre Lügen oder das tatsächliche Original La Totale! nicht gesehen hat, der mag der Serie True Lies durchaus etwas abgewinnen. Trotz aller Kritik lassen sich die Folgen leicht schauen, und sind fraglos als Hintergrundmusik fürs Abendessen geeignet. Natürlich gehört es zum Konzept solcher Serien (wie etwa HIP: Ermittlerin mit Mords-IQ), dass der „Außenseiter“ besser ist als die eigentlichen Profis, aber das hätte alles fundierter ausgearbeitet werden müssen, um nicht einfach nur halbwegs anschaubar, sondern wirklich unterhaltsam zu sein. Es ist, was es ist.

Credits

OT: „True Lies“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Anthony Hemingway, Robert McNeill, Anna Mastro, Scott Peters, David Barrett, Ryan Zaragoza, Jay Karas, Mary Lou Belli, Aprill Winney, Gina Lamar, Geoff Shotz
Drehbuch: Matt Nix, Kathryn Price, Nichole Millard, John Swetnam, Jim Garvey, Minoti Vaishnav, Kris Crenwelge, Justice Hardy, Yancey Wang, Valentina L. Garza
Musik: Toby Chu
Kamera: Michael Martinez, Michael Karasick, Kevin McKnight
Besetzung: Steve Howey, Ginger Gonzaga, Mike O’Gorman, Erica Hernandez, Annabella Didion, Lucas Jaye, Omar Miller, Carlo Rota, Andy Martin, Beverly D’Angelo

Trailer

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True Lies – Staffel 1 (Folgen 1-3)
Fazit
In "True Lies" wird eine Vorstadthausfrau zur Superspionin, die alles kann, und das vor allem besser als ihr Mann, der jahrelang ohne ihr Wissen als Geheimagent gearbeitet hat. Das ist überwiegend gut gespielt und insgesamt leicht anzuschauen. Inhaltlich ist es hingegen wie viele andere moderne Serien, die Bewährtes aus der Vergangenheit in ein neues Kleid hüllen, eher uninteressant.
Leserwertung7 Bewertungen
4.8
4
von 10