Tiger Stripes
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Tiger Stripes
„Tiger Stripes“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Zaffan (Zafreen Zairizal) ist 12 Jahre alt und lebt in ihrer Heimat, einem kleinen malaysischen Dorf, ein unbeschwertes Leben. Dies wird eines Tages ordentlich auf den Kopf gestellt, als sie ihre erste Periode bekommt. Fortan wenden sich ihre Freunde von ihr ab, wodurch sie ganz allein auf sich gestellt ist. Die Eltern, wie auch die reine Mädchenschule mit den strengen Lehrern, macht alles nur noch schlimmer. Die weibliche Pubertät ist jedoch nur der Beginn einer tiefergehenden Transformation, mit der Zaffan die nächsten Wochen zu kämpfen hat.

Kunstkino über Weiblichkeit und mehr

Es ist schon fast obligatorisch, dass jedes Jahr mindestens eine Produktion das Licht der Welt erblickt, in der es um das weibliche Heranreifen geht. Tiger Stripes, der bei der Semaine de la Critique in Cannes 2023 Premiere hat, fällt in eben jene Kategorie, setzt jedoch noch einen drauf. Regisseurin Amanda Nell Eu macht mit verheißungsvollen, gleichzeitig aber auch unberechenbaren Bildern nämlich schon in den ersten 15 Minuten dem Publikum klar, dass die keine Coming-of-Age Geschichte wird – zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Nachdem das Mädchen eines Abends ihre Periode bekommt, stellen sich nämlich auch andere, ungewöhnlichere körperliche Veränderungen ein. Die Erwartung, dass man es eher mit einem Horrorfilm zu tun bekommt, wächst dadurch von Minute zu Minute.

Natürlichkeit und Mysterium als Yin und Yang

Da diese zuweilen unerklärliche Komponente neben der gewöhnlichen Pubertät mitschwingt und beide gelungen miteinander verschmelzen, verdient sich Tiger Stripes einige Pluspunkte. Naturalismus (die gewohnte Pubertät) und Mysterium ergänzen sich sogar ziemlich gut, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt.

Das Mysterium wird nämlich an keiner Stelle konkret herausgearbeitet, sondern springt immer wieder zwischen dem Animalischen und dem Spirituellen hin und her. An sich ist es nicht schwer, Tiger Stripes zu erschließen, denn die Bilder zeigen schon recht deutlich, dass mit der Pubertät auch das animalische Wesen (der Tiger) in dem kleinen Mädchen geweckt wird. Gesteigerte Sinneseindrücke werden hierbei auch filmisch verarbeitet, was sich besonders in der sensibleren Akustik niederschlägt.

Fehlende Radikalität

Leider wird dies jedoch immer wieder aus der Bahn geworfen, wenn Tiger Stripes etwas Spirituelles mit einstreut. Das Thema des Animalischen wird dadurch immer wieder durch so etwas wie „Satanismus“ ersetzt und eher dürftig verarbeitet. Dass Regisseurin Nell Eu sich nicht für eins von beiden entscheiden konnte, spielt dem Film nicht gerade in die Karten, gerade weil der Fokus auf das animalische Erwachen im Menschen gut in Szene gesetzt wird.

Obgleich die hämmernde Akustik in den Bann zieht, mangelt es an hämmernden Bildern. Zu brav fällt der Film aus, woran die wenigen expliziten Szenen nicht viel ändern können. Bekommt man dann einmal so eine Szene zu Gesicht, stellt sich jedoch mehr das Gefühl ein, dass Tiger Stripes sich zu sehr an radikaleren Genrevertretern wie Love – Spring is a monster und Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben stilistisch orientiert. Der Schockeffekt hält sich damit zu jeder Zeit in Grenzen, selbst dann, wenn die Transformation zum Animalischen seinen Zenit erreicht.

Gesamtheitlich durchwachsen

An diesem Punkt könnte man dann eine Frage in den Raum stellen: Warum ausgerechnet ein Tiger? Tiger Stripes verweigert sich einer Antwort, muss damit aber rechnen, dass dies einen unbefriedigenden Beigeschmack nach sich zieht. In der Gesamtheit stellt sich der Genrefilm nur als durchschnittlich heraus, was an der limitierten Experimentierfreudigkeit, aber auch der mangelnden Radikalität liegt, da Tiger Stripes es zu keinem Zeitpunkt schafft, einen flauen Magen zu hinterlassen, was man im Laufe der Geschichte eigentlich erwartet.

Credits

OT: „Tiger Stripes“
Land: Malaysia, Taiwan, Singapur, Frankreich, Deutschland, Niederlande, Indonesien, Katar
Jahr: 2023
Regie: Amanda Nell Eu
Drehbuch: Amanda Nell Eu
Musik:  Gabber Modus Operandi
Kamera: Jimmy Gimferrer
Besetzung: Zafreen Zairizal, Deena Ezral, Piqa, Shaheisy Sam, June Lojong

Trailer

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Tiger Stripes
Fazit
"Tiger Stripes" erzählt eine Transformation einer pubertären Teenagerin und verknüpft dies mit dem animalischen Erwachen. Bis zu einem bestimmten Punkt funktioniert das relativ gut, mit spirituellen Ideen versperrt sich der Film dann jedoch selber den Weg.
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