Alexandre Duveteux (Denis Podalydès) hat ein Problem: Seine Frau ist mehrere Monate als Marinesoldatin im Rahmen einer U-Boot-Mission unterwegs, er soll sich derweilen um die beiden Kinder kümmern. Während er mit dieser Aufgabe gut zurechtkommt, macht ihm eine zweite Forderung seiner Frau zu schaffen. Bis sie zurück ist, hat der Langzeitarbeitslose endlich wieder eine Arbeit, sonst ist es aus mit ihnen. Einfach ist das nicht mit über 50 und mit seinem Lebenslauf. Zu seiner großen Überraschung erhält er jedoch eine Stelle bei dem von Aymeric (Yann Frisch) geleiteten Start-up-Unternehmen. Die Sache hat jedoch einen Haken: Er darf keine Kinder haben, um dort zu arbeiten. Und so muss er ständig dafür sorgen, dass seine direkte Vorgesetzte Séverine Cupelet (Sandrine Kiberlain) nichts ahnt. Zu seinem Glück ist da aber auch noch Arcimboldo (Bruno Podalydès), der ihm hilfreich zur Seite steht …
Männer in der komischen Krise
Wenn Bruno Podalydès einen neuen Film dreht, dann ahnt man zum Teil schon, wie dieser aussehen wird. Das Spezialgebiet des Franzosen sind Männer im mittleren Alter, die entweder mit der eigenen Lebenssituation oder der Gesellschaft zu kämpfen haben. Manchmal spielt er diese Rolle selbst, so wie in Nur Fliegen ist schöner, wo er einen unzufriedenen Grafikdesigner verkörpert, der eine Kanutour startet. Oft überlässt er seinem jüngeren Bruder Denis den Vortritt, etwa in Freizeitkapitäne über einen wenig traumhaften Familienurlaub. In Der doppelte Alfred spielen sie nun beide eine Hauptrolle. Wobei der Fokus schon auf Alexandre liegt, bei dem sich – mal wieder – um einen Mann mittleren Alters handelt, der sich mit allem möglichem schwertut.
Dabei geht der Film in eine etwas andere Richtung als die beiden oben genannten Titel. Während es dort um den privaten Raum der jeweiligen Protagonisten ging, verbunden mit Themen wie Selbstverwirklichung und Lebenszielen, da nehmen die Podalydès-Brüder in dem gemeinsam von ihnen geschriebenen Drehbuch die Arbeitswelt aufs Korn. Zwar beginnt Der doppelte Alfred damit, das Scheitern seiner Hauptfigur zu thematisieren, wenn diese nichts aus ihrem Leben gemacht hat und nur noch zu Hause hockt – zum Leidwesen seiner Frau. Im Weiteren ist es aber mehr die Situation bei der Arbeit, über die sich die beiden lustig machen. Die Komik liegt dabei einerseits in den absurden Bedingungen, andererseits in den Versuchen von Alexandre, diesen Anforderungen irgendwie gerecht zu werden.
Schräg, satirisch, surreal … und albern
So gibt es schon beim Vorstellungsgespräch Grund zum Schmunzeln, wenn ausgiebig über eine Arbeit gesprochen wird, bei der gar nicht klar wird, was diese eigentlich sein soll. Auch an anderen Stellen wird viel gesprochen, aber wenig gesagt, wenn sich Chef Aymeric in ein englisch-französisches Kauderwelsch verrennt. Dazu passt dann auch, dass die Angestellten sich das eigene Gehalt festlegen dürfen. Das klingt cool und modern, ist letztendlich aber mehr Ausdruck einer Arbeit, die mehr Ideologie als wirklich Idee ist. Der doppelte Alfred verschießt dabei immer wieder kleine Spitzen, die schon mal ins Satirische gehen. Sie haben manchmal auch etwas leicht Surreales an sich, wenn die Situationen überhöht und verfremdet werden.
Das heißt aber nicht, dass die auf arte ausgestrahlte Komödie, die ursprünglich 2020 in Cannes hätte gezeigt werden sollen, eine rein intellektuelle Kopfgeburt wäre. Manchmal darf es bei Der doppelte Alfred sogar richtig albern werden. Beispielsweise sind die Szenen, in denen Alexandre bei Videokonferenzen zu verstecken versucht, dass er verbotenerweise zwei Kinder hat, nicht unbedingt anspruchsvoll. Amüsant sind sie schon. Natürlich muss man den speziellen Humor der Podalydès-Brüder mögen, diese Mischung aus Skurrilem und Spöttischem. Wer das tut bzw. auch mit den kuriosen Auswirkungen der heutigen Arbeitswelt zu kämpfen hat, für den ist das hier auf jeden Fall mal wieder einen Blick wert.
OT: „Les 2 Alfred“ / „Les deux Alfred“
Land: Frankreich
Jahr: 2020
Regie: Bruno Podalydès
Drehbuch: Bruno Podalydès, Denis Podalydès
Musik: Frédéric Junqua
Kamera: Patrick Blossier
Besetzung: Denis Podalydès, Sandrine Kiberlain, Bruno Podalydès, Vanessa Paradis, Yann Frisch, Leslie Menu, Luàna Bajrami
Cannes 2020
Zurich Film Festival 2020
Französische Filmtage Tübingen-Stuttgart 2021
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