Blix Not Bombs
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Blix Not Bombs

„Blix Not Bombs“ // Deutschland-Start: 18. Mai 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

In Zeiten wie diesen kann es erfrischend sein, sich mit einem Optimisten zu treffen. Der schwedische Ex-Außenminister und langjährige UN-Diplomat Dr. Hans Blix ist so einer. Er schreibt an einem Buch mit dem Arbeitstitel „Abschied vom Krieg“, als die tschechisch-schwedische Dokumentarfilmerin Greta Stocklassa ihn besucht. Seine These: Die Überfälle auf fremde Länder neigen sich, global und über längere Zeiträume betrachtet, dem Ende zu. Russland sei eine Ausnahme. Aber nicht um den Angriffskrieg gegen die Ukraine geht es primär in der zweiten Arbeit der jungen Filmemacherin (Jahrgang 1993), sondern um etwas, was sich vor kurzem ohne großes Echo zum 20. Mal jährte: der Krieg gegen den Irak. Greta Stocklassa hat das Gefühl, dass damals etwas schief lief, was für das heutige Chaos einer in Krisen versinkenden Welt verantwortlich gemacht werden kann.

Ein Muster-Schwede

So stellt man sich einen Muster-Schweden vor: Hans Blix, inzwischen 94, lebt vergleichsweise bescheiden in einem Wohnblock, füttert Vögel und ist freundlich, tolerant und zugewandt gegenüber jedermann. So lernte ihn die Welt auch 20 Jahre zuvor kennen, als Chef der UN-Kommission, die im Irak nach Massenvernichtungswaffen suchte und keine fand. Blix galt damals als angesehener Vermittler, der immer dann gerufen wurde, wenn die Welt in Flammen stand. Doch George W. Bush, der damalige US-Präsident, scherte sich nicht um die Fakten, diskreditierte die UN-Inspekteure und zog ohne Rechtfertigung und ohne UN-Mandat in den „Krieg gegen den Terror“, wie er es nannte, als Rache für 9/11, den Anschlag auf die Zwillingstürme in New York 2001.

Warum man sich damit heute noch einmal beschäftigen sollte, so wie der Film es tut, der den Konflikt mit reichlich Archivmaterial und emotionalisierendem Soundtrack spannend nachzeichnet und die Tage bis zum Beginn der Invasion herunterzählt? Weil die Regisseurin eine Hypothese formuliert, die gewagt scheint und trotzdem Stoff zum angeregten Nachdenken liefert: Trug der Krieg nicht zum Entstehen des sogenannten „Islamischen Staates“, dann zur Flüchtlingswelle und zum Erstarken des Rechtspopulismus bei? Und somit zu dem Fakt, dass jemand wie Greta Stocklass in eine friedliche Zeit hineingeboren wurde, nämlich in die 1990er nach dem Ende des Kalten Krieges, aber heute in einer Welt voller Hass und Gewalt leben muss? Von Hans Blix, der 2003 alle wichtigen Akteure traf, erhofft sie sich Aufschluss.

Ihr Film ist folgerichtig kein Porträt von Hans Blix und keine Heldenverehrung, sondern ein Gespräch, bei dem die Regisseurin immer auch vor der Kamera zu sehen ist und sich offen zu ihrer subjektiven Perspektive bekennt. Zwei Generationen reiben sich hier aneinander: der geschliffene Diplomat mit höflichen Umgangsformen und die junge Frau, die manchmal zum Moralisieren neigt und so rigoros auf die Stimme des Gewissens pocht wie manchmal ihre Namensschwester Greta Thunberg. Einmal kommt es sogar zum Clash. Der sonst so sanfte Hans Blix wird laut und beendet das Gespräch, weil die Interviewerin nicht locker lässt in ihrer Unterstellung, der Diplomat hätte 2003 entschiedener Stellung gegen den Krieg beziehen sollen und die berufsmäßige Sachlichkeit aufgeben müssen. Blix dagegen verweist darauf, dass Parteinahme nicht Teil seines Jobs war. Er habe nur die Fakten geliefert. Daraus hätten die US-Politiker die richtigen Schlüsse ziehen müssen und niemals einen Krieg auf Basis von vagen Vermutungen anzetteln dürfen.

Fake statt Fakten

Ist das heute alles noch von Interesse? Erstaunlicherweise ja, und zwar aus zwei Gründen. Erstens wurde 2003 erstmals etwas in großem Stil und mit ungeheuren Folgen in die Welt gesetzt, was heute immer schlimmer zu werden droht: das Leugnen von Fakten und das Faken von Sachverhalten, die ins eigene Weltbild passen. Das Jahr ist quasi die Geburtsstunde des Populismus an der Staatsspitze des mächtigsten Landes der Erde. Zweitens fällt es einem wie Schuppen von den Augen, wenn der Film die Parallelen zwischen dem Irak-Krieg und dem Ukraine-Krieg aufzeigt, nicht nur in dem sehenswerten Versprecher, den sich George W. Bush 2022 leistete, als er den Überfall auf die Ukraine geißeln wollte und vom Überfall auf den Irak sprach. Beide Male wurden angebliche Bedrohungen erfunden und in beiden Fällen steigerten sich die Kriegstreiber in Annahmen über die Welt hinein, die nur in ihren Köpfen existieren. Insofern muss man Greta Stocklassa dankbar sein für ihren Ansatz, nicht einfach nur einen sehr interessanten Menschen zu porträtieren. Sondern die Fragen einer jungen Generation von heute zu stellen, wie unbequem auch immer sie sein mögen.

Credits

OT: „Blix Not Bombs“
Land: Schweden, Tschechische Republik
Jahr: 2023
Regie: Greta Stocklassa
Drehbuch: Greta Stocklassa
Musik: Pavel Jan
Kamera: Stanislav Adam

Bilder

Trailer

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Blix Not Bombs
fazit
In „Blix Not Bombs“ erkundet Dokumentarfilmerin Greta Stocklassa das Chaos der heutigen Welt voller Hass und Gewalt. Von Hans Blix, dem damaligen Top-UN-Vermittler im Irakkrieg 2003, verspricht sie sich eine Antwort. Das ist spannend, teilweise kontrovers und auf jeden Fall nachdenkenswert.
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