Olaf Jagger
Olaf Schubert sucht in "Olaf Jagger" seinen leiblichen Vater: Mick Jagger! (© Ester.Reglin.Film/ Martin Rottenkolber)

Olaf Schubert [Interview]

Unter der Regie von Heike Fink geht Kabarettist und Comedian Olaf Schubert (LOL: Last one Laughing) in seinem neusten Film Olaf Jagger (Kinostart: 06. April 2023) der Frage nach: Ist er der Sohn von Rocklegende Mick Jagger?  Als er beim Aufräumen des Kellers ein altes Interview seiner Mutter findet, beginnt eine Spurensuche, die ihn und sein Team bis nach Frankreich führt.

In unserem Interview gibt Olaf Schubert ein paar Einblicke in die Filmarbeit der Mockumentary beziehungsweise der Fake-Dokumentation und verrät in einer großen Auflösung, was mit den Goldfischen passiert ist.

 

In dem Film Olaf Jagger findest du alte Aufnahmen von einem Interview zwischen deiner Mutter und Mick Jagger. Es handelt sich ja um eine Fake-Dokumentation – oder auch Mockumentary. Was natürlich spannend ist, ist die Frage: Wie viel Wahrheit steckt in dem Film?

Das ist immer die meistgestellte Frage. Wahrheit und Fiktion. Wie viel ist echt und wie viel nicht? Ich habe das mal mathematisch versucht auszurechnen und kam auf das Ergebnis: 70 Prozent im Film sind wahr und 70 Prozent sind auch wahr, aber anders. Es ist natürlich schon sehr spannend, gerade wenn man mit realen, authentischen Personen spricht und die haben natürlich auch ganz viel zu berichten und viele Geschichten und das war immer unterschiedlich. Manche wollten ziemlich genau wissen, worum es geht, manche haben einfach frei von der Leber weg geplaudert und natürlich ist dann im Schnitt ganz viel verdichtet und komprimiert worden.

Wie hast du denn die Filmreise für dich erlebt? Du spielst hier natürlich schon „Olaf Schubert“, aber gewissermaßen auch nicht direkt den Bühnencharakter, sondern eher …

Eine seriöse Rolle?

Ja, könnte man sagen!

Die Rolle eines klassischen Filmemachers, der als Amateur beginnt, auf die klassische Spurensuche zu gehen. Aber es war natürlich angeleitet. Also Heike Fink und das ganze Team wussten dann – im Gegensatz zu mir – ziemlich schnell und ganz genau, woran man alles drehen muss und was es zu beachten gibt. Ich bin ja wirklich nur das ausführende Organ.

Wenn ich an frühere Filme von Comedians denke, fallen mir z.B. auch die Filme von Otto ein. Hatten Filme von Comedians vielleicht auch einen Einfluss auf dein Schaffen?

Ja, ich selber habe ja auch schon einen Film gedreht und bei einigen mitgespielt. Die Filme der Comedians sind in letzter Zeit doch eher dem gierigen Schlund des Vergessens – oder Missfallens anheimgefallen. Ich glaube, Otto und Loriot, das waren natürlich schon Highlights, auch für mich. Und ich finde es dann gut, wenn man neue Wege geht und einfach mal was probiert.

Ein Thema des Films ist ja auch die Selbstfindung. Was würdest du sagen, kannst du aus dem Film für dich mitnehmen?

Also in jedem Fall die Gage. Dann natürlich eine durchaus angenehme Zeit. Das hat großen Spaß gemacht. Das war ja jetzt nicht das klassische Filmset mit Lampen und „Nein, Moment!“, Regisseur und „Komparse zurück!“ und Wetter. Sondern wir haben Filmen und Freizeit und gute Laune und Rumfahren sind eigentlich verschmolzen.

Es waren auch kurze Drehtage. Um 11 Uhr ging es los. Um 13 Uhr war eigentlich schon Feierabend. Insofern eine durchaus angenehme Zeit. Man kann sagen – egal, ob der Film jetzt, ich rechne mal so mit 50 Millionen Zuschauern, egal, ob er die erreicht, ob er auch noch den amerikanischen, nordamerikanischen, südamerikanischen Markt erreicht, oder ob vielleicht du der einzige bist, der ihn sieht – in allen Fällen war das Projekt gelungen. Für mich, rein privat zumindest.

Die Stories für Social Media, die am Anfang des Films gemacht werden – wurden die tatsächlich auch veröffentlicht? Eventuell sogar, bevor der Film veröffentlicht wurde, als Teaser?

Nicht direkt. Aber eigentlich dachte ich, jetzt im Zeitalter des sozialen Mediums, müsste ich ja auch langsam anfangen, da ein bisschen Pep in meine staubigen Accounts zu bringen. Also werde ich das im nachfolgenden Gehorsam eigentlich noch machen. Der Fiktion noch mehr Realität hinterher bügeln.

Stand das Ende beziehungsweise der Epilog mit Mick Jagger von vornerein fest?

Ja, es gab natürlich immer während des Drehens Ideen. Heike, die Regisseurin war da immer ganz aktiv und dann wurde manches wieder verworfen und neu gedacht und da wurde auch diskutiert. Und diese Idee wuchs dann erst, glaube ich, relativ gegen Ende. Ich war eigentlich für alle Enden offen, außer, dass ich jetzt vielleicht die Tochter von Mick Jagger wäre. Da hätte ich dann auch darstellerische Probleme bekommen.

Wie war das mit dem Ferienhaus in Frankreich? War das Chateau wirklich von Mick Jagger?

Ja, das war schon sein Ferien-Chateau – oder eins daneben. Das wussten wir nicht so genau.

Was bedeutet dir denn die Musik? Vielleicht speziell die von den Rolling Stones. Auch mit Blick darauf, dass du mal angefangen hattest Architektur und Musik zu studieren – Welche Rolle spielt die Musik da für dich?

Ich bin damals eher der Beatles-Fan gewesen, der klassische. Ich hab da alles verschlungen, was ich dazu kriegen konnte. Das war natürlich die Musik. Und ein Buch. Da dachte ich „Ah, das ist das heilige Buch über die Beatles“, bis ich dann zwanzig Jahre später festgestellt habe, dass es da ja, glaube ich, zehntausend verschiedene Bücher gibt. Und die Stones – die waren natürlich da parallel auch immer schon da.

Im Film ist das mit der Musik immer so ne Sache. Man muss ja für jede Sekunde, die es da gibt, Tantiemen zahlen. Deshalb kann man da nicht völlig frei, wie man will, kreativ agieren, sondern muss sich da ein bisschen was ausdenken, Kompromisse machen. Also, wenn man natürlich gefragt wird: „Warum ist da eigentlich kein einziger Stones-Song dabei?“ Genau. Man musste sich entscheiden: Entweder ein Song von den Stones – oder der Film. Ein Song von den Stones kostet genauso viel wie der ganze Film. Insofern war das aber auch interessant, sich für die Musik was einfallen zu lassen.

Ich fand, die Musik in Olaf Jagger auch passend, das hat gut funktioniert.

Musik ist doch gut, solange sie nicht stört.

Dann meine Lieblingsfrage: Gibt es eine Frage, die du dir immer gewünscht hast, gefragt zu werden?

Ja, zum Thema Film, fände ich die Frage sehr passend: Was ist eigentlich aus den Goldfischen geworden? Immer wird ja eigentlich im Film gefragt: „Aber was ist denn mit dem Hund und mit der Katze und mit den Tieren und mit dem Esel und dem Pferd?“ Aber sobald es um Fische geht, fragt niemand.

Wobei – hat dein Filmvater in Olaf Jagger nicht gesagt, die Fische wären gestorben?

Ja, genau. Und da kann ich die große Auflösung bringen: Nein, die Goldfische sind nicht gestorben, denn die Goldfische wurden gedoubelt von Silberfischen.

Apropos Fische! Ich liebe ja Trivia-Wissen in Filmen, gibt es in Olaf Jagger noch andere solcher Funfacts?

Ich überlege. Ja, bestimmt, aber man hat mir ja auch nicht alles gesagt. Ne, da fällt mir jetzt nichts ein spontan.

Du spielst ja einen Hobbydetektiv. War das früher auch schon so, dass du Detektivgeschichten mochtest?

Ne, das ganze Kriminalistische – oder alles, was mit Spannung im Film zu tun hat oder in Büchern, das hat mich nicht so abgeholt. Wenn meine Frau Tatort guckt, dann muss ich immer nur unter Protest mitgucken, aus Mangel an Alternativen.

Wenn ich Olaf Jagger nochmal Revue passieren lasse, mochte ich die Szene in der Badewanne, weil die so unerwartet kam und der Schaum so eskaliert ist. Hattest du vielleicht eine Lieblingsszene?

Ja, natürlich! Zum Beispiel die Badewanne, angenehmer Drehort. Wenn draußen 3 Grad plus und Nieselregen sind, dann hält es sich da aus. Und es gab auch natürlich zwei, drei skurrile Begegnungen, die aber dann, wie das so oft ist, dem Schnitt zum Opfer fielen. Es gibt jetzt nicht die Lieblingsszene, aber – Achso! Und wir waren natürlich während der Drehaufnahmen beim Konzert bei den Stones und das ist natürlich äußerst angenehm, wenn man das Angenehme mit dem Lauten verbinden kann.

So, damit wäre ich durch mit meinen Fragen.

Ich glaube, das ist ganz gut. Es hat nämlich schon angeklopft, weil gleich noch zwei andere Interviewer schnell was schreiben wollen. Aber es hat mich sehr gefreut.

Ja, mich auch!

Mal sehen, was dann draus wird. Das weiß man ja sowieso nie im knallharten Haifischbecken „Kinogeschäft“.

Dann vielen Dank und noch einen schönen Tag!

Danke – auch so und viel Erfolg mit Olaf Jagger und weiteren Projekten!



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