Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger TV Fernsehen Das Erste ARD Streaming Mediathek
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Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger

Toni, männlich, Hebamme - Eine Klasse für sich TV Fernsehen Das Erste ARD Streaming Mediathek
„Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger“ // Deutschland-Start: 24. März 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Sein neuer Auftrag bedeutet für Toni Hasler (Leo Reisinger) eine Begegnung mit der eigenen Vergangenheit. Schließlich war Sissi Hopf (Christine Eixenberger) zu seiner Schulzeit eine Jugendliebe von ihm. Aus der Teenagerin ist inzwischen eine angesehene Politikerin geworden. Sogar der Parteivorsitz bei den Konservativen ist für die Hochschwangere drin. Deren Lebensgefährte Konstantin Kleist (Felix Hellmann) wiederum ist nur wenig angetan von den neuen Plänen, sieht er doch das gemeinsame Familienglück schwinden. Währenddessen hat Tonis Praxispartnerin Luise Fuchs (Wolke Hegenbarth) ganz andere Sorgen. Nicht nur, dass sie selbst Gefühle für ihren Kollegen hat, die sie sich nicht eingestehen möchte. Sie braucht außerdem dringend Kuscheltier-Ersatz für ihre Tochter und wäre dafür zu (fast) allem bereit …

Zwischen Karriere und Familie

Eigentlich sollte man meinen, dass eine Reihe, die bereits durch ihren Titel ankündigt, bestehende Geschlechterbilder in Frage zu stellen, damit schon genug gesellschaftliche Themen anzubieten hat. Bei Toni, männlich, Hebamme scheint man aber noch mehr als das im Blick zu haben. So ging es vergangene Woche in Eine Klasse für sich um mehr Inklusion, wenn eine junge Frau mit Down-Syndrom die Liebe und eine erfüllende Arbeit sucht. Bei Mächtig schwanger, dem mittlerweile achten Teil der ARD-Filmreihe nimmt man sich nun des Bereichs der Politik an. Damit verbunden ist ein Problemkomplex, der ganz viele Menschen betrifft: Wie lässt sich die Arbeit und das Familienleben miteinander unter einen Hut bringen? Kann ich Karriere machen und trotzdem eine gute Mutter sein?

Das ist als Thema sicher alltäglicher als beim letzten Film, weshalb sich auch mehr Menschen im neuen Teil wiederfinden werden. Es bedeutet aber auch, dass Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger austauschbarer ist. Regisseurin und Co-Autorin Sibylle Tafel setzt bei der Geschichte auf mehrere Klischees und Stereotype. Dass zum Beispiel die konservative Partei, der Sissi angehört, ein Problem damit hat, dass sie nicht verheiratet ist, ist nicht unbedingt Ausdruck großer Kreativität. Auch bei der Pressekonferenz, wenn die hochschwangere Politikerin ankündigt, Parteivorsitzende zu werden, gibt es nur ein paar Allgemeinplätze. Geradezu ärgerlich ist zudem, wenn ihr Lebenspartner darauf reduziert wird, eifersüchtig, besitzergreifend und gewaltbereit zu sein. Das hätte man auch weniger dick auftragen können.

Mangelnde Konstanz

Immerhin: Bei Sissy wird zumindest versucht, mit Nuancen zu arbeiten. Das klappt aber auch nicht die ganze Zeit. Gerade im späteren Verlauf wird es ein wenig schwammig, wer sie als Mensch eigentlich sein soll. Widersprüchlichkeiten bei einer Figur können spannend sein. Hier wirkt es eher so, dass man lediglich eine konfuse Vorstellung hatte. Man wollte mit ihr eine starke Persönlichkeit zeigen, ohne genau festzulegen, worin diese Persönlichkeit denn bestehen soll. Das ist dann zwar gut von Christine Eixenberger (Der Kaiser) gespielt, so wie Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger insgesamt mit einem talentierten Ensemble punkten kann. Dennoch wäre mehr Konstanz und Konsequenz ganz gut gewesen, gerade auch weil es darum geht, sich selbst treu zu bleiben.

Und auch in einer anderen Hinsicht zeigt sich der Film auf irritierende Weise sprunghaft. Wo Eine Klasse für sich trotz eines ernsten Themas recht eindeutig im Komödiensegment verortet war, kommt es in Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger zu seltsamen Diskrepanzen. Auf der einen Seite ist das Großthema der Geschlechtergerechtigkeit, das mit viel Ernst einhergeht. Die Nebenhandlung um Luise hingegen ist hingegen stark humoristisch ausgelegt. Sowohl ihre absurden Versuche, an einen neuen Plüschhasen zu kommen, wie auch ihre geheimen Gelüste gegenüber Toni, die sich in kuriosen Träumen niederschlagen: Das Publikum soll an diesen Stellen offensichtlich lachen. Ganz so lustig ist das dann zwar doch nicht, zum Schmunzeln reicht es aber. Und damit insgesamt für einen weiteren durchschnittlichen Film, der tatsächlich etwas sagen und bewegen möchte, jedoch im Detail so seine Mängel hat.

Credits

OT: „Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Sibylle Tafel
Drehbuch: Sibylle Tafel, Sebastian Stojetz
Musik: Marco Meister, Robert Meister
Kamera: Florian Schilling
Besetzung: Leo Reisinger, Wolke Hegenbarth, Christine Eixenberger, Felix Hellmann, Frederic Linkemann, Robert Giggenbach, Marcel Mohab

Bilder

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fazit
Ging es beim letzten Mal noch um mehr Inklusion, schnappt sich „Toni, männlich, Hebamme: Mächtig schwanger“ dieses Mal die Themen Geschlechtergerechtigkeit sowie die Vereinbarung von Beruf und Familie. Das ist ohne Zweifel relevant, wird hier aber mit vielen Klischees verarbeitet. Aber auch die tonalen Schwankungen und die mäßige Figurenzeichnung werden zum Problem.
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