Kolya TV Fernsehen arte Streaming Mediathek DVD
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„Kolya“ // Deutschland-Start: 17. Juli 1997 (Kino) // 23. Juni 2005 (DVD)

Inhalt / Kritik

Prag, 1988: Nachdem sich der Cellist Frantisek Louka (Zdenek Sverak) mit einem kommunistischen Bürokraten angelegt hat, steht seine Karriere bei der Tschechischen Philharmonie vor dem Aus. Da schon bald das Geld knapp wird, lässt er sich auf einen Deal ein und heiratet eine Russin (Irina Bezrukova). Schließlich soll er für diese Scheinehe gut entlohnt werden. Irgendwie kommt es danach aber ganz anders als gedacht. Denn während die Braut nach Deutschland reist, wo ihr Geliebter lebt, landet deren Sohn Kolya (Andrej Chalimon) über Umwege bei Louka. Der hat überhaupt keine Lust, sich um den 5-jährigen Jungen kümmern zu müssen. Doch er fügt sich erst einmal der Situation, die er mit der Zeit zu schätzen lernt …

Die Geschichte einer etwas anderen Zusammenführung

Die Filmgeschichte ist voll von Geschichten, in denen ein Kind sich mit einem alten Menschen anfreundet. Häufig geht dies damit einher, dass der besagte ältere Mensch eine neue Lebensfreude entwickelt und die Welt wieder mit anderen Augen sieht. Ein Beispiel für eine solche Konstellation ist St. Vincent, bei dem Bill Murray in einer Paraderolle als grimmiger Senior zeigen darf, dass hinter der abweisenden Fassade doch so etwas wie ein Herz schlägt. In eine ähnliche Richtung geht die tschechische Produktion Kolya, die 1996 zu einer kleinen Sensation wurde. So war der Film in der Heimat ein großer Erfolg, später gab es jeweils einen Oscar und einen Golden Globe als bester fremdsprachiger Film. Mit derart vielen Lorbeeren versehen stand dann auch hierzulande eine Kino-Veröffentlichung an.

Dass ausgerechnet dieser Film so gut ankam, ist mit der Geschichte an sich eher nicht zu begründen. Sicher, das Anfangsszenario ist origineller als bei anderen Beispielen für Alt-Jung-Freundschaften. Da gibt es eine Scheinehe, gibt es einen plötzlichen Tod und einen Geliebten im Ausland, dazu politische Verwicklungen. In der Hinsicht war St. Vincent doch deutlich einfacher. Da reichte es, dass die zwei Figuren durch einen Umzug zu Nachbarn werden. Hat Kolya aber erst einmal die wendungsreiche Zusammenführung hinter sich und damit die eigentliche Haupthandlung vorbereitet, geht es recht konventionell zu. Klar, dass Louka durch diese Begegnung über sich hinauswächst. Der ältere Mann, der in seinem Leben persönliche Verantwortung mied, wo es nur ging, lockere Affären richtigen Beziehungen vorzog, entdeckt dann doch den Vater in sich.

Schön zurückhaltend

Das kann man dann als formelhaft abtun. Wahr ist aber auch, dass es Kolya sehr gut versteht, diese Formel umzusetzen. Es ist ganz rührend zuzusehen, wie die zwei sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Zeit näherkommen. Zdenek Sverak, der nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch das Drehbuch schrieb, bringt die notwendige Mischung aus leisem Humor und Herz mit, die solche Werke brauchen. Auf Kitsch wird dabei verzichtet. Wo in der Hollywoodvariante gerne einmal richtig fett Zuckerguss drüber gestrichen wird, da ist die tschechische Variante zurückhaltender und kommt ohne die dreisten Manipulationen aus. Inszeniert wurde der Film übrigens von Jan Sverak, dem Sohn von Zdenek, was aus der Geschichte um eine ungewöhnliche Ersatzfamilie auch hinter den Kulissen zu einer Familiengeschichte werden lässt.

Wobei es in Kolya auch eine gesellschaftliche Komponente gibt. So spielt der Film in den späten 1980ern, als sich sehr viel in den Ländern Zentral- und Osteuropas änderte. Der Film erzählt von dem schwierigen Verhältnis zwischen der Tschechoslowakei und Russland, erzählt aber auch von der Samtenen Revolution, die das Ende des Doppelstaates und des Sozialismus einleitete. Insofern verbinden die Sveraks in ihrem gemeinsamen Werk das Persönliche mit dem Historischen, nehmen die Annäherung der beiden Figuren auch als Symbol für eine größere Aussöhnung. Das Ergebnis mag nicht der ganz große Klassiker sein, ist aber ein noch immer schönes und sehenswertes Drama mit größerem Wohlfühlfaktor.

Credits

OT: „Kolya“
Land: Tschechische Republik, UK, Frankreich
Jahr: 1966
Regie: Jan Sverak
Drehbuch: Zdenek Sverak
Musik: Ondrej Soukup
Kamera: Vladimir Smutny
Besetzung: Zdenek Sverak, Libuse Safrankova, Andrej Chalimon, Ondrej Vetchy, Stella Zazvorkova

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1997 Bester fremdsprachiger Film Sieg
BATFA 1997 Bester fremdsprachiger Film Nominiert
Europäischer Filmpreis 1996 Bester Film Nominiert
Golden Globes 1997 Bester fremdsprachiger Film Sieg

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Kolya
fazit
„Kolya“ erzählt von einem Musiker, der sich notgedrungen um einen fremden Jungen kümmern muss. Das ist, vom wendungsreichen Einstieg einmal abgesehen, nicht übermäßig originell. Aber es ist schön umgesetzt und verbindet das Persönliche mit dem Gesellschaftlichen.
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