Die Konsequenz TV Fernsehen arte Streaming Mediathek DVD
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Die Konsequenz

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„Die Konsequenz“ // Deutschland-Start: 2. Dezember 1977 (Kino) // 9. Juni 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als der offen homosexuell lebende Schauspieler Martin Kurath (Jürgen Prochnow) mit einem Minderjährigen eine Beziehung beginnt, bedeutet das für ihn, dass er ins Gefängnis muss. Dort lernt er den 16-jährigen Thomas Manzoni (Ernst Hannawald) kennen, dessen Vater Giorgio (Walo Lüönd) als Aufseher in dem Gefängnis arbeitet. Schnell entstehen Gefühle zwischen den beiden Männern, die sie aber nur heimlich ausleben können. So verbringen sie gemeinsam eine Nacht in der Zelle, ohne dass es jemand merkt. Wieder aus dem Gefängnis entlassen, beschließen die beiden, ihre Liebe öffentlich zu machen und zusammenzuziehen. Doch dem will Manzoni sen. nicht tatenlos zusehen: Um die beiden auseinanderzubringen, lässt er seinen Sohn in eine Erziehungsanstalt einweisen …

Ein in Vergessenheit geratener Skandalfilm

Den Namen Wolfgang Petersen dürften die meisten mit Das Boot und Die unendliche Geschichte in Verbindung bringen, dazu die diversen Filme, die der deutsche Regisseur später in Hollywood gedreht hat. Eher etwas in Vergessenheit geraten ist hingegen Die Konsequenz aus dem Jahr 1977. Dabei war das Drama um die verbotene Liebe zweier Männer seinerzeit ein echter Aufreger, der das Publikum spaltete. Nicht nur, dass er zensiert wurde, weil man das Gezeigte für zu anstößig hielt. Als der Film im Fernsehen ausgestrahlt werden sollte, einige Wochen bevor er in die Kinos kam, boykottierte zudem der BR dies, da man mit dem Thema der Homosexualität nichts zu tun haben wollte. Mehr als vier Jahrzehnte später hat sich das Umfeld natürlich geändert, vor einigen Monaten gab es eine überfällige Wiederveröffentlichung, nur wenige Wochen vor dem Tod Petersens.

Diese ist allein schon deshalb einen Blick wert, um ein umfassenderes Bild von der Filmografie des Regisseurs zu erhalten, der zu sehr auf seine Spektakel-Blockbuster reduziert wurde. Mit Spektakeln hat er es bei Die Konsequenz nicht so. Tatsächlich ist der Film über weite Strecken ziemlich nüchtern und spröde gehalten. Zwischendurch gibt es mal Anflüge von Action, wenn Thomas aus der Einrichtung zu fliehen versucht. Und natürlich wird an mehreren Stellen lautstark gestritten, wenn es um die verbotene Liebesbeziehung der beiden Männer geht. Ansonsten ist das Drama aber eher leise gehalten, Petersen übt sich selbst dann in Zurückhaltung, wenn für heutige Augen Unfassbares geschieht. Wenn ein Jugendlicher wegen seiner sexuellen Orientierung eingesperrt und misshandelt wird, mag man kaum glauben, dass dies erst einige Jahrzehnte her sein soll.

Stark gespielt, mit inhaltlichen Schwächen

Während diese gleichgeschlechtliche Liebe heute zunehmend weniger als Schockmaterial aufgefasst wird, irritiert doch ein anderer Punkt in dem Film. Wenn die Beziehung zu einem Minderjährigen Martin ins Gefängnis bringt, wird früh klar gemacht, dass der eigentliche Grund für die Strafe die Homosexualität ist. Dass die Beziehung eines über 30 Jahre alten Mannes zu einem Jugendlichen selbst problematisch ist, wird gar nicht thematisiert. Zumal Martin dies mehrfach getan hat. Auch in der Hinsicht ist Die Konsequenz ein Produkt seiner Zeit. Andere Schwächen sind hingegen völlig losgelöst von einem zeitlichen Kontext. Gerade bei der Figurenzeichnung ist das hier recht mager ausgefallen, die meisten Charaktere sind Stereotype oder von vornherein völlig nichtssagend.

Doch wenn man sich darauf einlassen kann, dass da einiges schematisch bleibt, bekommt hier ein noch immer sehenswertes Drama. Alexander Ziegler, der den gleichnamigen autobiografischen Roman verfasst hat und mit Petersen das Drehbuch schrieb, beschreibt eine erkaltete Welt, in der Gewalt und Normen herrschen. Wer nicht in diese hineinpasst, wird solange unter Druck gesetzt, bis nach außen hin alles normal ist – selbst wenn innen alles zerbrochen ist. Dabei ist das Zusammenspiel der deutschen Schauspiellegende Jürgen Prochnow und Ernst Hannawald, der damit sein Filmdebüt gab, ein maßgeblicher Grund dafür, warum Die Konsequenz bis heute funktioniert. Hier wird eine Liebe gelebt, die mal zärtlich, dann wieder tragisch ist und an einer hasserfüllten Gesellschaft zugrunde geht. Aber auch die starken Schwarzweiß-Bilder sind ein gutes Argument, warum man sich auf diese Zeitreise begaben darf.

Credits

OT: „Die Konsequenz“
Land: Deutschland
Jahr: 1977
Regie: Wolfgang Petersen
Drehbuch: Wolfgang Petersen, Alexander Ziegler
Vorlage: Alexander Ziegler
Musik: Nils Sustrate
Kamera: Jörg-Michael Baldenius
Besetzung: Jürgen Prochnow, Ernst Hannawald, Werner Schwuchow, Hans Michael Rehberg, Walo Lüönd

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Die Konsequenz
fazit
„Die Konsequenz“ war 1977 ein echter Aufreger, wenn der Film von der Liebe zweier Männer erzählt, die an einer homophoben Gesellschaft zerbricht. Das ist als Zeitporträt noch immer sehenswert, auch wenn die idealisierte Beziehung zwischen einem über 30-Jährigen und einem Minderjährigen heute irritiert und einiges schematisch bleibt. Dafür gibt es sehr gute schauspielerische Leistungen und starke Bilder.
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