Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody
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Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody

„I Wanna Dance With Somebody“ // Deutschland-Start: 22. Dezember 2022 (Kino) // 16. März 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

1963 geboren, wächst Whitney Houston in New Jersey auf und zeigt schon früh musikalisches Talent, das von ihrer Mutter Cissy (Tamara Tunie) gefördert wird. Als Background-Sängerin bei deren Auftritten zeigt Whitney (Naomi Ackie) ihr Können und überzeugt damit auch Clive Davis (Stanley Tucci), den Inhaber der Plattenfirma Arista Records. Er bietet ihr einen Vertrag an und bringt sie noch im Alter von 19 Jahren im Fernsehen groß heraus. In den folgenden Jahren nimmt Whitney mehrere Alben auf und wird zum Superstar. Größere Hindernisse gibt es zunächst keine; lediglich Whitneys offensichtlich über reine Freundschaft hinausgehende Beziehung zu ihrer besten Freundin Robyn (Nafessa Williams) ist ihrem Vater (Clarke Peters) ein Dorn im Auge. Er möchte das makellose Image seiner von ganz Amerika geliebten Tochter nicht durch Gerüchte über Homosexualität befleckt sehen. Als Whitney den Sänger Bobby Brown (Ashton Sanders) kennenlernt und die beiden sich ineinander verlieben und schließlich heiraten, scheint sich dieses Problem von selbst aufzulösen. Doch die Ehe bleibt nicht lange harmonisch und geht schließlich wieder in die Brüche. Damit einher geht Whitneys Drogenmissbrauch, der sich schließlich nicht mehr verbergen lässt und den Menschen in ihrem Umfeld große Sorgen bereitet.

Aus einem bewegten und bewegenden Leben

Whitney Houston war eine der erfolgreichsten Sängerinnen, die je gelebt haben. Sie brach mit ihren Hitsingles und Alben Verkaufsrekorde, bewegte unzählige Menschen mit ihrer unvergleichlichen Stimme und feierte auch als Schauspielerin in Filmen wie Bodyguard oder Rendezvous mit einem Engel Erfolge. Ihre Anfänge machte sie als Background-Sängerin im Gospelchor und bei Auftritten ihrer Mutter Cissy Houston, bis sie schließlich von Clive Davis, dem Gründer des Plattenlabes Arista Records, berühmt gemacht wurde. Ihre ersten beiden Alben wurden Mitte der Achtziger Jahre zu riesigen Erfolgen. Es folgten Konzerttourneen, zahlreiche Auszeichnungen und eben schließlich Filmrollen sowie weitere Alben. All das thematisiert das nun erscheinende, wohl unvermeidliche Whitney Houston-Biopic, das nach einem ihrer großen Hits benannt ist. Zu Houstons Biografie gehören aber nicht nur ihr Durchbruch und ihre großen Erfolge, sondern auch die bisweilen turbulenten Beziehungen zu ihrer besten Freundin und späteren Mitarbeiterin Robyn Crawford oder die Ehe mit dem R&B-Sänger Bobby Brown. Und natürlich kann man die Lebensgeschichte der Sängerin nicht komplett erzählen, ohne auf ihre Drogensucht und ihren tragischen Tod 2012 im Alter von nur 48 Jahren einzugehen.

I Wanna Dance With Somebody versucht nun, all das in knapp zweieinhalb Stunden unterzubringen, wobei manchen Elementen allerdings klar der Vorzug gegeben und anderes dafür nur nebensächlich behandelt wird. Das Drehbuch stammt von Anthony McCarten, der mit Bohemian Rhapsody schon die Erfolgsgeschichte von Freddie Mercury und Queen erfolgreich fürs Kino aufbereitet hat. Inszeniert wurde der Film von Kasi Lemmons, deren Film Harriet – Der Weg in die Freiheit über die Freiheitskämpferin Harriet Tubman vor einigen Jahren immerhin für zwei Oscars nominiert wurde. Die Hauptrolle wurde dabei von Naomi Ackie übernommen, die vor einigen Jahren mit einer Nebenrolle in Lady Macbeth auf sich aufmerksam machen konnte und auch in Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers einem größeren Publikum bekannt wurde. Singen hört man sie im Film allerdings nur sehr wenig, da für die Gesangspassagen überwiegend auf Originalaufnahmen von Whitney Houston zurückgegriffen wurde.

Viele Stationen abgeklappert

Das Drehbuch zu I Wanna Dance With Somebody hangelt sich an wichtigen Karrierestationen der Sängerin entlang. Von den erwähnten Auftritten im Gospelchor geht es über den ersten großen Fernsehauftritt, legendäre Darbietungen wie bei den American Music Awards 1994 oder beim Superbowl bis hin zu den Dreharbeiten zu Bodyguard. Dabei hat man sich erfolgreich bemüht, den Look der Originalschauplätze und -kostüme zu rekreieren, während Naomi Ackie in perfektem Playback zu Whitney Houstons Gesang schauspielert. Über diese Auftritte hinaus (die nun mal nur nachgestellt sind) kann der Film allerdings nur eingeschränkt überzeugen. I Wanna Dance With Somebody folgt der Standardformel für ein Künstler-Biopic, wie dies in jüngerer Vergangenheit zum Beispiel auch Respectt tat: Erste Auftritte, dann der große Erfolg, Hits und Rekorde und immer wieder Montagesequenzen, in denen die Gesangsszenen mit Dialogen zusammengeschnitten werden, die die Handlung voranbringen sollen. Dieses Muster wird hier noch mehr überstrapaziert, als in vielen anderen Filmbiografien, was nicht so schlimm wäre, wenn der Film inhaltlich wirklich in die Tiefe gehen würde.

Zumindest anfangs scheint dem auch wirklich noch so zu sein. Als Whitney Robyn kennenlernt und sich zwischen den beiden eine Beziehung entwickelt, die über reine Freundschaft hinauszugehen scheint, geht der Film damit erst einmal erstaunlich offen um und schreckt zumindest vor der Frage, ob Whitney Houston lesbisch bzw. bisexuell war, nicht zurück. Er versucht später allerdings nicht, darauf auch eine Antwort zu geben und ignoriert Robyn größtenteils, nachdem Bobby Brown in Whitneys Leben tritt und die beiden kurz darauf heiraten.

Leider nur wenig Tiefgang

Überhaupt zeigt der Film zwar enorm viele Musikszenen, darüber hinaus aber nicht viel Gehaltvolles. Statt uns zu zeigen, was in Whitney Houston vorgeht, wird es oftmals einfach von einer der Figuren behauptet: dass sie glücklich ist, dass es ihr schlecht geht und vor allem, dass sie schließlich Drogen konsumiert, wird gesagt, aber kaum dargestellt. Vor lauter bis in die Details nachgestellten Auftritten kommt der Film trotz seiner Länge kaum dazu, andere, viel interessantere Aspekte von Whitney Houstons Persönlichkeit zu beleuchten. Er hetzt von einem Hit zum nächsten und schiebt zwischendurch stets ein paar Dialogzeilen ein, die einen darüber informieren sollen, dass z.B. Whitneys Ehe gerade zerbricht. Wirklich in die Tiefe geht er dabei aber nie.

Gerade, wenn es um das Thema Drogen geht, scheinen sich die Filmemacher nie richtig zu trauen, wirklich explizit zu werden. Als Clive Davis Whitney ins Gesicht sagt, sie brauche dringend einen Drogenentzug, kommt das für den Zuschauer fast vollkommend überraschend. Im Film deutete bis dahin nichts darauf hin, dass sie ein schwerwiegendes Drogenproblem hat. Das Thema wurde bis dahin ein paar Mal erwähnt und kaum wirklich dargestellt. Auch nach diesem Zeitpunkt im Film ändert sich das nicht. Vor allem wird nie darauf eingegangen, warum Whitney Houston in die Drogensucht rutschte. Dass dies Stars ihres Kalibers eben früher oder später passiert, scheint der Film als gegeben vorauszusetzen; er versucht aber nie, es genauer zu ergründen.

Nur zweite Wahl

Inhaltlich also dünn und formal vollkommen überraschungsfrei, ist I Wanna Dance With Somebody innerhalb dieses Rahmens allerdings kompetent inszeniert. Die fantastischen Songs sind dabei natürlich eine große Hilfe und tragen viel zur Atomsphäre des Films bei. Auch schauspielerisch gibt es nichts zu meckern, umgekehrt aber auch keinen Grund zu überschwänglichen Lobeshymnen. Was Naomi Ackie aus ihrer bislang größten Filmrolle herausholt, ist ganz einfach alles, was das formelhafte Drehbuch hergibt. Stanley Tucci gibt als Clive Davis den wohlwollenden Mentor; interessant an seiner Figur ist dabei, dass Davis nicht wie so oft in ähnlichen Filmen im späteren Verlauf des Films als Bösewicht gezeichnet wird. Während in Filmen wie Judy oder zuletzt Elvis die Hauptfigur früher oder später dem Willen ihrer geldgierigen Manager unterworfen ist, wird Whitney Houston hier stets als selbstbestimmt handelnde Person gezeigt. Die Gründe ihres Handelns werden freilich trotzdem nicht immer klar. Dementsprechend kratzt I Wanna Dance With Somebody auch nur an der Oberfläche des Phänomens Whitney Houston und ist ein weit weniger interessantes Werk als die vor einigen Jahren erschienenen Dokumentationen Whitney (2018) und Whitney: Can I Be Me (2017).

Credits

OT: „I Wanna Dance With Somebody“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Kasi Lemmons
Drehbuch: Anthony McCarten
Musik: Chanda Dancy
Kamera: Barry Ackroyd
Besetzung: Naomi Ackie, Stanley Tucci, Tamara Tunie, Ashton Sanders, Nafessa Williams, Clarke Peters

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fazit
Dank der tollen Songs kann „I Wanna Dance With Somebody“ zwar über weite Strecken alle Zuschauer begeistern, die die Musik von Whitney Houston lieben. Insgesamt bleibt der Film dennoch enttäuschend, da er nie aus der Formelhaftigkeit eines Biopics ausbricht und letztlich viel zu wenig in die Tiefe geht.
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