Coach Carter
© Paramount Pictures

Coach Carter

„Coach Carter“ // Deutschland-Start: 7. April 2005 (Kino) // 25. August 2005 (DVD)

Inhalt / Kritik

Ken Carter (Samuel L. Jackson) war in seiner Jugend Rekordbasketballspieler an der Highschool in Richmond. Dreißig Jahre später kehrt er zurück, um nun als Trainer zu arbeiten. Mit einer traurigen Bilanz von 4 Siegen und 22 Niederlagen in der letzten Saison findet er nicht das beste aller Teams vor. Seine vermeintlich radikalen Methoden sorgen jedoch dafür, dass die Jugendlichen bald eine ungeschlagene Siegesserie vorweisen können. Allerdings ist nicht jeder mit Coach Carters Vorgehensweise einverstanden. Als er dann auch noch die Trainingshalle verschließt und gegnerischen Teams Aufgabesiege schenkt, weil seine Mannschaft sich nicht an Vereinbarungen mit ihm hält, kommt es in Richmond zu tumultartigen Zuständen …

Der Einfluss eines Mentors

Heutzutage scheint es Mode zu sein, den männlichen Einfluss für alles Schlechte in der Welt verantwortlich zu machen. Die Zahlen wissen hingegen etwas anderes zu berichten. Wer ohne seinen biologischen Vater aufwächst, hat ein fünfmal höheres Selbstmordrisiko als der Durchschnitt. Wer ohne seinen biologischen Vater aufwächst, hat ein zwanzigmal höheres Risiko, eine Verhaltensstörung zu entwickeln. Die überwiegende Mehrheit aller Vergewaltiger … na ja und so weiter. Als es um die Untersuchung der Relation zwischen Vaterlosigkeit und Kriminalität bei männlichen Jugendlichen ging, konnte die British Psychological Society im Jahre 2001 interessanterweise kein signifikant geringeres Risiko dafür feststellen, auf die schiefe Bahn zu geraten, wenn statt des biologischen Vaters ein Stiefvater vorhanden war. In Coach Carter nun ist der Basketballtrainer natürlich nicht der biologische Vater der Schüler. Allerdings wird deutlich, wie wichtig ein männlicher Mentor ist, zumindest für junge Männer, und welch positiven Einfluss er auf ihr Leben haben kann.

Als Coach Carter das Team zum ersten Mal trifft, findet er einen unorganisierten, vorlauten Haufen vor. Mit seiner Autorität, Disziplin und seinen Führungsqualitäten formt er daraus aber bald eine ungeschlagene Basketballmannschaft, die auch außerhalb des Spielfeldes Erfolge verzeichnen kann. Indem er jeden der Schüler mit „Sir“ anspricht, stärkt er ihr Selbstvertrauen, ihren Respekt vor sich selbst. Die Jungs hatten sich im Prinzip schon aufgegeben, ob sie sich dessen bewusst waren oder nicht. Der Film macht deutlich, dass niemand um sie herum je an sie geglaubt hat. Das ganze System ist so designt, dass die meisten nur scheitern können. Niemand erwartet, dass sie die Highschool bestehen und aufs College gehen. Daher lässt man ihnen das Basketballspiel, damit sie wenigstens irgendetwas im Leben haben. Das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ kommt nicht von ungefähr, aber wer von klein auf eingetrichtert bekommt (und sei es auch nur indirekt), dass aus ihm sowieso nichts wird, ist auf externe Hilfe angewiesen. Coach Carter wird zwar sicher in mehr als einer Hinsicht fiktionalisiert sein, basiert aber auf der wahren Geschichte von Ken Carter. Generell schloss nur ein geringer Prozentsatz der Richmond-Schüler die Highschool ab. Im seinem Wirkungszeitraum von 1997 bis 2002 schaffte dies jedoch jeder einzelne Basketballspieler unter Carter.

Sport statt Knast

Dieser bestand auch darauf, dass er von Samuel L. Jackson gespielt wird. Unabhängig davon, wie man als Zuschauer zur Thematik des Films steht, ist das Schauspiel hervorragend. Jacksons persönlicher Favorit unter seinen Rollen mag zwar jene in Tödliche Weihnachten sein, aber was die Performance angeht, rangiert Coach Carter schon recht weit oben in seiner Filmographie. Octavia Spencer überzeugt in einer kleinen Rolle als die Mutter eines der Spieler. Der Streifen ist nur oberflächlich betrachtet ein Basketballfilm. Die gezeigten Spielsequenzen sind zwar alle grundsolide, aber eher eine Begleiterscheinung. Coach Carter selbst geht es auch weniger um Basketball, oder vielmehr: Er benutzt es als Mittel zum Zweck. Er will den Jugendlichen eine Perspektive geben. Vor allem die schwarzen Schüler vor dem Gefängnis bewahren, wo sie statistisch gesehen mit hoher Wahrscheinlichkeit nach der Highschool landen würden.

Der von Channing Tatum gespielte Charakter scheint nur für einen einzigen großen Moment da zu sein. Dieser ist durchaus wichtig für die Geschichte, allerdings nicht zwingend an diese Figur gebunden. Spätestens danach entsteht der Eindruck, der Film wisse einfach nicht so richtig, was er mit ihr anfangen soll. Im letzten Drittel ist sie scheinbar komplett verschwunden. Es wirkt, als würde der damals noch unbekannte Tatum einfach unsichtbar, obwohl er natürlich als Teammitglied immer noch präsent ist. Das Pacing ist insgesamt ganz in Ordnung. Wollte jemand wirklich keinerlei Gnade walten lassen, ließe es sich zu Beginn als etwas zu schnell und gegen Ende als etwas zu langsam kritisieren. Die Nebenhandlungsstränge haben überwiegend schon ihre Daseinsberechtigung, aber einige hätten doch der Laufzeit zuliebe gekürzt oder ganz gestrichen werden können. Die Disziplinarmaßnahmen von Coach Carter, mit welchen er das Fehlverhalten seiner Schützlinge ahndet, sind teilweise recht drakonisch. Mehrere tausend Liegestütze nebst weiterer körperlicher Belastung erscheint weder angemessen noch realistisch noch zielführend und ist vermutlich einfach eine Hollywood-typische Übertreibung.

Credits

OT: „Coach Carter“
Land: USA
Jahr: 2005
Regie: Thomas Carter
Drehbuch: Mark Schwahn, John Gatins
Musik: Trevor Rabin
Kamera: Sharone Meir
Besetzung: Samuel L. Jackson, Rob Brown, Robert Ri’chard, Rick Gonzalez, Nana Gbewonyo, Antwon Tanner, Channing Tatum, Ashanti, Texas Battle, Denise Dowse, Debbi Morgan, Vincent Laresca, Sidney Faison, Octavia Spencer, Sonya Eddy

Trailer

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Coach Carter
fazit
In „Coach Carter“ führt ein Basketballtrainer ein Highschoolteam nicht nur zu einer Siegesserie, sondern gibt ihnen auch eine neue Perspektive in ihrem aussichtslos erschienenen Leben. Junge Männer werden wohl am meisten von der Sichtung profitieren, alle anderen können sich immer noch am Schauspiel erfreuen.
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