Teufelskreis Victim TV Fernsehen arte DVD Mediathek
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Teufelskreis

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„Teufelskreis“ // Deutschland-Start: 30. Mai 1962 (Kino)

Inhalt / Kritik

England in den späten 1950ern: Homosexualität ist nicht nur in weiten Teilen der Bevölkerung verpönt, sondern stellt noch immer eine Straftat dar. Diese Erfahrung muss auch der Anwalt Melville Farr (Dirk Bogarde) machen. Denn der führt zwar nach außen hin ein tadelloses Leben und ist glücklich verheiratet. Tatsächlich hat aber auch er Erfahrungen mit dem eigenen Geschlecht gemacht. Als eines Tages sein früherer Liebhaber Jack „Boy“ Barrett (Peter McEnerny) vor ihm steht und ihm verrät, dass er erpresst wird, will Melville davon nichts wissen, steht ihm auch finanziell nicht zur Seite. Zu groß ist die Befürchtung, von der eigenen Vergangenheit eingeholt zu werden. Doch diese Entscheidung wird der Anwalt bald bereuen und steht vor einer schwierigen Wahl: Soll er gegen die Erpresser vorgehen und damit auch die eigene Existenz riskieren?

Die schwierige Lage homosexueller Männer

In der letzten Zeit hat es eine ganze Reihe von Filmen gegeben, die sich mit der historischen Lage von Homosexuellen auseinandersetzen. Ob Der Liebhaber meines Mannes, Große Freiheit oder Firebird, sie alle zeigten auf, wie schwierig es noch vor wenigen Jahrzehnten war, als schwuler Mann einfach nur sein Leben führen zu dürfen. In diesem Kontext ist es interessant, sich an Teufelskreis zu erinnern, ein Film, der 1961 und damit zeitgenössisch die schwere Lage Homosexueller verdeutlichte. Immer wieder werden diese hier auf übelste Weise beschimpft, müssen ihren Neigungen im Verborgenen nachgehen und sind zudem Zielscheibe von Erpressungen. Wer nicht zahlt, der wird zwangsgeoutet, was für viele den Ruin bedeuten würde.

Ungewöhnlich ist dabei das Genre. Während die obigen Filme alle als Dramen umgesetzt wurden, hat Regisseur Basil Dearden (Mörder GmbH) das damalige Tabuthema in einen Krimi verpackt. Ob das geschah, um das Thema leichter verkaufen zu können, lässt sich nur spekulieren. Interessant ist es aber, wie Teufelskreis hier gesellschaftlichen Anspruch mit herkömmlicher Verbrecherjagd verknüpft. Es ist auch mutig, da seinerzeit bei den Beteiligten die Bedenken groß waren, was das für ihre zukünftige Karriere bedeuten konnte. Gerade bei Hauptdarsteller Dirk Bogarde (Tod in Venedig), der tatsächlich homosexuell war, dies aber sein Leben lang verschwieg, ging damit natürlich ein großes Risiko ein. Selbst heute noch ist ein Outing als Schauspieler bzw. Schauspielerin nicht selbstverständlich, wie die Aktion #ActOut 2021 zeigte. Sechs Jahrzehnte zuvor kam das schon Selbstmord gleich.

Mehr Zeitdokument als Krimi

Es ist dann natürlich vor allem dieser historische Aspekt, welcher Teufelskreis bis heute sehenswert macht. Der Film funktioniert als echtes Zeitdokument, welches daran erinnert, wie die Situation damals wir. Schildert eine Atmosphäre der Angst, welche Homosexuelle in die Welt der Schatten fliehen ließ. Damit verbunden ist eine Hauptfigur, die vor einer folgenschweren Entscheidung steht. Soll sie weiter ihr gutes, etabliertes Leben führen, sich darauf freuen, bald die Karriereleiter noch weiterklettern zu können? Oder soll sie das moralisch Richtige tun und den Kampf mit den Erpressern aufnehmen, die viele Menschen in den Abgrund stürzen? Melville mag auf der Seite des Gesetzes stehen, geht aber nicht wirklich als Held durch. Den Anspruch hat er aber auch gar nicht. Implizit wird das Publikum dabei natürlich aufgefordert, sich in seine Lage hineinzuversetzen und darüber nachzudenken, wie es sich selbst verhalten hätte.

Auch wenn die Situation sich in den folgenden Jahrzehnten natürlich geändert hat, im Vereinigten Königreich sechs Jahre nach dem Film Homosexualität entkriminalisiert wurde: Die Geschichte macht noch immer betroffen, gerade auch die Skrupellosigkeit, mit der Schwule erpresst werden. An den Krimipart sollte man hingegen keine ganz so großen Erwartungen pflegen. Atmosphärisch ist es zwar, wie Melville auf eigene Faust zu ermitteln beginnt, in der Tradition anderer Schnüffelnasen. Der Fall ist aber weder komplex noch raffiniert. Auch bei der Auflösung wäre sicherlich mehr möglich gewesen, da begnügt sich das Drehbuch mit wenig. Man sollte bei Teufelskreis dann doch kein Puzzle à la Agatha Christie erwarten: Die Erpressung ist nur ein Mittel zum Zweck, um ein Gesetz und eine Gesellschaft anzuklagen, die „falsche“ Liebe zum Verbrechen erklärte.

Credits

OT: „Victim“
Land: UK
Jahr: 1961
Regie: Basil Dearden
Drehbuch: Janet Green, John McCormick
Musik: Philip Green
Kamera: Otto Heller
Besetzung: Dirk Bogarde, Dennis Price, Sylvia Syms, Anthony Nicholls, Peter Copley, Norman Bird, Peter McEnerny, John Barrie

Trailer

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Teufelskreis
fazit
„Teufelskreis“ erzählt, wie ein homosexueller Anwalt Erpressern nachspürt, die es gezielt auf schwule Männer abgesehen haben. Der Krimi ist atmosphärisch, wenn auch eher unspektakulär. Sehenswert ist der Film in erster Linie als Zeitdokument sowie als Porträt eines Mannes, der vor einer schwierigen Entscheidung steht.
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