Der Liebhaber meines Mannes My Policeman Amazon Prime Video
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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes My Policeman Amazon Prime Video
„Der Liebhaber meines Mannes“ // Deutschland-Start: 4. November 2022 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Brighton in den 1950ern: Als der Polizist Tom (Harry Styles) den Museumskurator Patrick (David Dawson) kennenlernt, ahnt er noch nicht, dass dies sein Leben für immer verändern wird. Zunächst ist er erschrocken darüber, wie dieser ihm Avancen macht. Und doch lässt er sich darauf ein, die beiden jungen Männer beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Von dieser darf aber niemand etwas erfahren, Homosexualität ist in Großbritannien nicht nur öffentlich verpönt, sondern auch strafbar. Immer wieder werden Schwule zusammengeschlagen oder ins Gefängnis gesteckt. Da zudem die Beförderungsmöglichkeiten bei der Polizei beschränkt als Single beschränkt sind, entscheidet er sich, die Lehrerin Marion (Emma Corrin) zur Frau zu nehmen. Die Affäre mit Patrick führt er dabei jedoch unbeirrt fort …

Nackte Haut und ein altes Tabu

Als Sänger ist Harry Styles ohne Zweifel einer der großen Stars unserer Zeit, sowohl mit seiner Band One Direction wie auch solo stürmte er Mal um Mal die weltweiten Charts. Schauspielerisch hält sich sein Erfolg bislang jedoch eher in Grenzen. Nachdem er vor einigen Jahren mit Dunkirk sein Leinwanddebüt gab, wagt er diesen Herbst gleich den Doppelschlag. Und eines muss man ihm lassen: Er zeigt durchaus Mut bei der Wahl seiner Stoffe. In dem schillernden Heile-Welt-Mysterythriller Don’t Worry Darling durfte er sich von einer bislang unbekannten Seite zeigen. In dem exklusiv auf Amazon Prime Video veröffentlichten Drama Der Liebhaber meines Mannes entblößt er sich nun auch körperlich, wenn er in einer Reihe von Sexszenen zu sehen ist – darunter auch gerade die mit seinem Schauspielpartner David Dawson.

Das ist dann aber auch mehr oder weniger schon der am stärksten erwähnenswerte Punkt des Films. Dessen Vorhaben ist natürlich löblich, wenn es letztendlich um die Akzeptanz anderer Lebensentwürfe geht – oder der Mangel daran. Das gilt heute zumindest in mancher Hinsicht noch immer. Der Liebhaber meines Mannes erinnert aber daran, wie viel schlimmer das früher noch alles gewesen ist, als Homosexualität mindestens ein Tabu war, teilweise sogar strafbar. Auch andere Filme blicken gern zurück in einer Mischung aus Erinnerungskultur und Warnung. Der Festivalhit Große Freiheit erzählt beispielsweise von einem Mann, der noch in den 1960ern in Deutschland ins Gefängnis musste, weil er seine sexuelle Orientierung offen auslebte. Vor allem aber Firebird bietet sich als Vergleich an. Dieser spielte in den 1970ern in Estland und handelte ebenfalls von einem jungen Mann, der eine heimliche Affäre mit einem anderen Mann hat, während er offiziell noch mit seiner Freundin zusammen ist.

Schick gemachte Konturlosigkeit

Regisseur Michael Grandage (Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft) bewegt sich also auf festem Terrain, bei dem nicht wirklich etwas schief gehen kann. Es ist dann auch weniger so, dass der eigentlich im Theaterbereich tätige Engländer gravierende Fehler machen würde. Er macht nur aus dem Stoff auch nichts, das so interessant wäre, dass man das Drama den anderen vorziehen müsste, die vergleichbare Geschichten erzählen. Zwar gibt es bei der Adaption eines Romans von Bethan Roberts eine doppelte Erzählstruktur, wenn wir kontinuierlich zwischen den 1950ern und der Gegenwart wechseln. Das bleibt aber ohne nennenswerte Konsequenz, da die Querverbindungen vom gestern zum heute schwach ausgeprägt sind. Auch wenn die Rückblicke die Vorlage für das Verhalten der älteren Versionen der drei liefern sollen, so richtig knüpft das dann doch nicht an. Dass die jeweiligen Schauspieler und Schauspielerinnen sich nicht sonderlich ähnlich sehen, hilft auch nicht unbedingt weiter.

Die größte Schwäche ist aber, dass das Drama, welches auf dem Toronto International Film Festival 2022 Premiere feierte, so leblos ist. Da wird zwar viel von Tragik und großen Leidenschaften gesprochen. Zu fühlen ist davon aber nur wenig. Nun ist Zurückhaltung bei einem Drama erst einmal nichts Verkehrtes. Viele neigen eher zum Gegenteil, tragen lieber ganz dick auf, wollen gnadenlos manipulieren. Wenn die Alternative wie hier ausfällt, ist aber auch nicht wirklich etwas gewonnen. Der Liebhaber meines Mannes ist eine schick gemachte Konturlosigkeit, die recht wenig Eindruck hinterlässt. Wäre da nicht Styles, das biedere 08/15-Drama würde kaum jemand interessieren. Und selbst mit ihm ist das hier eher überflüssig, zumal die schauspielerische Leistung nicht so überragend ist, dass er sich hiermit für weitere Großauftritte empfehlen würde.

Credits

OT: „My Policeman“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Michael Grandage
Drehbuch: Ron Nyswaner
Vorlage: Bethan Roberts
Musik: Steven Price
Kamera: Ben Davis
Besetzung: Harry Styles, Emma Corrin, Gina McKee, Linus Roache, David Dawson, Rupert Everett

Bilder

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Der Liebhaber meines Mannes
fazit
„Der Liebhaber meines Mannes“ folgt einem Liebesdreieck um zwei schwule Männer in den 1950ern und die ahnungslose Ehefrau einer der beiden. Das ist gut gemeint, letzten Endes aber ziemlich beliebig in seiner schick gemachten Konturlosigkeit. Es ist nicht einmal sonderlich bewegend, da haben andere tragische Liebesgeschichten mehr Eindruck hinterlassen.
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