Rookies Allons enfants
© Alban Teurlai

Rookies

Rookies Allons enfants
„Rookies“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Am Pariser Lycée Turgot werden Jugendliche im Hip-Hop-Tanz unterrichtet, während sie sich auch auf die Schule und ihr Abitur konzentrieren. Das Filmteam folgt den Schüler*innen und Lehrkräften bei ihrem interessanten Konzept, taucht dabei tief in deren Prozesse, Gefühlswelten und Vorbereitungen auf wichtige Wettkämpfe ein. Ein großer Wettbewerb am Ende des Jahres ist mit das wichtigste im Leben der Schüler*innen, kann er doch sowohl Träume wahr werden, als auch platzen lassen…

Mehr als nur ein Tanzfilm

Hastige Schnitte, Nahaufnahmen von Tanzenden – auch ohne sich im Vorfeld mit dem Film auseinandergesetzt zu haben, merkt man schnell, worum sich dieser Film dreht. Doch auch wenn sich die Dokumentarfilmer einen Fokus oder Thema mit dem Hip-Hop-Tanz gesetzt haben, geht es doch um mehr als nur eine Doku-Version eines uninspirierten Tanzfilms mit einem Wettkampf im finalen Viertel, der alles in der Welt der Protagonist*innen kontrolliert und befeuert. Nach erstem, etwas gewöhnungsbedürftigen, Einstieg kommt der Ball ins Rollen, ein Flow durch Interviews mit vorrangig den Schüler*innen, versetzt mit Szenen ihrer Trainings- und Unterrichtsstunden.

Verschiedenste Hintergründe

Dabei tauchen Zuschauende tief in die emotionale Welt der Protagonist*innen ein. Die Schule liegt mitten in Paris, einer teuren sowie vielschichtigen Stadt – mit schönen historischen Gebäuden, architektonisch einzigartigen Stadtgebieten und gleichzeitig Hoods und Armenvierteln. Gerade dort kommen die unterschiedlichsten Menschen durch ihre Leidenschaft für den Tanz zusammen, manche aus eben jenen Armenvierteln mit nur geringen Mitteln und einer fast schon anderen Sprache und die reichere Mittel- sowie Oberschicht. Auch Hautfarbe ist ein Thema, Wertschätzung, das Gefühl, in der Menge zu verschwinden. Die Dokumentarfilmer legen großen Wert auf die emotionalen Hintergründe der Schüler*innen, alle haben ihre Lasten zu tragen, die einen mehr, die anderen weniger. Und doch finden sie so alle fast schon überraschend gut zueinander und gehen offen mit ihren Gefühlen und Ansprüchen um, sprechen über Stärken und Schwächen untereinander und auch mit dem Schulleiter und den Lehrer*innen.

Fehlender Kontext

Durch den sehr direkten und naiv-emotional getriebenen Stil kommt schnell ein jugendlicher Charme auf, man spürt die noch so unverblümte Hoffnung der Tänzer*innen, die großen Ziele, die ihnen niemand mehr zu nehmen können scheint. Leider geht durch diesen schnellen Einstieg ein wenig der Hintergrund des Ganzen verloren – wie genau kam dieses Projekt zustande, was zeichnet das Programm aus und ganz besonders: wohin soll es schlussendlich führen? Alles wirkt sehr konzentriert auf den Tanz, schlechte Noten im alltäglichen Schulbetrieb führen bei einzelnen zum „Angebot“ das Jahr zu wiederholen. Man versteht nicht so ganz, was die Ansprüche sind, wie es finanziell im Off zugeht.

Respektvoller Umgang

Doch wenn man die logischen Hintergründe einmal außen vorlässt – und genau diese Variante scheint der Film den Zuschauenden auch auferlegen zu wollen – findet man sich in einer tollen Welt der Träume wieder, wofür unter anderem auch der sehr gelungene Soundtrack sorgt. Mit Ehrgeiz und dieser ganz besonders effektiven Naivität gehen alle an die „Arbeit“, alles wirkt real, die Dialoge so echt und vielfältig durch die so unterschiedlichen Charaktere der Protagonist*innen. Gerade der sehr emotionale Umgang der Lehrkräfte mit ihren Schüler*innen ist ergreifend, es wird viel nach ihren eigenen Eindrücken, Einschätzungen und Gefühlswelten gefragt, sie dürfen Persönlichkeit zeigen und werden erwachsen behandelt, wo einige gerade einmal 14 Jahre alt sind. Alles wird rundum sehr gekonnt in Szene gesetzt, auch wenn auch 90 Minuten Laufzeit genug hätten sein können, um diese Geschichte zu erzählen.

Credits

OT: „Allons enfants“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Thierry Demaizière, Alban Teurlai
Drehbuch: Thierry Demaizière, Elsa Le Peutrec, Alban Teurlai
Musik: Avia
Kamera: Alban Teurlai

Bilder

Trailer

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Rookies
fazit
Das letzte Viertel rund um einen vieles entscheidende und prägende Wettkampf ist leider eher der schwächere Teil des Films. Doch durch schöne, menschlich nahe Interviews und die natürliche Dynamik gelingen erstaunlich tiefe und reale Einblicke in die Köpfe der kommenden Tanzkünstler*innen. Ein an sich sehenswerter Film, auch wenn er ein paar Fragen zu viel unbeantwortet lässt und sich gegen Ende etwas plötzlich verliert.
Leserwertung1 Bewertung
7.6