Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song
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Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song

„Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“ // Deutschland-Start: 17. November 2022 (Kino) // 9. Februar 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

In diesem Dokumentarfilm wird das Leben des Musikers und Poeten Leonard Cohen durch seinen am hellsten strahlenden Hit beleuchtet: Hallelujah. Der Film erzählt in chronologischen Etappen von der langen Entstehungsgeschichte des nun weltberühmten Liedes und seinen verschiedenen Interpret*innen. Anhand ausführlicher Interviews mit Cohen, persönlicher Einblicke durch seine Wegbegleiter*innen und offener Gespräche über das Wirken dieses lebendigen Songs entsteht ein Musikdokumentarfilm der etwas anderen Art.

Ein musikalisches Phänomen

Hallelujah – ein Begriff, der heutzutage ganz selbstverständlich mit einem Song gleichgesetzt wird. Doch das war nicht immer so. Die beiden Filmschaffenden Daniel Geller und Dayna Goldfine, die bei diesem Film mit Buch, Regie, Kamera und Schnitt nahezu alle großen Kreativfelder in Teamarbeit bedienen, wollten der Geschichte dieses musikalischen Phänomens auf die Spur gehen. Sie führten Gespräche mit unzähligen Freund*innen, Fans und Künstler*innen und haben damit auf den ersten Blick eine recht traditionelle Musikdokumentation gesponnen. Der Titel des Buches, auf dem dieser Film basiert, gibt allerdings schon einen ersten Anreiz darauf, was Zuschauende im Film erwartet: „The Holy or the Broken: Leonard Cohen, Jeff Buckley, and the Unlikely Ascent of Hallelujah”. Im Fokus steht nicht einfach eine menschliche Biografie des Leonard Cohen – vielmehr dieser eine, ganz besondere Song, der in seinen unzähligen Interpretationen und Cover-Versionen so viele emotionale Stimmungen begleitet wie kaum ein anderes musikalisches Werk.

Hallelujah – ein Flop?

Leonard Cohen ist vorrangig Poet, Autor und Künstler, das Singen und Musizieren als Medium seiner Kunst entdeckte er vergleichsweise spät in seinen 30ern. Rückblickend scheint es unvorstellbar, doch gerade Hallelujah, der ihn zu einer unsterblichen Legende machen sollte, brauchte nicht nur viele Jahre des Schreibens, Scheiterns und Wartens bis zu seiner Vollendung, er wurde nach seinem Release außerdem jahrelang kaum beachtet, kaum gehört. An dieser Stelle strahlt dieser Dokumentarfilm: Er lässt die poetischen Worte aus diversen Interviews mit Cohen zu einem Erzähler verschmelzen, während die Zuschauenden großartigen Künstlern wie Jeff Buckley, Bob Dylan, Myles Kennedy und John Cale dabei zusehen und zuhören dürfen, wie sie den Song zu ihrem eigenen machen. Er ist ein Wegbegleiter für viele von ihnen, Jeff Buckleys Version heute sogar bekannter als das Original – und doch bleibt das Lied nie für immer bei ihnen.

Eine legendäre Reise

Es ist diese episodenhafte Erzählweise, die sich wie eine wohlig-wärmende Umarmung anfühlt und das Gefühl vermittelt, man würde selbst als jener legendäre Song die schier endlose Reise durch verschiedenste Generationen an genialen Musiker*innen beschreiten. Kurze Interviews mit Singer-Songwritern wie Glen Hansard, der selbst auch ein Freund Jeff Buckleys war, geben dem Ganzen eine besondere Würze und runden den Film gekonnt ab – gerade, weil Leonard Cohen nicht im absoluten Mittelpunkt steht, sondern uns posthum als scheinbar Außenstehender die Geschichte eines Mensch gewordenen Songs erzählt. Das Lied spricht so klar zu so vielen, weil es die Höhen und Tiefen jedes Lebens so gut zusammenfasst: Schmerz, Depression, Hoffnung und spirituelles Erwachen sind tief mit seiner DNA verknüpft, gesammelt über Jahrzehnte der Erfahrung, geprägt und gefärbt von seinen Liebespartner*innen und Freund*innen.

Kein Rockstar

Eine weitere, spannende Facette des Films ist das Beleuchten einer ganz anderen Attitüde des Starseins: Cohen war kein Rockstar, man kann ihn, sein Leben und Wirken auch nicht mit den meisten modernen und am hellsten strahlenden Pop- und Hip-Hop-Stars vergleichen. Er war nicht von Eskapaden und Skandalen begleitet, musste nicht sein Privatleben breit öffentlich machen oder auf Boulevard-Schlagzeilen hoffen, die ihn relevant hielten. Er war Schreiber, strahlte die Ruhe eines Stephen King aus, teilte ästhetisch als auch im Geiste die sympathische Quirligkeit und den Charme eines Jeff Goldblum. Man fühlt sich als Zuschauender dazu inspiriert, selbst wieder kreativ zu sein, mit Tasse Tee am Denkschreibtisch zu sitzen, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Denn wenn man Leonard Cohen auf eine Weisheit reduzieren müsste, wäre das: Es ist niemals zu spät, du selbst zu sein.

Credits

OT: „Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Daniel Geller, Dayna Goldfine
Drehbuch: Daniel Geller, Dayna Goldfine
Musik: John Lissauer
Kamera: Daniel Geller

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fazit
Ein wunderbar kraftvolles Werk, das nach einem dezent strauchelnden Einstieg zu einem lebendigen Porträt vieler Legenden wird. Ein mit Emotionen geladener Dokumentarfilm, der Generationen vereint – sowohl im Film als auch unter den Zuschauenden. Eine andere Art des Dokumentarfilms, von der man sich noch viel mehr wünscht.
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