La Pasajera The Passenger
© Pierrot le Fou

The Passenger

„The Passenger“ // Deutschland-Start: 30. September 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Auf dem Weg in ein kleines Dorf im spanischen Norden begegnen sich Lidia (Cristina Alcazar) , ihre Tochter Marta (Paula Gallego) und die alleinstehende Mariela (Cecilia Suárez) in einem Van. Online haben sie alle eine Fahrt gebucht, wobei keine Rede von einem Fahrer wie Blasco (Ramiro Blas) war, der es in Windeseile schafft, nicht nur aufgrund seiner Geschichten vom Stierkampf, sondern auch wegen seiner frauenfeindlichen Sprüche alle Mitreisenden gegen sich aufzubringen. Abgesehen von einigen Streitereien verläuft die Fahrt weitestgehend friedlich, bis sie auf einmal wegen eines Unfalls am Wegesrand halten müssen. Davon findet sich aber keine Spur, wobei lediglich ein seltsames, glühendes Objekt Blascos und Martas Aufmerksamkeit erregt. Wenig später jedoch kommt es zu einem richtigen Unfall, als plötzlich eine Frau auf die Fahrbahn sprintet, doch während Blasco lieber einfach weiterfahren will, wollen Lidia und Mariela helfen und zwingen ihrer zunächst aufmüpfigen Fahrer zur Umkehr. Allerdings erweist sich die Hilfsbereitschaft der beiden Frauen als Fehler.

Minivan und Paso Doble

Nach einer ganzen Reihe von Kurzfilmen, von denen einige im Bereich Horror oder Thriller stammen, beschlossen Raúl Cerezo und Fernando González Gómez, dass es nun an der Zeit sei, endlich einen Spielfilm zu drehen, der nun mit The Passenger, welcher auf dem Sitges Film Festival 2021 gezeigt wurde, vorliegt. Neben einer ganzen Reihe bekannter Schauspieler aus ihrer Heimat Spanien, darunter Ramiro Blas (Las Cumbres: Das Internat) und Cecilia Suárez (Jemand muss sterben) versammeln sich auch hinter der Kamera einige Talente, unter andrem die Effektschmiede Inside Fx, welche bereits bei den [REC]-Filmen für Effekte und Make-Up zuständig war. Daher wundert es nicht, dass The Passenger ein Horrorfilm mit ordentlich Tempo ist, der zwar das Genre nicht unbedingt neu erfindet, aber zumindest zu unterhalten weiß.

Wie in der bereits erwähnten [REC]-Reihe ist auch The Passenger ein Film, der von seiner Komposition lebt, welche langsam aber sicher für die Figuren von dröger Normalität zum Albtraum wechselt. Hierbei ist es aber keineswegs die Handkamera, die eine Authentizität und damit eine gewisse Intensität herstellen soll, sondern der Handlungsort, in diesem Falle der von Blasco gesteuerte Minivan (liebevoll „Vanessa“ getauft), welcher diesen Zweck erfüllt. Zusätzlich beengt durch eine Plexiglasscheibe, welche die Fahrerseite von der Hinterbank abtrennt, entsteht eine fast schon klaustrophobische Enge, die in den statischen Kameraaufnahmen noch betont wird. Die aufgeladene Stimmung unter den Fahrgästen, die sich durch die kauzige Art Blascos noch intensiviert, scheint den Raum noch enger zu machen, besonders als klar wird, aus welchen Gründen die drei Frauen überhaupt in die kleine Stadt wollen, in welcher die Fahrt eigentlich enden soll. Auch wenn es bisweilen etwas tranig vom Erzähltempo wird und visuell etwas eintönig, beweisen die Regisseure ihr Talent was Atmosphäre angeht sowie die Etablierung von Charakteren.

Ein Fremder im Körper

Ebenso interessant ist die – Vorsicht Spoiler – Einführung der Idee des Parasiten oder der Fremdartigkeit des Körpers eingebaut in die Handlung. Während die ewig gleiche Musik, ein Paso Doble, aus dem Kassettendeck des Vans plärrt, wird die augenscheinliche Normalität der Passagiere als Deckmantel enthüllt von einer interessanten Vorgeschichte, welche im weiteren Verlauf der Handlung noch eine gewichtige Rolle spielen soll. Angefangen bei der Krebserkrankung einer Frau oder den Verbrennungen im Gesicht einer anderen, geht es immer wieder um Wunden am Körper, um Fremdheit im eigenen Körper, die durch den Parasiten freilich noch weiter zur Geltung kommt. Dieser ist dann sozusagen das Ergebnis der eingangs formulierten Stimmung aus angestauter Wut und Frustration, sowie eben jener Verwandlung in etwas Fremdes, Bestialisches und überaus Gefährliches, was nicht nur die Besessenen aus [REC] erinnert, sondern auch an den Body-Horror eines Parasiten-Mörder von David Cronenberg.

Gerade wenn der Film an Fahrt aufnimmt, zeigt sich der wahre Unterhaltungswert von The Passenger, der die bereits etablierte Dynamik der Figuren nutzt, da diese sich nun zusammentun müssen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist. Besonders das Zusammenspiel von Paula Gallego und Ramiro Blas fällt besonders positiv auf und betont eben jene bizarren, bisweilen schwarzhumorigen Einlagen der Handlung, was für eine willkommene Abwechslung sorgt.

Credits

OT: „La Pasajera“
Land: Spanien
Jahr: 2021
Regie: Raúl Cerezo, Fernando González Gómez
Drehbuch: Luis Sánchez-Polack, Raúl Cerezo
Musik: Alejandro Roman
Kamera: Ignacio Aguilar
Besetzung: Ramiro Blas, Cecilia Suárez, Paula Gallego, Cristina Alcazar

Bilder

Trailer

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The Passenger
fazit
„The Passenger“ ist ein kurzweiliger Horrorfilm, der besonders in der zweiten Hälfte sein volles Potenzial entfaltet. Auch wenn bis dahin Raúl Cerezos und Fernando González Gómez‘ Film einige Längen aufweist, lohnt sich das Durchhalten, allein schon wegen der gelungenen Effekte und der Darsteller.
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