Inferno rosso: Joe D’Amato sulla via dell’eccesso

Inferno rosso: Joe D’Amato on the Road of Excess

Inferno rosso: Joe D’Amato sulla via dell’eccesso
„Inferno rosso: Joe D’Amato sulla via dell’eccesso“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Viele nationale Filmindustrien erlebten eine wahrhaftige Blütezeit in den 1960er und 1970er Jahren. Während es das New Hollywood mit Titeln wie Easy Rider und Die Reifeprüfung schnell zu internationalem Ruhm brachte und viele neue Talente hervorbrachte, boomte es zugleich in der europäischen Filmindustrie. War zu Anfang noch Frankreich das Land, welches durch Filme wie Außer Atem oder Sie küssten und sie schlugen ihn den Ton angab, waren die italienischen Produzenten und Filmemacher zum einen dabei, durch eigene Produktionen das Kino zu erobern oder sich an populären Erfolgen zu bedienen und diese zu kopieren. Eine schier unüberschaubare Flut von Genreproduktionen überschwemmte die Lichtspielhäuser und viele von ihnen haben mit der Zeit Kultstatus erlangt, nicht zuletzt dank der Mithilfe von vielen anderen Regisseuren wie Quentin Tarantino, Joe Dante, John Landis oder Eli Roth, welche sich von Kollegen wie Lucio Fulci, Michele Soavi und Dario Argento beeinflussen ließen.

Der Name Joe D’Amato, der als Produzent und Regisseur, verantwortlich ist für einige der interessantesten Einträge dieser Zeit wird selten genannt, vor allem weil er wegen seiner zahlreichen Produktionen im Pornosektor einen etwas anrüchigen Ruf genießt. Mit ihrer Dokumentation Inferno rosso: Joe D’Amato on the Road to Excess, die auf dem diesjährigen SLASH Filmfestival vertreten ist, wollen die Dokumentarfilmer Manilo Gomarasca und Massimiliano Zanin einen Beitrag dazu leisten, dass Joe D’Amato endlich jene Würdigung erhält, die er schon lange verdient hat.

In knapp 70 Minuten beleuchtet die Dokumentation in erster Linie das Werk D’Amatos, zu dem über 200 Titel zählen. Dabei geht es den Filmemachern zum einen um die verschiedenen Stadien seiner Karriere zu zeigen, doch ebenso die Leidenschaft dieses Mannes zu betonen, der, nach Aussage seiner Tochter, nicht ohne die Arbeit am Set leben konnte und für den eine dreimonatige Auszeit eine einzige Tortur war. Abgesehen von seiner Familie kommen vieler seiner Kollegen wie Jess Franco, Michele Soavi und Ruggero Deodato zu Wort, die nicht nur ihre Bewunderung für D’Amato kundtun. Ergänzt durch aktuelle Sichtweisen auf dessen Filme, beispielsweise durch Regisseur Eli Roth oder Jean-François Rauger, dem Vorstand der Cinematique Francais, ergibt sich das Bild eines Menschen, der innerhalb verschiedener Genres, dem Erotikfilm, aber ebenso dem Thriller oder dem Horrorfilm, fantasievolle und immer auch provokante Geschichten erzählen wollte.

Sehen, was einst verboten war

Ein Film wie Inferno rosso richtet sich in erster Linie an diejenigen Zuschauer, welche sich zum einen für die Filmgeschichte und zum anderen für die Verbindung von Kultur und dem Geschehen der Zeit interessieren. Ähnlich wie Dokumentationen über beispielsweise Fulci wird D’Amato als ein Filmschaffender gezeigt, der, angetrieben von der Passion für das Medium, auf die Trends der Zeit aufsprang, auf diese reagierte und sich zugleich über den Ruf einer „Kopie“ erhob, auch in seiner Position als Produzent. Besondere Erwähnung finden Werke wie Beyond the Darkness, der ebenfalls auf dem Slash Filmfestival gezeigt wird, Antropopagus sowie Nackt unter Kannibalen, welche etwas detaillierte besprochen werden und als Beispiele für das Talent D’Amatos dienen sollen, dass dieser nicht nur das entsprechende Genre verstand, sondern sich diesem voll und ganz widmete.

Entsprechende Szenenausschnitte vermischen das Schockierende, das Ekelige mit dem Schönen und Eleganten, was sich ebenso in diesen Titel finden lässt und was immer wieder übergangen wird, wenn es zu einer Besprechung des Werkes von D’Amato kommt. Zuletzt werden die zahlreichen Pornofilme erwähnt, die D’Amato vor allem wegen Geldmangels für andere, für ihn persönlich wichtigere Projekte machte und welche ihm schließlich den wenig reizvollen Titel des „König des Sexfilms“ einbrachten.

Credits

OT: „Inferno rosso: Joe D’Amato sulla via dell’eccesso“
Land: Italien
Jahr: 2021
Regie: Manilo Gomarasca, Massimiliano Zanin
Drehbuch: Manilo Gomarasca, Massimiliano Zanin
Kamera: Gemma Doll-Grossman, Carlo Rinaldi

Filmfeste

Venedig 2021
International Film Festival Rotterdam 2022
SLASH Film Festival 2022

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Inferno rosso: Joe D’Amato on the Road of Excess
fazi
„Inferno rosso: Joe D’Amato on the Road to Excess“ ist eine sehr unterhaltsame und interessante Dokumentation über den Regisseur und Produzent Joe D’Amato. Manilo Gomarasca und Massimiliano Zanin versuchen eine Neubewertung dieses oftmals ignorierten oder zu Unrecht nur auf ein Genre beschränkten Filmemachers zu erzielen und inszenieren nebenbei eine hochspannende Doku über die Vielseitigkeit des italienischen Films der 1960er und 1970er Jahre.
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9.3