Man Eater Der Menschenfresser Antropophagus

Man-Eater – Der Menschenfresser

Man Eater Der Menschenfresser Antropophagus
„Anthropophagus“ // Deutschland-Start: 20. Februar 1981 (Kino)

Inhalt / Kritik

Eine Gruppe US-amerikanischer Urlauber will die griechischen Inseln erkunden. Die Vorfreude ist groß, als sich die Gruppe am Festland trifft und die genaue Route ihres Trips plant. Julie (Tisa Farrow) trifft zufällig auf die Gruppe und erzählt ihr von einer vom Tourismus größtenteils noch unentdeckten Insel, auf der ihre Freunde auf sie warten. Zusammen mit ihr macht man sich auf den Weg auf die Insel, doch dort angekommen, zeigt sich ihnen ein Bild des Schreckens. Die kleine Ortschaft wirkt verlassen, aber als zwei der Freunde ein Haus betreten, bemerken sie die  die Leichen der Bewohner, von denen viele in einem fortgeschrittenen Verwesungszustand sind. Lediglich eine junge, blinde Frau scheint das Virus überlebt zu haben und man will so schnell wieder zurück ans Festland. Das Segelschiff der Gruppe ist jedoch abgetrieben, sodass sie notgedrungen eine Nacht auf den Insel verbringen müssen. Aber sie sind nicht alleine, denn ein Mann (George Eastman) beobachtet sie schon seit ihrem Eintreffen auf der Insel und sein Hunger nach Menschenfleisch ist geweckt.

Die Herren der Insel

Wie viele seiner Kollegen in der italienischen Filmindustrie lernte Joe D’Amato das Filmemacher in erster Linie über das Handwerk, in seinem Falle als Fotograf oder Kameraassistent bei verschiedenen Projekten. Erst sehr viel später, in den 1970ern, stieg er auf zum Regisseur und später zum Produzent unzähliger Filme, von denen viele im Horror- oder Pornobereich sind und größtenteils zum Exploitation-Kino gezählt werden. D’Amato wusste um die Trends der Zeit und legte seine Produktionen auf diese aus, um Geld zu machen für die Projekte, die ihn besonders interessierten, wie beispielsweise Anthropophagus oder Man-Eater, der sicherlich zu seine bekanntesten Film gehört. Aufgrund einiger sehr brutaler Szenen hatte es der Film in vielen Ländern schwer und wurde in Deutschland gar beschlagnahmt, was sogar so weit ging, dass selbst das Plakat des Filmes nicht mehr im Foyer eines Kinos aufgehängt wurde. Wenngleich D’Amato die technischen Aspekte und kommerzielle Erwägungen immer wieder in den Fokus rückte, ist Anthropophagus trotz einiger handwerklicher Mängel ein interessanter Film, der durchaus etwas Aufmerksamkeit verdient hat.

Erzählerisch folgt Anthropophagus einer Formel, die man heute noch in vielen Produktionen des Horrorgenres finden kann. Eine bunte Auswahl junger Leute macht sich auf, um einen Ort zu erkunden, meist eine verlassene Stadt oder einen Stätte, auf der auf Fluch lastet oder wo ein Mord stattfand, nur um dort auf einen Killer zu treffen, der sie (meist recht blutig) einen nach dem anderen abschlachtet. Im Zuge der aufkommenden Slasher-Welle aus den USA, die mit Produktionen wie Freitag der 13. begann, reiht sich Anthropophagus also gewissermaßen in eine Tradition ein oder imitiert ein gängiges Narrativ. Interessant ist dabei jedoch schon die Auswahl der Figuren, die allesamt weiß sind, einer gehobenen sozialen Schicht entstammen und sogleich damit beginnen, die Insel für sich zu erobern (wie die Touristen, vor denen sie fliehen wollen). Dem Zuschauer fällt die Unterscheidung zwischen diesen Figuren durchaus schwer, scheinen sie doch charakterlich und auf ihre Werte bezogen recht einheitlich zu sein, was sich auch in ihrer Kleidung sowie den Dialogen zeigt. Es sind „schöne“ Menschen, die die Welt auf eine bestimmte Weise sehen und gestalten wollen, doch nun mit der grotesk-brutalen Fratze der Gewalt konfrontiert werden.

Die Menschen verzehren einander

Der Menschenfresser, wie auch die Untoten, nehmen eine ganz bestimmte Position innerhalb des Horrorgenres ein. Schon in Ruggero Deodatos Cannibal Holocaust sind die ultimativen Barbaren, die man unter keinen Umständen ästhetisieren kann, im Gegensatz zu Vampiren oder Werwölfen. So scharf, wie es Deodato in seinem Film formuliert, macht es D’Amato zwar nicht, doch indem er seinem Kannibalen einen Vorgeschichte gibt, betont er, wie dünn die Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei ist. Für den von George Eastman gespielten Kannibalen wird der Verzehr von Menschenfleisch zu einer Sucht, was vielleicht erklärt, warum sein Äußeres dem eines Junkies gleicht, der mit glasigen Augen die Gewölbe der Insel unsicher macht. Die Sucht hat vollends Besitz von ihm genommen und hat ihn von der menschlichen Gesellschaft entfremdet, was D’Amato mit sehr drastischen und schockierenden Szenen zeigt. Er wird zu einem Symbol für das Unmenschliche oder vielmehr den dunklen Treib, einander zu zerstören, und damit zu einem Initiator für eine eben solche Veränderung in den Figuren.

Credits

OT: „Anthropophagus“
Land: Italien
Jahr: 1980
Regie: Joe D’Amato
Drehbuch: Luigi Montefiori
Musik: Marcello Giombini
Kamera: Enrico Biribicchi
Besetzung: Tisa Farrow, Saverio Vallone, Vanessa Steiger, Margaret Donnelly, Mark Bodin, Bob Larsón, Rubina Rey, George Eastman

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Man-Eater – Der Menschenfresser
fazit
„Anthropophagus“ oder „Man-Eater“ ist kein einfacher Film und technisch gesehen mag er auch nicht sonderlich gut sein, thematisch gesehen ist er aber sehr viel cleverer als man es von vielen anderen Produktionen zur selben Zeit gewohnt ist. Joe D’Amato gelingt ein drastischer Film über Zivilisation und Barbarei, dessen Zynismus und Gewalt viele Zuschauer abschrecken wird.
Leserwertung1 Bewertung
6
7
von 10