The White Fang
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The White Fang

The White Fang
„The White Fang“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

In den Bergen Japans um das Jahr 1900 ist zwar die Landschaft sehr schön, doch die Winter sind dafür sehr hart und die Ressourcen für die Bewohner der umliegenden Dörfer knapp bemessen. Die beiden Gemeinden Fari und Nestalico sind deswegen schon seit vielen Jahren im Konflikt, was bereits viele Opfer gefordert hat. Bei einem solchen Gefecht kommt es zu vielen Toten, doch letztlich können die Jäger Faris den Kampf für sich entscheiden, während ein letzter Krieger Nestalicos namens Kasa (Toshiro Mine) schwer angeschlagen in einer Lichtung Zuflucht sucht. Dem Tode nahe schließt er mit seinem Leben ab, doch findet nach einigen Tagen, in denen er sich wilder Tiere sowie dem Hunger erwehren musste, die Kraft zu leben und wieder für sein Dorf und dessen Bewohner zu kämpfen. In den Monaten, während der er in den Wäldern überlebt hat, hat sich jedoch einiges in dem Konflikt der beiden Dörfer getan, denn nicht nur hat Nestalico die Oberhand bekommen, die letzten Bewohner Faris werden nun brutal gejagt, sodass ihnen nur die Flucht über den Berg, durch die Kälte und die Wildnis bleibt. Zudem macht sich eine mysteriöse Krankheit unter ihnen wie auch den Bewohnern Nestalicos breit, welche viele von ihnen dahinrafft und die als Strafe der Götter von einigen gesehen wird.

In dieser Zeit macht das Gerücht die Runde, dass eine Gefahr in den Bergen ihr Unwesen treibt, die noch viel bedrohlicher sein soll als die feindlichen Jäger, die ihre Beute sind. Ein Überlebender Faris, ein Bauer namens Sho (Kota Hara), ist mit einer Gruppe in den Bergen, als sie auf einmal angegriffen werden. Es entbrennt ein erbitterter Kampf ums Überleben, in dessen Folge sich die Grenzen zwischen Freund und Feind mehr als einmal verschieben werden.

Überleben in den Bergen

Bereits 2019 war Regisseur Yusuke Takahashi als Gast auf dem Japan Filmfest Hamburg, wo er seinen Kurzfilm Cross Contact vorstellte. In der Zwischenzeit haben er und sein Team an seinem ersten Spielfilm The White Fang gearbeitet, einer Mischung aus Drama und Abenteuerfilm, die in den Bergen Japans gedreht wurde unter teils extremen Bedingungen. Das Überleben der Charaktere unter den extremen Wetterbedingungen spiegelt wohl wider, was Crew und Besetzung durchmachen mussten, um die Geschichte zweier Jäger, die sich ein letztes Gefecht liefern, erzählen zu können.

Nicht nur dank seines Settings, auch wegen seiner Themen und Figuren erinnert The White Fang nicht von ungefähr an Alejandro G. Iñárritus The Revenant – Der Rückkehrer, auch wenn der erzählerische Fokus nicht nur auf einem Charakter liegt. Aus der Umgebung wissen Takahashi und sein Team durchaus Kapital zu schlagen, wirkt die schneebedeckte Landschaft doch zu keiner Zeit wie ein Hort der Freiheit, wie man es in der Natur vermuten würde, sondern eher wie ein Gefängnis, dessen Wände und Gitter den Figuren immer näher kommen, sodass diese schließlich keinerlei Möglichkeiten mehr haben zu entkommen. Diese Ästhetik betont das existenzialistische Drama, welches The White Fang im Kern ist, in dem jede Figur um ihr Überleben kämpfen muss und selbst die tiefsten Allianzen letztlich obsolet werden in Anbetracht einer viel größeren Bedrohung, die man weder sehen noch kontrollieren kann. Über die 82 Minuten Laufzeit gibt dies The White Fang eine unglaubliche Intensität, die sogar einige vielleicht verwirrende Szenen oder Dialoge vergessen machen.

Ein Jäger ohne Beute ist unvorstellbar

Die Intensität und die Wirkung Takahashis Film hängt auch sehr mit seinen Schauspielern zusammen. Insbesondere Toshiro Mine gibt als Kasa eine beeindruckende Darstellung ab als ein Krieger, der seiner Bestimmung eigentlich beraubt ist, aber dessen Krieg in seiner Vorstellung noch lange nicht abgeschlossen wird. Zudem zeigt sich in seiner Entwicklung die Veränderung eines Menschen, dessen Ziel, das eigene Überleben sowie der Kampf für seine Mitmenschen, ihn immer mehr zu einer moralisch fragwürdigen Figur werden lassen, die mehr als einmal Entscheidungen trifft, die man als Zuschauer erschreckend und brutal finden wird. Der Jäger, der ohne Beute unvorstellbar ist, wie es an einer Stelle heißt, sucht sich eben eine solche, um nicht als sinnlos dazustehen.

Spätestens an dieser Stelle merkt man die parabelhafte Struktur von The White Fang, der mit wenigen Mitteln etwas erreicht, wozu viele andere Independent-Filme das Doppelte an Laufzeit brauchen. Takahashi erzählt von der menschlichen Natur, vom dem Willen zu überleben und ab wann dieser Trieb alle anderen Emotionen oder Werte überragt. Oder vielmehr, wie wenig es vielleicht braucht, bis man bereit ist, jene Grenze zu überschreiten.

Credits

OT: „Hakuju“
Land: Japan
Jahr: 2021
Regie: Yusuke Takahashi
Drehbuch: Yusuke Takahashi
Kamera: Yusuke Takahashi
Besetzung: Toshiro Mine, Masayuki Hori, Kota Hara Miyatani, Daimasa, Shimizu, Tomoki Ando Miyu, Kusuno, Yukimitsu Mori

Trailer

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The White Fang
Fazit
„The White Fang“ ist eine beeindruckende Mischung aus Abenteuerfilm und Drama. Yusuke Takahashi gelingt eine intensive, wuchtige Erzählung auf die menschliche Natur und den Willen zu überleben, die schauspielerisch wie auch inszenatorisch zu überzeugen weiß.
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