The Girl in the Water Surface Apple TV+
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The Girl In The Water

The Girl in the Water Surface Apple TV+
„The Girl In The Water“ // Deutschland-Start: 29. Juli 2022 (Apple TV+)

Inhalt / Kritik

Als Sophie Ellis (Gugu Mbatha-Raw) aus dem San Francisco Bay gefischt wird, hat sie Glück im Unglück. Sie hat den Sturz ins Wasser ohne körperliche Schäden überstanden. Dafür hat sie während dieses Vorfalls ihr Gedächtnis verloren. So weiß sie weder, was sie an Bord der Fähre gebracht hat, noch weshalb sie in die Tiefe gefallen ist. Soll sie tatsächlich versucht haben, sich das Leben zu nehmen? Aber aus welchem Grund, wenn sie mit James (Oliver Jackson-Cohen) doch eine absolute Traumehe geführt hat und es ihr an nichts mangelte? Während James und ihre beste Freundin Caroline (Ari Graynor) sie zu schonen versuchen und ganz behutsam mit ihr umgehen, hat Detective Thomas Baden (Stephan James) nur wenig Skrupel. Ihre Geschichte sei in Wahrheit eine ganz andere gewesen und nur Sophie selbst könne dieses Rätsel lösen …

Thrillerklasse in Serie

Wer eine Vorliebe für Thrillerserien hat, für den führte dieses Jahr kaum ein Weg an Apple TV+ vorbei. Ob Suspicion, Severance, Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb oder In With The Devil, da haben sich dieses Jahr schon einige Hochkaräter ins Programm des Streamingdienstes geschmuggelt. Und offensichtlich ist an der Stelle noch nicht Schluss. So geht nun mit The Girl In The Water ein weiterer empfehlenswerter Genrebeitrag an den Start. Im Gegensatz zu den oben genannten Beispielen, wo es um groß angelegte Geschichten geht, seien es geheime Verschwörungen oder einen perfiden Serienmörder, da ist der Fall von Sophie zunächst deutlich weniger spektakulär und betrifft auch nur wenige Figuren. Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Spannung lässt sich auch in einem überschaubareren Kontext erzeugen.

Zu diesem Zweck greift Veronica West, welche die Serie entwickelt hat, auf ein im Thrillergenre immer wieder gern verwendetes Element zurück: Die Hauptfigur hat Amnesie. Das Prinzip ist dabei mehr oder weniger immer dasselbe. Gemeinsam mit dem Publikum versucht die betroffene Person, nach und nach die Erinnerungen zurückzugewinnen und auf diese Weise herauszufinden, was tatsächlich vorgefallen ist. Ich. Darf. Nicht. Schlafen. und Trauma – Der Fall Adam Belmont sind nur zwei der vielen Beispiele, die nach diesem Prinzip funktionieren. The Girl In The Water betritt an dieser Stelle kein Neuland. Vielmehr hält sich West an die bewährten Abläufe, wenn mit der Zeit immer mehr Puzzleteile gefunden werden und die Wahrheit sich fortlaufend verändert.

Die Suche nach dem Ich

Hier geht es vor allem darum – der englische Originaltitel Surface verrät es bereits –, hinter die Oberfläche zu schauen. Und das in vielerlei Hinsicht. Das größte Rätsel ist natürlich das, was an Bord der Fähre wirklich geschehen ist. Fiel Sophie hinunter? Wurde sie gestoßen? Sprang sie selbst? Und aus welchem Grund das alles? Doch damit verbunden sind eine Reihe weiterer Dekonstruktionen. Dass das Leben des Vorzeigepaares ein paar Dellen hatte, von denen jetzt niemand mehr sprechen mag, das wird früh offensichtlich. Auch dass einige Figuren sich anders darstellen, als sie in Wirklichkeit sind, wird in The Girl In The Water früh angedeutet. Nicht einmal bei Sophie kann man sich sicher sein, wer sie denn nun genau ist – sie weiß es ja selbst nicht.

Damit einher gehen in The Girl In The Water eine Reihe interessanter Fragen, über die es sich nachzugrübeln lohnt. Beispielsweise geht es immer mal wieder um das Thema Identität und wodurch diese bestimmt wird. Ist unsere Persönlichkeit vorgegeben oder das Ergebnis unserer Erfahrungen? Das ist vor allem wichtig im Zusammenhang mit dem Motiv des Neuanfangs, der Sophie nahegelegt wird. Denn je mehr vorgegeben ist, sei es durch außen oder von innen heraus, umso mehr sind auch die Folgen festgelegt – so eine der vielen Überlegungen, die hier innerhalb von acht Folgen geäußert werden.

Mehr Fragen als Antworten

Tatsächliche Antworten sind hingegen Mangelware. Die existenziellen Denkanstöße werden den Zuschauern und Zuschauerinnen mitgegeben, damit diese an der Stelle weitermachen. Aber auch was die konkreteren Fragen angeht, muss sich das Publikum auf Leerstellen gefasst machen. So verschiebt sich der Fokus bei The Girl In The Water immer mal wieder auf die zwischenmenschliche Komponente, während die Mystery-Handlung stockt. Irritierend ist auch das offene Ende, nachdem es zunächst hieß, es handele sich hierbei um eine in sich abgeschlossene Miniserie. Eine zweite Staffel ist daher dringend erwünscht. Luft nach oben gibt es auch, gerade im Hinblick auf das Pacing. Dafür versöhnt die schauspielerische Klasse in Gestalt von Gugu Mbatha-Raw (The Whole Truth – Lügenspiel) und Oliver Jackson-Cohen (Der Unsichtbare), die als undurchsichtiges Vorzeigepaar die Serie auch während der inhaltlich schwächeren Passagen tragen.

Credits

OT: „Surface“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Sam Miller, Kevin Sullivan, Jennifer Morrison, Tucker Gates
Drehbuch: Veronica West, Tony Saltzman, Leigh Ann Biety, Raven Jackson, Glenise Mullins, Erica L. Anderson, Glens Mullins, Dan Lee West, Martin Zimmerman
Idee: Veronica West
Kamera: Elie Smolkin, Claudine Sauvé, Tami Reiker
Besetzung: Gugu Mbatha-Raw, Oliver Jackson-Cohen, Stephan James, Ari Graynor, Marianne Jean-Baptiste, François Arnaud, Millie Brady

Bilder

Trailer

Interview

Wenn ihr mehr über die Serie erfahren möchtet: Wir durften zum Start von The Girl in the Water mit Gugu Mbatha-Raw und Oliver Jackson-Cohen ein Interview führen, die in dem Thriller die Hauptrollen spielen, und befragten sie unter anderem zu den Themen Selbstsuche und ob wir andere je wirklich kennen können.

Gugu Mbatha-Raw / Oliver Jackson-Cohen [Interview]

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The Girl In The Water
Fazit
„The Girl In The Water“ beginnt mit dem in Mystery-Thrillern immer wieder gern genutzten Motiv der Amnesie, wenn die Hauptfigur von einer Fähre ins Wasser stürzte und keiner sagen kann warum. Die Serie wechselt dabei immer wieder zwischen Spurensuche und Charakterdrama, baut zwischendurch auch interessante Fragen etwa zu Identität und Vorbestimmtheit ein. Dafür tritt sie zuweilen auf der Stelle, wenn die Hauptfragen kaum vorankommen.
Leserwertung115 Bewertungen
4.3
7
von 10