Trauma
© 2019 13ème Rue/Emmanuel Guimier

Trauma – Der Fall Adam Belmont

Kritik

Trauma
„Trauma – Der Fall Adam Belmont“ // Deutschland-Start: 7. Oktober 2020 (13th Street)

Drei Frauen hat der unbekannte Serienmörder bereits auf dem Gewissen. Und es wird nicht bei diesen drei bleiben, davon sind der ermittelnde Polizist Adam Belmont (Guillaume Labbé) und sein Team bestehend aus Julie Dulac (Olivia Ross) und Hugo Chapelain (Narcisse Mame) überzeugt. Doch trotz intensiver Spurensuche sind sie nicht wirklich weiter gekommen. Einen Tatverdächtigen haben sie zwar bereits, aber immer wieder gelingt es diesem, ihnen durch die Lappen zu gehen. Als mal wieder ein Einsatz fehlgeschlagen ist, wird Belmont Opfer eines Anschlags. Wie durch ein Wunder überlebt er zwar den Schuss in seinen Kopf, hat dabei jedoch sein Gedächtnis verloren. Das ist nicht nur privat und bei dem Fall fatal. Er hat deshalb auch keine Erklärung, als er kurze Zeit später eine furchtbare Entdeckung macht …

Der gute alte Gedächtnisverlust! So unpraktisch und erschreckend die Erfahrung auch ist, sich plötzlich an nichts mehr erinnern zu können, so dankbar ist ein solches Ereignis für Geschichtenerzähler. Viele Filme und Serien nutzen ein solches Szenario, um damit Spannung zu erzeugen. Radius – Tödliche Nähe oder Wrong Identity – In der Haut einer Mörderin sind nur einige Beispiele dafür, wie ein Protagonist oder eine Protagonistin zu Beginn ohne Gedächtnis zu sich kommt und nun herausfinden muss, was geschehen ist. Über die Glaubwürdigkeit kann man sich streiten. Effektiv ist dieser Kniff aber eigentlich immer. Indem das Publikum auf einer Wissensstufe mit dem oder der Betroffenen steht, darf man die jeweilige Verwunderung nachempfinden und kräftig miträtseln.

Was, wenn ich der Böse bin?
Bei Trauma – Der Fall Adam Belmont ist das ganz ähnlich. Der Einstieg ist etwas umständlich, die Aussagen der Ärzte, das wäre alles ein großes Wunder ein bisschen dick aufgetragen. Dafür hat die französische Serie einen cleveren Einfall, wie sie das bekannte Szenario noch einmal abwandeln kann. Belmont stellt kurze Zeit später fest, dass er deutlich mehr über den Fall wusste, dies aber nicht mit seinem Team teilte. Wenn wir hier mit dem Protagonisten auf eine mühsame Vergangenheitsreise gehen, dann geht das mit unangenehmen Fragen einher: Warum hat der Polizist so viel verschwiegen? Steckt er mit dem Täter unter einer Decke? Ist er vielleicht sogar selbst der Täter?

Beispiele dafür, dass der unter Amnesie leidende Held womöglich in Wahrheit der Böse ist, gab es schon ein paar. Trauma spielt aber ganz geschickt damit, dass hier beides denkbar wäre. Dadurch bekommt die Serie eine interessante psychologische Ausrichtung. Die Auseinandersetzung mit der Möglichkeit, ein Serienmörder zu sein, das ist schon heftig. Es hat auch ein paar philosophisch interessante Folgen. Ist ein Mensch noch ein Individuum, wenn er keine Vergangenheit hat? Wie sehr ist unsere Persönlichkeit an die Erfahrungen gekoppelt, die wir gemacht haben? Und kann man jemanden zur Rechenschaft ziehen für etwas, das er getan hat, wenn dieses etwas nicht mehr in seinem Bewusstsein ist?

Alles nur nicht glaubwürdig
Um eine tatsächliche Antwort drückt sich Trauma jedoch. Die interessanten Aspekte werden gegen Ende völlig über Bord geworfen, wenn die Serie in erster Linie ein geradliniger Thriller sein will. Das ist natürlich schon etwas schade, umso mehr, da die Geschichte doch einigen Anlass zum Ärger gibt. Die ohnehin schon eher geringe Glaubwürdigkeit wird dann mit den Füßen getreten, bei der Polizei scheint zudem ein Wettstreit zu entbrennen, wer sich am dämlichsten verhalten darf. Ausgerechnet beim Finale, das besonders nervenaufreibend sein möchte, scheint beim Schreiben des Drehbuchs niemand mehr darüber hat nachdenken wollen, ob das in irgendeiner Form sinnvoll ist. Das reicht dann selbst sehr großzügig ausgelegt nicht einmal mehr für B-Movie-Qualität.

Das ist schon schade, da über weite Strecken Trauma gute Genreunterhaltung bietet. Neben dem interessanten Szenario punktet die Serie beispielsweise mit einem überzeugenden Auftritt von Margot Bancilhon (Drei Tage und ein Leben) als kämpferischer Unbekannten. Running Gags rund um ein chinesisches Restaurant, in dem das Team Stammgast ist, sorgen für ein bisschen Auflockerung. Sébastien Lalanne bringt als unterkühlter interner Ermittler, der den Anschlag auf Belmont untersucht, zusätzlich Spannung. Insgesamt reicht das dann noch für einen soliden Thriller, die sechs Folgen sind recht schnell vorbei. Aber es wäre doch noch mehr möglich gewesen, wenn das Szenario mit einer besseren Geschichte verbunden wäre.

Credits

OT: „Trauma“
Land: Frankreich
Jahr: 2019
Regie: Fred Grivois
Idee: Henri Debeurme, Aurélien Molas
Musik: Thomas Cappeau
Kamera: Martin Roux
Besetzung: Guillaume Labbé, Margot Bancilhon, Olivia Ross, Sébastien Lalanne, Narcisse Mame, Alysson Paradis, Bruno Georis, Alexandre Furet

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In „Trauma“ verliert ein Polizist in Folge eines Anschlags sein Gedächtnis und stellt daraufhin erschrocken fest, dass er mehr über die Arbeit eines Serienmörders wusste, als er zugab. Das Szenario ist interessant und bringt einige spannende philosophische Fragen mit sich. Die Glaubwürdigkeit ist dafür recht gering, zum Ende hin wird es sogar richtig ärgerlich.
6
von 10