The Whole Truth – Lügenspiel
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The Whole Truth – Lügenspiel

Inhalt / Kritik

The Whole Truth
„The Whole Truth“ // Deutschland-Start: 6. April 2017 (DVD/Blu-ray)

Es ist kein einfacher Auftrag, den der Anwalt Richard Ramsay (Keanu Reeves) da angenommen hat. Nicht nur dass das Mordopfer Boone Lassiter (James Belushi) ein Kollege von ihm war, den er persönlich gut kannte. Ausgerechnet dessen 17-jähriger Sohn Mike (Gabriel Basso) soll den Mord begangen haben. Zumindest hat er die Tat sofort gestanden, hüllt sich seither jedoch in Schweigen, was die Arbeit seines Verteidigers noch einmal deutlich erschwert. Doch Ramsay will nicht aufgeben, tut alles dafür, um seinen Mandanten irgendwie freizubekommen. Unterstützung erhält er dabei von Loretta Lassiter (Renée Zellweger), der Mutter des Angeklagten, sowie der neuen Assistentin Janelle (Gugu Mbatha-Raw). Tatsächlich gelingt es ihm, auf diese Weise immer mehr über die Geschichte herauszubekommen, darunter auch unglaubliche Details aus dem Familienleben …

Die Geschichte hinter der Lüge

Wenn ein Film, in dem mehrere große Hollywood-Starts mitspielen, hierzulande direkt auf DVD veröffentlicht wird, ist das fast immer ein Grund zum Misstrauen. Sicher, manchmal sind da auch Werke dabei, die einfach so eigenwillig sind, dass sie sowieso kein großes Publikum anziehen. Dann kann man sich den Gang in die Lichtspielhäuser eventuell gleich sparen. Oder es liegt eben doch daran, dass der entsprechende Film einfach nicht besonders gut ist. So auch bei The Whole Truth – Lügenspiel, das zwar so illustre Namen wie Keanu Reeves, Renée Zellweger und Jim Belushi auf dem Cover anpreisen kann, letztendlich aber doch zu wenig zu bieten hat. Nicht ganz grundlos ging der Film in den Ländern, in denen er tatsächlich lief, ziemlich baden. Die Kritiken waren auch bescheiden.

Dabei hat man zumindest zu Beginn noch das Gefühl, dass das hier eine spannende Angelegenheit werden könnte. Wenn zum Einstieg der Geschichte Mike den Mord sofort zugibt, danach aber nichts mehr sagen will, dann weiß man als Zuschauer und Zuschauerin: Da ist noch mehr dran! Zumal sich bei The Whole Truth – Lügenspiel eine ganze Reihe von Leuten große Mühe geben, sich möglichst verdächtig zu verhalten. Wie der Titel bereits ankündigt, sind Lügen hier nicht kleine Nebengeschichten, die mal ausgepackt werden. Stattdessen wird gelogen ohne Ende, aus den unterschiedlichsten Gründen. Herauszufinden, wer hier die Wahrheit sagt und was bei dem Mord an Boone wirklich geschehen ist, wird dadurch zu einer echten Herkulesarbeit.

Überraschende Wendungen

Dass so etwas spannend sein kann, ist klar. Viele Krimis und Thriller fußen darauf, dass die Hauptfigur irgendwie das Netz der Lügen durchtrennen muss. Drehbuchautor Nicholas Kazan, der für Die Affäre der Sunny von B. eine Oscar-Nominierung erhielt und hier unter seinem Pseudonym Rafael Jackson tätig ist, hat sich da auch schon einiges einfallen lassen. Immer mal wieder nimmt die Geschichte eine Wendung, gerade auch weil sich die Aussagen der einzelnen Leuten von der in Flashbacks gezeigten Wahrheit deutlich unterscheiden. Zum Schluss kommt es dann sogar richtig dicke, wenn alles, was man hier als gegeben angenommen hat, auf den Kopf gestellt wird. Die wenigsten dürften bei The Whole Truth – Lügenspiel erraten, was wirklich vorgefallen ist.

Das Geheimnis eines guten Twists liegt aber darin, dass es schon vorher Hinweise darauf gibt. Dass man als Publikum sich bei der Auflösung an die Stirn fasst und erkennt, wie sehr mit einem gespielt wurde. Bei The Whole Truth – Lügenspiel wurde dieses Potenzial jedoch nicht genutzt. Hier gibt es keine Szenen, die im Nachhinein auf einmal völlig neu gedeutet werden, weil man etwas Entscheidendes übersehen hat. Der Film hat mehr von einem dieser Krimis, bei denen am Ende einfach ausgewürfelt wird, wer es denn war. Das ist für ein Publikum, das gern überrascht wird, sicher nicht ganz uninteressant. Billig konstruiert ist der Weg dorthin trotzdem.

Wahrheitssuche ohne Spannung

Wobei die Geschichte nur ein Teil des Problems ist. Ebenso wichtig ist die konkrete Umsetzung. Und leider schwächelt The Whole Truth – Lügenspiel ausgerechnet an der Stelle. Regisseurin Courtney Hunt scheitert an der Aufgabe, den Inhalt irgendwie interessant in Szene zu setzen. Anstatt dass man hier gespannt an den Lippen der diversen Lügner und Lügnerinnen hängt, macht sich viel zu früh Langeweile breit. Das Interesse an den Figuren erlischt gleich zu Beginn, egal auf welcher Seite sie nun stehen. Wenn der Film teilweise mehr aus der Sache machen will, aus dem reinen Gerichtsdrama sich allgemeine Überlegungen zu Moral und Recht ableiten, bringt das daher recht wenig. Dafür hätte es eine wirkliche Auseinandersetzung gebraucht, die sich durch den gesamten Film zieht. Stattdessen gibt es eine nachlässig zusammengestellte Szenensammlung, die nie wirklich die notwendige Intensität entwickelt.

Credits

OT: „The Whole Truth“
Land: USA
Jahr: 2016
Regie: Courtney Hunt
Drehbuch: Nicholas Kazan
Musik: Evgueni Galperine, Sacha Galperine
Kamera: Jules O’Loughlin
Besetzung: Keanu Reeves, Renée Zellweger, Gugu Mbatha-Raw, Gabriel Basso, James Belushi

Bilder

Trailer

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„The Whole Truth – Lügenspiel“ ist ein zwar wendungsreiches, letztendlich aber recht langweiliges Gerichtsdrama um einen Jungen, der seinen Vater ermordet haben soll. Auch das prominente Ensemble und vereinzelt weitergehende Gedanken zu Moral und Gerechtigkeit können nicht verhindern, dass der Film träge und nichtssagend ist.
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